Wuppertal: Großer Erfolg für AntifaschistInnen

veröffentlicht am: 1 Feb, 2011

An der Demonstration gegen den Naziaufmarsch am 29.01.2011 in Wuppertal beteiligten sich zahlreiche SDAJ-GenossInnen aus den Landesverbänden Ruhr- und Rheinland-Westfalen, u.a. aus Köln, Bonn, Bochum, Dortmund, Solingen, Düsseldorf und Essen, und selbstverständlich waren auch Wuppertaler GenossInnen mit von der Partie.

Die SDAJ Solingen schreibt zu den Beweggründen der Faschisten auf ihrer Website:

„Gegen Antifaschismus und linke Gewalt! – Weg mit dem Autonomen Zentrum!“: Unter diesem Motto wollten Faschistinnen und Faschisten letzten Samstag (29.01.) durch Wuppertal marschieren. Man muss kein Freund des AZ Wuppertal oder autonomer Antifa-Strukturen sein, um zu sehen, dass es den Neonazis tatsächlich um etwas Anderes geht: Gegnerschaft zum Faschismus zu delegitimieren, Antifaschisten aller Couleur zu spalten, linkes Bewusstsein kriminalisieren, offen faschistisches Bewusstsein in die Köpfe der Massen zu tragen.

In bekannter Manier – die NSDAP tat dies schon („Seit 5 Uhr 45 wird jetzt zurückgeschossen! Und von jetzt ab wird Bombe mit Bombe vergolten!“ ~ Adolf Hitler, 1939 [Hervorhebung, SDAJ SG]) – stilisieren sich die Täter zu Opfern, so die faschistischen Schlägertruppen zu den Opfern einer angeblich „antideutschen Hetze und linkem Terror“ (Aufruf der Faschisten zur Demo), welche „von staatswegen … hofiert und unterstützt“ (ebd.) wird. Die offenkundige Lächerlichkeit, sowie das wiedererstarkende antifaschistische Bewusstsein im deutschen Volk führte dazu, dass die Faschisten in Wuppertal auf breiten Widerstand trafen.

AntifaschistInnen konnten den Zugverkehr nach Wuppertal über Stunden lahmlegen

Das linke Nachrichtenportal RedGlobe berichtet, dass das »Wuppertaler Bündnis gegen Nazis« den Protest gegen die Nazikundgebung am vergangenen Samstag in einer ersten Bilanz als großen Erfolg der Wuppertaler Bürgerinnen und Bürger wertet. Schon früh zeichnete sich ab, dass der von der Polizei gewünschte Ort für die Auftaktkundgebung vor der »Kirche in der City« für die vielen Menschen, die ihrer Solidarität im Kampf gegen Nazis Ausdruck geben wollten, viel zu klein war. Mehr als 5000 Menschen füllten den Platz bis hinüber zu den City-Arkaden. Guntram Schneider (Minister für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen), der neben der Remscheider Oberbürgermeisterin Beate Wilding und dem Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung zu Beginn der Veranstaltung sprach, beendete seine Grußworte an die Demonstrierenden mit dem Bertolt Brecht zugeschriebenem Zitat: »Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht«. Mehr als vier Stunden gelang es den Demonstrierenden dem Brecht-Zitat folgend die Nazikundgebung zu verhindern. Zeitweilig war der komplette Bahnverkehr rund um Wuppertal – bis Köln und Düsseldorf – eingestellt, wodurch die Anreise von auswärtigen Nazis verhindert wurde.

Die SDAJ besetzte hierbei zeitweise die Treppe des S-Bahnhofs Unterbarmen, der nur wenige Meter vom Nazi-Sammelpunkt entfernt lag.

RedGlobe schreibt weiter: Harsche Kritik übt das Wuppertaler Bündnis an der Strategie und am Einsatz der Polizei. Immer wieder gingen Polizeikräfte mit unverhältnismäßiger Härte gegen die Bündnisaktivitäten vor. Bereits mit Beginn des Demonstrationszuges benutzte die Polizei Pfefferspray und verletzte so die in erster Reihe friedlich Demonstrierenden. Auch im weiteren Verlauf versuchten Polizeikräfte immer wieder mit unverhältnismäßigen Schlagstockeinsätzen und weiterem Pfeffersprayeinsatz den legitimen Protest der Demonstrierenden, ohne Rücksicht auf ältere Menschen und Kinder, zu unterbinden. Mehrfach wurden kleinere und größere Gruppen der Gegendemonstrantinnen und Gegendemonstranten zeitweise eingekesselt. In der Unionstrasse setzte die Polizei 40 Personen sogar über mehrere Stunden fest. Dagegen konnten versplitterte Nazigruppen unbehelligt von der Polizei mit Reichskriegsflagge vom Barmer Bahnhof in Richtung Unterbarmen marschieren und Gegendemonstrierende brutal angreifen.

