Auf zum Bildungsstreik für Solidarität und freie Bildung!

veröffentlicht am: 16 Sep, 2011

An der bundesweiten Bildungsstreikkonferenz in Berlin (9.-11.09.) haben sich über 80 SchülerInnen, Studierende und Auszubildende aus ganz Deutschland beteiligt. Neben zahlreichen Jugendorganisationen waren VertreterInnen von LandesschülerInnenvertretungen, Allgemeinen Studierenden Ausschüssen und der Gewerkschaft anwesend.

Anknüpfend an die Konferenzen in Köln und Gießen wurde zu einem bundesweiten Bildungsstreik für Solidarität und freie Bildung am und um den 17.11. aufgerufen. Für die Proteste im Herbst wird es eine koordinierte Pressearbeit, sowie bundesweites Material geben.

Bildungskrise verschärft sich

Trotz einiger Differenzen war allen Anwesenden klar, dass es wieder höchste Zeit wird für unser Recht auf Bildung auf die Straße zu gehen. Mit den doppelten Abiturjahrgängen und dem Aussetzen der Wehrpflicht drängen nun immer Jugendliche auf zu wenig Ausbildungs- und Studienplätze, zeitgleich verschärft die Bundeswehr ihre Kriegspropaganda an den Schulen.

In elf von sechzehn Bundesländern ist das Schulsystem mittlerweile de facto zweigliedrig, in den übrigen fünf ist die Tendenz dahin klar. Dabei ist die Zusammenlegung der Haupt- und Realschulen lediglich eine Sparmaßnahme die dem sinkenden Bedarf an niedrigqualifizierten Arbeitskräften entspricht und gleichzeitig zeigt, dass immer mehr Eltern die Hauptschule zu Recht als Abstellgleis wahrnehmen. Das gleichzeitige Fortbestehen des Gymnasiums zementiert dabei das mehrgliedrige Schulsystem und ist keinesfalls ein Schritt in Richtung der einen Schule für alle.
Auch die weit reichenden Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise auf unsere Bildung wurden auf der Konferenz immer wieder thematisiert. Dabei wurde deutlich: Bildung wird immer teurer, mehr und mehr Perspektivlosigkeit macht sich breit. Bei der Masse der Jugendlichen verfestigen sich Zukunftsängste und das Bewusstsein, ohne guten Bildungsabschluss keine berufliche Perspektive zu haben. Das wird von den Herrschenden selbst festgestellt. So heißt es in der Shell Jugendstudie von 2010: „Auch weiterhin bleibt der Schulabschluss der Schlüssel zum Erfolg. In Deutschland hängt er so stark wie in keinem anderen Land von der jeweiligen sozialen Herkunft der Jugendlichen ab. Junge Leute ohne Schulabschluss finden seltener eine qualifizierte Arbeit oder eine Ausbildung. Entsprechend pessimistisch blicken Jugendliche, die sich unsicher sind, ihren Schulabschluss zu erreichen, auch in die Zukunft. Bei den Jugendlichen aus sozial schwierigen Verhältnissen sind sich nur 41 Prozent sicher, dass sich ihre Berufswünsche erfüllen.“
Von den Milliarden-Rettungsschirmen zur Bewältigung der Euro-Krise profitieren die Banken und Konzerne. Für ihre Krise sollen mal wieder wir zahlen. Weitere Sparmaßnahmen der Regierung, auch im Bildungsbereich, sollen folgen.

Vom Protest zum Widerstand

Wenn wir uns nicht solidarisch mit allen Betroffenen gegen diesen Generalangriff wehren ist zu erwarten, dass unsere Bildung weggespart wird, unser Lebensstandard weiter sinkt und Zukunftsperspektiven immer mehr Mangelware werden.

Damit die allgemeine Empörung auch in realen Widerstand umschlägt ist noch einiges zu tun. Auf der Konferenz in Berlin wurde dafür aber eine gute Grundlage gelegt. Lasst uns am 17.11. gemeinsam auf die Straße gehen um gegen die Sparpolitik der Regierung und unser Recht auf Bildung zu demonstrieren!

Wir dokumentieren an dieser Stelle den Aufruf zum Bildungsstreik für Solidarität und freie Bildung wie er auf der bundesweiten Bildungsstreikkonferenz in Berlin (9.-11.09.2011) verabschiedet wurde.

Aufruf zum Bildungsstreik für Solidarität und freie Bildung

Wir, die UnterzeichnerInnen dieses Papiers rufen alle SchülerInnen, Studierenden, Auszubildenden, LehrerInnen, Dozierende und alle die sich für Bildung einsetzen wollen, zum Bildungsstreik für Solidarität und freie Bildung auf. Am und um den 17.11.2011 sollen Demos, Proteste, Besetzungen und andere Aktionen stattfinden. Wir wollen damit die Bildungspolitik verändern, Menschen politisieren und Selbstorganisation stärken. Wir stellen uns dabei in den Zusammenhang mit den Jugend- und Sozialprotesten weltweit, sowie den „Global Weeks of Action“ vom 07. bis 20.11.

Unter anderem fordern wir:

  • Abschaffung aller Bildungsgebühren – Kostenfreie Bildung für alle
  • Geld für Bildung statt für Banken und Konzerne
  • Weg mit dem mehrgliedrigen Schulsystem – Eine Schule für alle
  • Studien- und Ausbildungsplätze für alle
  • Alle Zulassungs- und Zugangsbeschränkungen, auch für Masterstudiengänge, abschaffen
  • Die Übernahme nach der Ausbildung
  • Eine gesetzliche Umlagefinanzierung – Wer nicht ausbildet muss zahlen
  • Kleinere Klassen und Kurse mit max. 20 SchülerInnen – mehr LehrerInnen in allen Bildungseinrichtungen
  • Weg mit dem Turbo-Abitur (G8)
  • Kostenlose Mahlzeiten und kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs an allen und für alle Schulen, KiTas und Hochschulen
  • Demokratie statt Repression – Demokratisierung aller Bildungseinrichtungen und Lebensbereiche
  • Gegen die Militarisierung von Bildungseinrichtungen – Für die Zivilklausel, Kooperationsvereinbarungen kippen…

Wir wollen diese sowie die regionalen Forderungen solidarisch vertreten und für ihre Umsetzung kämpfen. Dazu wollen wir uns vor Ort organisieren und rufen alle Menschen dazu auf, Bündnisse zu bilden. Diesen Bündnissen schlagen wir vor am und um den 17.11. öffentlichkeitswirksame Aktionen zu organisieren: Seien es Flashmobs, Demos, Besetzungen oder Streiks. Auch unsere inhaltliche Bildung wollen wir vorantreiben und uns in Diskussionen und auf Veranstaltungen mit den verschiedenen Themen auseinandersetzen.

Für eine breite Bildungsbewegung!

Verabschiedet auf der bundesweiten Bildungsstreikkonferenz in Berlin (9.-11.09.2011)

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