Der Kapitalexport ist der Hauptmotor des Imperialismus. Ohne diesen gäbe es weitaus weniger Kriege und Ausbeutung. Doch wie funktioniert dieser Motor, was für Folgen haben Kapitalexporte?
Der Staat ist im staatsmonopolistischen Kapitalismus ein direktes Instrument zur Durchsetzung der Interessen der Monopolkapitalisten geworden. Das Hauptinteresse der herrschenden Klasse ist auch in diesem Stadium des Kapitalismus leicht zu beschreiben: Möglichst viel Profit erwirtschaften.
Nun gilt es im Imperialismus ein Hindernis zu überwinden: Die einheimischen Märkte sind gesättigt. Es ist nicht immer möglich, das aus dem Produktionsprozess gewonnene Mehrprodukt im nächsten Produktionszyklus wieder profitabel in die Produktion im eigenen Land einzubringen. Aber es wäre kein Kapital mehr, wenn es im nächsten Zyklus nicht möglichst gewinnbringend angelegt würde. Das Problem der Überakkumulation tritt auf, zuletzt erlebt haben wir das in der immer noch andauernden Wirtschaftskrise. Da die Unternehmen aber gezwungen ist, soviel Profit wie möglich zu erwirtschaften, muss das Mehrprodukt woanders hin: ins Ausland, es kommt zum Kapitalexport.
Übernahme und Tochterfirmen
Grundlegend gibt es zwei verschiedene Arten von Kapitalexport. Erstens: Das Aufkaufen von Anteilen anderer Konzerne auf dem Finanzmarkt. De facto kann man hier von einer schrittweise Übernahme des Konzerns sprechen, auch wenn dem expandierenden Kapitalisten unter 50% der Anteile gehören. Wenn beispielsweise Porsche an VW 35% aller Anteile hat und die restlichen 65% zu kleineren Teilen auf andere Kapitalisten aufgeteilt sind, ist Porsche der im VW-Konzern dominierende Teilhaber, denn es ist unrealistisch, dass sich die kleineren Kapitalisten gegen diese Mehrheit erfolgreich zusammenschließen.
Zum Zweiten gibt es für die Unternehmen die Möglichkeit, eigene Produktionsstätten in anderen Ländern aufzubauen oder Tochterfirmen in ihnen zu gründen. Dies war in Südafrika mit VW der Fall. Dort hat VW 100% einer einheimischen Automobilfirma aufgekauft, sie zu einer Tochterfirma gemacht und sich so den afrikanischen Markt gesichert.
Staat im Interesse des deutschen Kapitals
Allerdings stoßen beide Arten auf Gegner: zum einen die Bourgeoisie des befallenen Landes. Denn auch diese muss möglichst viel Profit zu erwirtschaften – sie will keine Teile des Marktes abgeben. Zum anderen das Bestreben anderer Kapitalisten aus unterschiedlichen imperialistischen Ländern: Sie stehen auch unter dem Zwang, Märkte für sich zu gewinnen und ihr Kapital gewinnbringend in den Produktionszyklus einzubringen.
Und da kommt der Staat ins Spiel: So war es beispielsweise auch in Afghanistan, als es darum ging, nach dem für deutsche Waffenkonzerne profitablen Krieg „humanitäre Hilfe“ zu leisten. Dort bekam der deutsche Konzern Siemens den Auftrag, die gesamte Infrastruktur aufzubauen. Damit hatte der Staat diesem Unternehmen mal wieder Millionenprofite ermöglicht.
Wenn es zu Aggressionen nach außen kommt und Kapitalinteressen aufeinander stoßen, setzt der deutsche Staat die Interessen der deutschen Unternehmen durch – sei es mit Krieg, Drohungen oder wirtschaftlichen Repressionen. Hinter diesen Aggressionen steht das Kapital, das einen immer weiter laufenden Motor braucht.
Svenja, Kiel