Auch die SDAJ war von diesem harten polizeilichen Vorgehen betroffen. Auf der B7 verletzte die Polizei die Jugendlichen mit Schlagstöcken und Reizgas.

Erst am Nachmittag, kurz nach 16.00 Uhr, konnte sich die Nazidemo von gerade einmal 100 Nazis unter Schwenken der Reichskriegsflagge vom Unterbarmer Bahnhof in Richtung Elberfeld in Bewegung setzen. Bei ihrem Marsch wurden sie von einem enormen Polizeiaufgebot eskortiert. Trotzdem wurde nicht unterbunden, dass sich einzelne Nazis von der genehmigten Route absetzten, im Rücken der Polizei die Gegendemonstrierenden provozierten und angriffen und wohl auch das Cinemaxx mit Steinen attackierten.

Ebenfalls sehr fragwürdig ist, dass die Polizei die in Solingen festgesetzten Nazis mit Bussen der Wuppertaler Stadtwerken nach Wuppertal eskortierte. In anderen Städten erfahren Nazis keinen derartigen polizeilichen »Schmusekurs«, dort werden letztlich Naziddemos abgesagt. Desgleichen ist nicht nachvollziehbar, weshalb den Nazis nach Beendigung ihrer Kundgebung für den Transport zum Abreisebahnhof in Vohwinkel, wiederum Busse der Wuppertaler Stadtwerke zur Verfügung gestellt wurden.

Eine genaue Auskunft über die Zahl der Verletzten und der Festgenommenen kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gegeben werden. Nach dem bisherigen Stand sind auf Seiten der Demonstrierenden mehr als 40 Personen entweder durch Polizeieinsätze oder durch Zusammentreffen mit Nazis verletzt und ca. 70 Personen festgenommen worden.

Die SDAJ Solingen wertet den Tag aus:

Den Faschisten wurde allerdings die öffentliche Propagierung ihrer Hetze („Was macht Linken und Juden Dampf? Rassenkampf, Rassenkampf!“ ~ ein faschistischer Demoteilnehmer) genehmigt, weshalb sich alle antifaschistischen Kräfte in und um Wuppertal zum Ziel setzten, den Faschisten keinen Fußbreit zu lassen.

Es ist hierbei sehr schön, das so eine große, gemeinsame Front gegen den Faschismus zustande kam, bei der selbst die FDP Seite an Seite mit antifaschistischen, demokratischen Kräften stand. Ferner danken wir an dieser Stelle auch der SDAJ Wuppertal, die uns als SDAJler aus dem Rheinland mittels ihrer Ortkundschaft vernünftig durch die Stadt führen konnte.

Die gestrige Demonstration konnte nur dank der Organisiertheit und Absprache der beteiligten Kräfte in diesem Maße stattfinden. Auch wenn die Faschisten gegenüber den Gegendemonstranten klein wirkten (+5000 gegen 150), so sind sie doch ein ernstzunehmendes Problem. Wir als SDAJ stehen für ein Recht auf ein Leben ohne Rassismus und Faschismus:
Der Schwur von Buchenwald muss noch heute ein Leitfaden aller Politik sein: “Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.”

Es gilt auch für zukünftige faschistische Aufmärsche oder faschistische Hetze in Schule und Betrieb:

Nie wieder Faschismus! Kein Fußbreit den Faschisten! Verbot aller faschistischen Organisationen!
Mach mit in der SDAJ!

Bei unseren Aktivitäten in Wuppertal trafen wir auch auf ein Team des Medienprojektes Wuppertal, die unter dem Titel „Hallo ihr Trottel“ einen Film über den Naziaufmarsch und die Gegenaktivitäten produzierten.

Nachtrag (02.01.2011): Das Fehlverhalten der Wuppertaler PolizistInnen wird offenbar ein Nachspiel haben.

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