Als antifaschistische Kraft in unserer Stadt sind wir solidarisch mit allen Menschen, die sich für ein nazifreies Bochum engagieren. Nicht nur in unserer Nachbarstadt Dortmund, sondern im ganzen Ruhrgebiet häufen sich Aktivitäten aber auch gewalttätige Übergriffe der Faschisten. Doch wir setzen ihnen etwas entgegen: Im folgenden soll ein (unvollständiger) Überblick der aktuellen Konfrontationen und der antifaschistischen Arbeit gegeben werden.
Im Anschluss an den „6. Nationalen Antikriegstag“, der im September 2010 in Dortmund stattfand, zogen sich etwa 50 frustrierte Faschos am Bochumer HBF zusammen, da sie in Dortmund ja nicht marschieren durften. Dies war auch der bundesweiten Mobilisierung, unter anderem der SDAJ, gedankt. In Bochum protestierten sie vor allem gegen ihre eigene Führung, von der sie sich verraten fühlten. Abgerundet wurde dieses Fiasko durch den beherzten Eingriff Bochumer AntifaschistInnen, der den Aufmarsch auch in Bochum stoppte.
Im Oktober wurde ein alternativ gekleideter Musiker in einer U-Bahn von drei Nazis mit Pfefferspray angegriffen. Auch unbeteiligte Passagiere wurden in Mitleidenschaft gezogen. Als SDAJ-Gruppe, die im betreffenden Stadteil sehr aktiv ist, konnten wir dem Opfer unsere Unterstützung anbieten und schufen Öffentlichkeit.
Die NRW-NPD hat in Bochum-Wattenscheid ihre Landeszentrale. So ist hier für sie die organisatorische Struktur so groß, dass sie jährlich Heldengedenken an Krigsdenkmälern der gefallenen deutschen Soldaten beider Weltkriege durchführt. Im Vorfeld haben mutige AntimilitaristInnen gleich mehrere Denkmäler verschönert. Die Statue in Bochum-Langendreer, die die Inschrift „Einst kommt der Tag, da alle Welt Euren Ruhm verkünden wird!“ trägt, verlor gar ihren Kopf. Das Heldengedenken der Nazis im November fiel dann auch noch so klein wie nie zuvor aus, obwohl sie sich die Mühe machten, einige Denkmäler von der Farbe zu reinigen.
Gar nicht schön jedoch waren die Folgeaktionen der Faschisten, die in einer kopflosen Racheaktion den jüdischen Friehof schändeten. Die Polizei war jedoch der Meinung, dass die dutzenden SS-Runen und Hakenkreuze nicht sicher auf eine politisch- oder rechtsmotivierte Tat schliessen ließen.
In der Sylvesternacht ereignete sich erneut ein Überfall auf zwei alternativ gekleidete Jugendliche im Bochumer HBF. Einer der beiden wurde schwer verletzt und musste ambulant im Krankenhaus behandelt werden. Trotz der Aussage der Opfer, dass einer der Täter ein „Good Night Left Side!“ Emblem auf der Jacke trug, sieht die Polizei auch hier keine politische Motivation.
Vielmehr ist die Polizei zu beschäftigt damit, gegen AntifaschistInnen, auch aus den Reihen der SDAJ, zu ermitteln, die vermeintlich an illegalen Blockaden gegen Fascho-Aufmärsche beteiligt gewesen sein sollen. In einer Welle von Prozessen stehen mehrere Dutzend AntifaschistInnen vor Gericht, alleine sieben wegen einer Blockade gegen „Pro NRW“ am 26. März 2010 in Bochum.
Besondere mediale Aufmerksamkeit erlangte der so genannte „Tortenprozess“ gegen den als verantwortlich gekennzeichneten Genossen, wegen eines Plakats gegen einen Naziaufmarsch. Unter dem Slogan „kein Zuckerschlecken für Nazis!“ war auf dem Plakat ein Bomberman mit einer Torte in der Hand abgedruckt. Die Justiz sah hierin einen Aufruf zu Straftaten.
Aufgrund der vielen Prozesse haben wir ein breites Bündnis gegen die Kriminalisierung von AntifaschistInnen (BKA) gegründet und Protestaktionen vor dem Gerichtsgebäude veranstaltet, um Öffentlichkeit und Solidarität zu schaffen. So z.B. bei dem Prozess gegen einen Antifaschisten, der vom Fernsehcop Harry (von Toto und Harry) mithilfe des Gummiparagraphen „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ angeklagt wurde. Dieser hatte sich den Finger verstaucht, als er den Genossen gegen eine Wand schleuderte.
Zudem sammeln wir Spenden, um die betroffenen GenossInnen zu unterstützen.
Am Montag den 24. Januar protestierten etwa 30 AntifaschistInnen gegen eine spontane Flugblattverteilaktion von jungen Kadern der NPD und JN. Die Nazis griffen den Demozug mit Schlägen, Tritten, Pfefferspray und Feuerlöschern an, konnten aber verjagt werden. Nichtsdestotrotz mussten einige GenossInnen im Krankenhaus behandelt werden. Auch umstehende PassantInnen wurden von den Attacken getroffen. Wie es sich für echte deutschnationale Helden gehört, sehen sich natürlich die Nazis als Opfer und beklagen, dass sie von „gewaltbereiten Berufsantifaschisten“ angegriffen worden seien.
Eine gelungene Aktion war die Gedenkkundgebung zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz in der Bochumer Innenstadt. Von einer Gruppe nicht organistionsgebundener Jugendlichen initiert, versammelten sich etwa 40 AntifaschistInnen. Auch die SDAJ hielt eine Rede und rief zu einer Gedenkminute, aber auch zu weitergehenden Protesten gegen Naziaktivitäten, etwa in Wuppertal oder Dresden auf. Der Landesverband Ruhr-Westfalen organisiert hierfür einen Bus.
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