Berlin 1951: „Im August da blüh’n die Rosen“
Im April 1951 wurde die FDJ in der BRD verboten. Im August waren die Weltfestspiele.
Die Weltfestspiele bedeuteten für mich „mal raus zu kommen“ und etwas erleben.
Drei Wochen vor Beginn des offiziellen Programms, im Juli reiste ich als Pionierbetreuerin mit den Kindern in die DDR. Das war schwierig, weil wir ja wussten, dass man an den Grenzübergängen kontrolliert wurde. Viele wurden auch zurückgeschickt.
An der Grenzen stiegen wir mit den Kindern aus dem Bus und gingen los, im Dunkeln über die Wiese, durch den Wald und waren bald „drüben“. Auf DDR-Seite wartete ein zweiter Bus. In den stiegen wir ein und fuhren zu einem Zeltlager, das sehr schön lag, an einem See.
Dort verbrachten wir drei Wochen, bis wir zu dem riesigen Pionierlager nach Wuhlheide am Rand von Berlin fuhren.
Ich erinnere mich sehr gut an das Festivallied „Im August da blüh’n die Rosen“ – auch wegen folgendem Ereignis: Während des Vorbereitungsseminars in Stolpe hat mir ein russischer Soldat eine Rose geschenkt. Gleich darauf hat er sie mir wieder abgenommen und ich war sehr verdutzt. Er nahm sie aber nur, um fein säuberlich die Dornen zu entfernen und hat sie mir dann gleich zurückgegeben. So etwas hab ich bei keinem deutschen Mann erlebt – und da behaupteten die immer, die Russen hätten keine Manieren! Nach insgesamt fünf Wochen in der DDR fuhren wir mit dem Zug zurück. Am Grenzübergang, in Hof mussten auf BRD-Seite alle aussteigen und wurden registriert. Wenn ich heute zurück denke, dann hat die Zeit in der DDR auf jeden Fall bleibende Eindrücke hinterlassen.
Karin Hausladen, Schwabach bei Nürnberg
Moskau & Pjöngjang in den 80ern: „Feuerleiterdiplomatie“ und Spaltung
Von Gorbatschow war bei den Weltfestspielen in Moskau 1985 noch nicht viel zu spüren – wenn man vom „Wodkaverbot“ absah. Die bundesdeutsche Delegation bewegte was ganz anderes, ich bin mir sicher zum Unverständnis aller anderen: Zum ersten Mal seit vielen Jahren hatte es bei uns eine gemeinsame Vorbereitung aller teilnehmenden Verbände und eine gemeinsame Delegation aus Ost und West gegeben – aber nur bis nach der Eröffnungsfeier. Dann flog sie auseinander. Warum? Wegen einem Bären! Die Westberliner Delegation, deren Existenz niemand bestritt, war mit einer Fahne mit dem Berliner Bären drauf eingezogen. Das war der Grund. Danach ging die hohe Form der Diplomatie von Jugendfunktionären los. Bei mir führte sie dazu, dass ich meine Gesprächspartner in der Gewerkschaftsjugend immer über die Feuerleiter besuchen musste, damit sie nicht mit mir gesehen wurden.
In Pjöngjang 1989 war für uns das besondere, dass die SDAJ – kurz nach dem Spaltungskongreß – mit einer gespaltenen Delegation teilnahm. Beide buhlten um internationale Anerkennung. Die Treffen mit anderen Delegationen liefen gespenstisch ab: Erst ein kurzer gemeinsamer Teil und dann blieb der Teil der SDAJ, der dem jeweiligen Gesprächspartner politisch näher stand. Im Nachhinein wurde dann im theoretischen Organ der SDAJ (das damals noch in den Händen der „Erneuerer“ war) verbreitet, wir hätten uns mit der chinesischen Delegation besoffen – und das kurz nach den Ereignissen am Tianmen-Platz. Richtig war daran nur, dass wir chinesisch essen waren – jedoch ohne die chinesische Delegation.
Patrik Köbele, Essen
Cuba 1997: Spannung und Solidarität
Vor allem eines war es: aufregend. Schon der Flug, es war mein erster, und dann gleich zehn Stunden. Danach die Akkreditierung; gefühlt genauso lang. Trotzdem war die Stimmung super. Meine Neugierde war riesig, die Reizüberflutung auch. Ich war vor allem gespannt darauf, wie Cuba es schaffen konnte, so ein Großereignis zu bewältigen, in einer für es selbst sehr schweren Zeit. Aber es ging! Die Organisation war überwältigend. Das für mich beeindruckendste Erlebnis war unser Gespräch mit den Genossen aus dem Sudan. Vier von ihnen hatten wir mit einer Spendensammlung das Ticket nach Cuba finanziert. Da wurde mir das erste Mal richtig deutlich, dass die Bedingungen unter denen wir Politik entwickeln, fast ideal sind, gegenüber den Bedingungen der Sudanesen. Deren politische Führung wurde innerhalb kurzer Zeit zwei mal fast komplett ausgelöscht. Wie die Genossen den Rückweg gestalten, wussten sie noch nicht genau, der direkte Weg war zu unsicher.
Siw, Essen
Venezuela 2005: Gemeinsam diskutieren und feiern
Ich war 2005 bei den Weltfestspielen in Venezuela. Die euphorische Stimmung der Venezolaner bezüglich der neuen, voranschreitenden Prozesse in ihrem Land schwappte sofort auf uns über und wir ließen uns alles zeigen. Gleichzeitig war es einfach der Hammer, auf so viele Jugendliche aus der ganzen Welt zu treffen, die dasselbe Ziel und dieselben Vorstellungen haben. Manche Berichte über die Situation und die politischen Kämpfe in anderen Ländern beeindrucken mich bis heute. Wir hatten rund um die Uhr die Gelegenheit, zu diskutieren und uns auszutauschen. Nicht nur tagsüber während den Podiumsdiskussionen, sondern auch auf den unzähligen Partys bei den GriecheInnen, KolumbianerInnen, CubanerInnen, …
Corinna, Bochum
Dieser Artikel erschien in POSITION – Magazin der SDAJ #3/2010.
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