Die USA pflegen ja zum Teil sehr enge und unterstützende Beziehungen zu ihren Nachbarn im Süden… vor allem zu Putschisten und Militärregime wie in Honduras. Die können sich nur mit Billigung der USA und anderer westlicher Staaten – wie auch Deutschlands – an der Macht halten und so die fortlaufenden Proteste gewaltsam unterdrücken. Und dass die USA nicht nur Putschisten in Honduras unterstützen, ist ein offenes Geheimnis. So sind sie zum Beispiel für unzählige Anschläge auf den kubanischen Präsidenten Fidel Castro seit langem bekannt. Erst kürzlich sind zudem US-Geheimdienstaktivitäten in Bolivien bekannt geworden. Mit Recht sind deshalb die Regierungen der Staaten der Bolivarischen Alternative (ALBA) besorgt, wenn die Nordamerikaner nun sieben Militärbasen in Kolumbien einrichten.
Die USA haben wiederum allen Grund, wachsam zu sein. Das Projekt ALBA gräbt nicht nur ihrem eigenen Freihandelsabkommen ALCA das Wasser ab, das den US-amerikanischen Konzernen ihre Vormachtstellung auf Kosten der einheimischen Unternehmen und der Bevölkerung in Lateinamerika sichern soll. Die solidarische Zusammenarbeit von Staaten – ebenso wie die von Basisorganisationen und Initiativen – stellt vor allem eine greifbare Alternative zur imperialistischen Außenpolitik der Industrienationen dar. So haben kubanische Ärzte die Kranken in vielen Lateinamerikanischen Ländern versorgt und ihr Wissen im Rahmen von Missionen weitergegeben. In Venezuela sind massenhaft Jugendliche an der Umsetzung eben solcher Missionen, wie auch der Alphabetisierungskampagnen beteiligt – und von ihnen begeistert.
Diese Solidarität hat eine große Ausstrahlungskraft auf viele Länder und Menschen in aller Welt. Und allein das stellt für die USA auch schon eine Bedrohung dar. Ihr Erfolg ist aber nicht nur durch konkrete Verbesserung der Lebenssituation breiter Bevölkerungsschichten spürbar, sondern äußert sich auch in einem deutlichen Wirtschaftswachstum. In Venezuela betrug dieses im Jahr 2008 laut dem Auswärtigen Amt 5%, in Bolivien sogar 6,2%. Eine Stabilisierung brachte unter anderem der Handel mit Staaten wie China oder Russland, der die Abhängigkeit von den USA verringerte.
Die USA sehen so ihre wirtschaftliche Macht im eigenen „Hinterhof“ schwinden. Doch obwohl die meisten fortschrittlichen lateinamerikanischen Staaten im Augenblick sicherlich nicht von einer akuten Umsturzgefahr (wie in Honduras) bedroht sind, darf nicht vergessen werden, dass die Erfolge der letzten Jahre nicht per se unumkehrbar. Wirkliche Freiheit für Lateinamerika kann es letztendlich nur im Sozialismus geben. Kuba ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich ein sozialistischer Staat, wenn auch nur unter größten Anstrengungen, Jahrzehnte lang den Angriffen des Imperialismus widersetzen kann. Davon gilt es zu lernen – im „Hinterhof“.
Gianna, Trier
Dieser Artikel erschien in POSITION – Magazin der SDAJ #2/2010.
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