Seit knapp einem Monat nun ist das Große Haus des Rostocker Volkstheaters bereits geschlossen. Am Sonntag, den 27. März 2011 fand trotz alledem eine Aufführung von Fontanes Stück „Effi Briest“ statt. Haken an der Sache war nur, dass die Schauspieler_Innen vor leeren Rängen spielten. Die Aufführung wurde per Livestream über das Internet ausgestrahlt und von etwa 4.000 Zuschauer_Innen verfolgt.
Doch nun die Frage: Warum all das? Die meisten Rostocker_Innen werden wohl kaum bemerkt haben, dass das Große Haus geschlossen hat. Aufmerksam wird man, wenn man natürlich regelmäßige_r Theatergänger_In ist, was sich aber heutzutage aufgrund des finanziellen Aufwandes kaum noch bewerkstelligen lässt, sofern man es mit den Preisen zu DDR-Zeiten vergleicht, oder wenn man mit der Straßenbahn am Großen Haus vorbeifährt und an einem aufgespannten Banner zu lesen bekommt „Wir spielen weiter!“.
Der Grund für die Schließung sind die Brandschutzbestimmungen, die nicht eingehalten werden können. Fragen kann man sich hierbei, warum gerade jetzt? Wurde doch schon seit den 1970er Jahren ein neues Gebäude geplant und seit dem Anschluss der DDR noch viel mehr darüber schwadroniert. Die ehemalige Intendantin des Rostocker Volkstheaters, Johanna Schall, berichtet über die Theaterschließung und des Onlineauftrittes:
„Brandschutzprobleme waren seit Jahren bekannt, geforderte Nachbesserungen wurden aus dem Etat des Theaters durchgeführt, für ein weiteres Gutachten brauchte es über ein Jahr, zuletzt wurde noch eine Wand mit Brandschutztür mitten ins Foyer gebaut, in einer morgendlichen Probe erhielten die Spieler via Privat-Telefon aus Berlin (!) Nachricht von der Schließung ihres Hauses.“
Der einfache Grund, wie für so ziemlich alles, ist, dass das Geld nicht in Kultur gesteckt wird. Dass Geld fehlen würde ist Unsinn, Geld ist an sich genug da, auch wenn die Kommunen und Städte immer weiter in die Mangel genommen werden. Es lässt sich dann aber auch leicht von unserem parteilosen Oberbürgermeister Roland Methling sagen: „Denn es kommt nicht allein auf die bauliche Hülle an, sondern zu allererst auf die, die auf und hinter der Bühne stehen.“ Bühne ohne bauliche Hülle – im Sommer vorstellbar!
Schon werden weitere Stimmen laut, doch alles Mögliche miteinander zu fusionieren. Schweriner Theater mit Rostocker Volkstheater, vielleicht auch noch die Norddeutsche Philharmonie Rostock reinstecken? Kunst würde somit immer weniger erreichbar für die Leute. Seit 1990 wurden z.B. 20 Orchester im Osten abgewickelt. Doch Kunst ist freiwillig, wird es so schön gesagt, doch was, wenn Freiwilligkeit besteht, diese jedoch nicht unterstützt wird?
Kunst und Kultur muss bezahlbar und attraktiv für die Masse der Menschen in Rostock und Umland gestalten werden!
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