Dortmund hat ein massives Naziproblem. Die Dortmunder Nazis betreiben unter dem Slogan „Egal ob Antifa Union, UZDO, DSSQ, Linkspartei, Kirche, oder DGB. Wir haben sie alle!“ eine Webseite, auf der Antifaschisten geoutet werden. Den Stadtteil Dortmund-Dorstfeld, in dem sich auch ihr „Nationales Zentrum“ befindet, erklärten sie zur „National befreiten Zone“. Doch ob Farbanschläge auf das Haus der linken Familie Richter, Angriffe mit Buttersäure auf das Büro der Grünen, das „Hippiehaus“ und das linke Café „Taranta Babu“, Überfälle auf die linke Szenekneipe „Hirsch Q“, Zwillenangriffe auf das Büro der Linkspartei, alljährlichem „Nationalen Antikriegstag“, dem Mord an dem Punk Thomas Schulz am 28. März 2005 oder den Morden an drei PolizistInnen im Jahr 2000: Die Lokalpolitik leugnet, verharmlost oder ignoriert die Zunahme der Naziaktivitäten.
Dortmund ist ein heißes Pflaster für AntifaschistInnen jeglicher Couleur. Dies gilt auch für Mitglieder der SDAJ Dortmund: In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar wurde der in Dortmund-Dorstfeld wohnende Genosse Gregor H. körperlich angegriffen, wie die SDAJ Dortmund nun in einer Pressemitteilung berichtet:
Gregor H. befand sich am späteren Abend auf dem Weg nach Hause, als er vor seiner Haustür von einer dunkel gekleideten Person angegriffen wurde. Der Angreifer hatte ihm im Eingangsbereich aufgelauert und sprühte ihm ohne Vorwarnung Pfefferspray ins Gesicht. Gregor gelang es trotz vorübergehender Blindheit durch die stark reizende Flüssigkeit zu flüchten und die Polizei zu alarmieren. Wahrscheinlich hierdurch abgeschreckt, ließ der Angreifer von ihm ab.
Die nach kurzer Zeit eingetroffene Polizei nahm eine Anzeige auf. Die durch das Pfefferspray verursachten Hautreizungen mussten ambulant durch eine Notarzt behandelt werden. Pfefferspray ist eine gefährliche Waffe. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Zwischenfällen mit Pfefferspray gekommen, bei denen Menschen ums Leben kamen.
Unser Genosse ist bereits mehrfach von Dortmunder Faschisten bedroht worden, so zum Beispiel mit den Worten: „Willst du als Märtyrer sterben, wie Schmuddel?“ bei einer zufälligen Begegnung. Diese Aussage spielt auf den am Ostermontag 2005 von einem Neonazi ermordeten Thomas Schulz an und ist als direkte Todesdrohung zu werten. Im September 2010 wurden in seinem Haus sowie in der unmittelbaren Umgebung Flyer mit einem Foto von ihm, Anschuldigungen und dem Aufruf gegen ihn aktiv zu werden verteilt. Diese Hetzkampagne zielt darauf ab ihn einzuschüchtern und ihn zur Aufgabe seine antifaschistisches Engagements zu bewegen. Die Faschisten versuchen Gregor H. aus seiner Wohnung in unmittelbarer Nähe zur Immobilie Rheinischen Straße 135 zu vertreiben. In diesem Haus wurden mehrere Wohnungen und ein Ladenlokal von Nazikadern angemietet.
„Die SDAJ ist Organisation der lernenden und arbeitenden Jugend und setzt sich konsequent gegen Rassismus und Faschismus ein. Wir lassen uns nicht in Nation, Volk oder Rasse aufspalten. Wir kämpfen gemeinsam für Arbeit, Bildung und ein selbstbestimmtes Leben. Dadurch sind wir den Faschisten ein Dorn im Auge und werden als Organisation und immer häufiger auch persönlich angegriffen. Doch wir nehmen diese Angriffe nicht hin und rufen alle Antifaschistinnen und Antifaschisten dazu auf gemainsam gegen die Neonazis vorzugehen.“, so Tino Towara, Sprecher der SDAJ Dortmund.
Dieser neuerliche Angriff reiht sich in eine Kette von Gewalttaten der Dortmunder Neonaziszene ein, die in den letzten Jahren vier Menschen das Leben kosteten. Einen erneuten Höhepunkt stellt der brutale Angriff auf Gäste der Kneipe Hirsch-Q in der Nacht vom 11. auf den 12. Dezember 2010 dar. Dabei wurden sechs Personen durch Schläge, Tritte, Pfefferspray und Messerstiche verletzt.
Muss erst wieder ein Mensch sterben, bevor Stadt, Politik und Polizei endlich ein konsequentes Konzept zum Vorgehen gegen die Faschisten vorlegen? Die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie sowie der Kauf sind erste Schritte in die richtige Richtung, doch es muss noch einiges getan werden, bis Dortmund auch für die Bürgerinnen und Bürger, die nicht ins menschenverachtende Bild der Faschisten passen, eine lebenswerte Stadt ist.
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