Die SDAJ Köln berichtet auf ihrer Website über den sogenannten „Marsch der Freiheit“ der rassistischen „Bürgerbewegung Pro Köln/NRW“:
Für den 07. Mai hatte die selbsternannte Bürgerbewegung Pro Köln/NRW zum nächsten rassistischen Großevent, einem „Marsch für die Freiheit“, aufgerufen. Angekündigt waren 2500 Teilnehmer, doch die Massen blieben aus. Zwischen 200 und 300 Nazis zogen mit enormer Verzögerung über die Deutzer Brücke zum Heumarkt. Weiter kamen die Nazis nicht, mehrere antifaschistische Blockaden sorgten dafür, dass der Rassistenmarsch nach wenigen Metern abgebrochen wurde. Obwohl die Presse im Vorhinein fast kein Wort über den Naziaufmarsch und die Gegenproteste verloren hatte, beteiligten sich Tausende am Widerstand gegen Pro Köln.
Wie nötig entschlossenes Vorgehen gegen die Leute um Pro Köln ist, zeigt nicht zuletzt, dass rassistische Hetze gegen Muslime und kriminelle Ausländer auch dank ihnen wieder salonfähig geworden ist. Mit Mitgliedern die meist eine Karriere bei NPD oder Republikanern aufweisen können, sitzen sie seit 2004 im Kölner Stadtrat, seit 2009 mit Fraktionsstärke. Über Plakate, Flyer und Schülerzeitungen greifen sie Unzufriedenheiten in der Bevölkerung auf und versuchen auch uns, die lernende und arbeitende Jugend, zu spalten.
Für uns ist klar, dass sich die ihre Propaganda gegen die Rechte und Interessen von uns Jugendlichen richtet und wir uns gemeinsam mit allen demokratischen Kräften gegen die Faschisten wehren müssen. Während zahlreiche Antifaschistinnen und Antifaschisten durch Sitzblockaden in Leverkusen Opladen und Störaktionen am Flughafen Köln-Bonn die Anreise der Faschisten bereits enorm hinauszögerten, wollten wir durch Blockaden in Nähe der Deutzer Brücke sicherstellen, dass Pro Köln nicht über den Rhein kommt.
Nicht nur SDAJler aus ganz NRW waren zur Unterstützung gekommen, begleitet wurden wir insbesondere auch von zwei SchülerInnenvertretungen aus Köln und Bergisch Gladbach, die eigene Transparente mitgebracht hatten.
Auf dem Weg zu unserem Blockadepunkt mussten wir dann aber erst einmal am eigenen Leib erfahren, wie unverhältnismäßig die Staatsgewalt Faschisten schützt. Mitten in der Einkaufsstrasse ging die Polizei massivst mit Knüppeln und Pfefferspray gegen friedliche Schülerinnen und Schüler vor. Auch die umstehenden PassantInnen waren so entsetzt von dem Eingreifen der Polizei, dass sie einen benommenen Genossen mit ins Krankenhaus begleiteten. Das gewaltsame Vorgehen der Polizei möchten wir hier noch einmal in aller Schärfe verurteilen. Es gab keinerlei Anlass, derart repressiv gegen Jugendliche, insbesondere Minderjährige vorzugehen.
Viel Unterstützung und Solidarität erhielten wir aber auch bei unserer anschließenden Demonstration durch die Kölner Innenstadt. In Cafés hingen Plakate gegen den Naziaufmarsch, der Boden war, dank einer Sprühkreideaktion der BSV am Tag zuvor, bunt bemalt und immer wieder stellten sich große Gruppen zu uns, beklatschten und bejubelten unsere Demo. Und auch, wenn das Pfefferspray gerade in der Sonne noch einigen zu schaffen machte, war die Stimmung überaus gut und kämpferisch. Die positive Resonanz von allen Seiten ließen wir natürlich nicht unbeantwortet. Laute Sprechchöre wie „Naziaufmärsche kosten Millionen, gebt’s den Leuten die hier wohnen!“ waren immer wieder zu hören.
Nach dem Abschluss unserer Demo gingen wir abermals unser Ziel an, den Naziaufmarsch zu blockieren. Die Nazis hatten sich mittlerweile rechts-rheinisch gesammelt und waren dabei, die Brücke zu überqueren. Mit weniger Problemen als beim ersten Versuch schafften wir es, diesmal gemeinsam mit der Gewerkschaftsjugend, wichtige Kreuzungen in der Nähe der Brücke zu blockieren.
Obwohl uns die Polizei ein Großaufgebot an Hunden gegenüberstellte, blieben weitere Auseinandersetzungen aus. Spätestens als die Information durchsickerte, dass Pro Köln nach einer kurzen Kundgebung auf der linken Rheinseite der Brücke gleich wieder abziehen muss, war die Stimmung ausgelassen. Der Wap-Ticker des Bündnisses gegen Pro Köln, der uns den Tag über gute Dienste geleistet hat, endet entsprechend mit der Nachricht „Demo der SDAJ am Heumarkt“.
Wir werten den Tag insgesamt überaus positiv aus. Zwar haben es die Faschisten von und um Pro Köln im Gegensatz zu ihren letzten beiden Versuchen geschafft wenige Meter zu marschieren, der Sprung von einer isolierten Randgruppe in das bürgerliche Lager ist ihnen aber noch immer nicht gelungen. Antifaschismus war klarer Grundkonsens aller Kölnerinnen und Kölner. Die vielfältigen Protestaktionen an diesem Wochenende waren effektiv und gingen Hand in Hand. Der Naziaufmarsch wurde zwar nicht zum Rheinfall, war aber allemal ein Reinfall. Einmal mehr haben wir gezeigt, wie nötig das Zusammenhalten aller demokratischen Kräfte gegen Faschisten ist, einmal mehr bleibt Köln Nazifrei!
Auch wenn die Faschisten gegenüber den Gegendemonstranten klein wirkten, so sind sie doch ein ernstzunehmendes Problem. Wir als SDAJ stehen für ein Recht auf ein Leben ohne Rassismus und Faschismus.
„Der Schwur von Buchenwald muss noch heute ein Leitfaden aller Politik sein: ‚Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel.’” (SDAJ-Zukunftspapier)
Es gilt auch für zukünftige faschistische Aufmärsche oder faschistische Hetze in Schule & Betrieb:
Nie wieder Faschismus! Kein Fußbreit den Faschisten! Verbot aller faschistischen Organisationen!
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