In der BRD wurden und werden immer mehr Universitäten besetzt, um auf die Bildungsmisere aufmerksam zu machen. An dieser Stelle dokumentieren wir als Beispiel die Solidaritätserklärung der SDAJ Dortmund:
An die Studierenden der TU Dortmund und der FH Dortmund,
an die BesetzerInnen in der EF 50
Liebe Studierende, liebe KommilitonInnen,
wir, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjungend (SDAJ) Dortmund, möchten uns solidarisch erklären mit der Besetzung des Hörsaals im Gebäude der EF 50.
Wir unterstützen eure Proteste und Forderungen nach einem besseren Bildungssystem. Dabei stehen wir als SchülerInnen und Studierende aktiv an eurer Seite und kämpfen mit für unsere gemeinsamen Interessen.
Auch mit den zahlreichen Besetzungen an anderen Universitäten und Bildungseinrichtungen im ganzen Land und weltweit sowie den Protesten und Demonstrationen im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks der vergangenen Woche erklären wir uns solidarisch.
Wir denken, dass ein koordinierter bundesweiter, ja internationaler Protest und eine Vernetzung der unterschiedlichsten Betroffenen im Bildungssystem von allergrößter Bedeutung sind. Denn die Missstände im Bildungssystem, gegen die wir protestieren, sind keineswegs nur vereinzelt anzutreffen und alles andere als zufällig.
Systematisch wird an der Bildung gespart, der Staat zieht sich immer mehr aus der Finanzierung zurück und Studiengebühren werden eingeführt. Auf der anderen Seite werden seit Jahren die Steuern auf Unternehmensgewinne gesenkt, in der gegenwärtigen Krise werden den Banken Milliarden Euro zur Finanzierung ihrer Spekulationsschulden geschenkt und für Kriege in Afghanistan und anderswo stehen auch immer mehr Mittel zur Verfügung.
Nicht viel anders sieht es im Gesundheitswesen und der Altersvorsorge aus. Auch hier sollen wir immer mehr selbst zahlen (Praxisgebühr, höhere Beiträge, Riesterrente), während die Unternehmen aus der Pflicht genommen werden.
Warum also zahlen wir Studiengebühren? Damit die Unternehmen und Banken immer höhere Gewinne einfahren und sie dann in der nächsten Krise verspekulieren können!
Die Umstrukturierungen auf Bachelor und Master und die damit verbundenen Konsequenzen sind ein ebenso großes Problem. Der enorme Leistungsdruck, die Anwesenheitspflicht in Verbindung mit den finanziellen Problemen, u.a durch die Studiengebühren, machen das Studium zu einer großen physischen und psychischen Belastung. Wer nicht gleich von den Studiengebühren vom Studium abgehalten wird, wird durch das Studium gepeitscht und hat kaum noch die Möglichkeit, sich auch über sein Studienfach hinaus zu bilden oder sich an der Uni zu engagieren.
Dabei geht es darum, dass wir möglichst schnell durch das Studium kommen, um dann, so der Bedarf vorhanden ist, in der Wirtschaft eingesetzt werden können. Dies führt derzeit nicht nur zu hohen Qualitätsverlusten in fachlicher Sicht, sondern macht es den Studierenden kaum mehr möglich, sich persönlich umfassend zu entwickeln und zu bilden und einen kritischen Umgang mit ihren Studieninhalten zu entwickeln.
Um mit unseren Forderungen erfolgreich zu sein, müssen wir sie nicht nur mit Nachdruck vertreten, sondern unseren Protest auch möglichst breit vernetzen. In Dortmund gibt es dafür bereits seit Anfang des Jahres ein „Bildungsstreik-Bündnis“, in dem Studierende, SchülerInnen, Mitglieder der Gewerkschaften und verschiedener Jugendorganisationen vertreten sind.
Das Bildungsstreik-Bündnis organisierte u.a. im Juni dieses Jahres im Rahmen des bundesweiten Bildungsstreiks eine Demonstration mit über 8.500 TeilnehmerInnen. Für das Frühjahr 2010 sind bereits die nächsten bundesweiten Bildungsstreiks angesetzt.
Lasst uns daran arbeiten, unseren Protest aufrecht zu erhalten und im Frühjahr zusammen mit SchülerInnen, Auszubildenden und allen anderen vom Bildungssystem betroffenen noch kraftvoller zu gestalten.
So und nun reinhaun, packen wirs an!
Mit solidarischen Grüßen,
SDAJ Dortmund
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