In Spanien kämpften 1936 bürgerliche Demokraten, Anarchisten und Kommunisten Seit an Seit gegen den Faschismus. Ihr Kampf scheiterte aufgrund der mangelnden Unterstützung der westlichen Demokratien.
Im Jahre 1931 hatte in Spanien die Monarchie der Bourbonen abgewirtschaftet, die Zweite Republik entstand. Die arbeitenden Menschen waren jedoch immer noch gezwungen für elementare Verbesserungen ihrer Lebenslage selbst tätig zu werden. Auch politische Forderungen waren in den Händen ihrer bürgerlich-demokratischen „Interessenvertreter“ schlecht aufgehoben. In Asturien probten daher die klassenbewussten Bergarbeiter im Jahr 1934 unter dem Feldruf „Union der proletarischen Brüder“ den Aufstand – geführt von Anarchisten, Sozialsten und den Kommunisten der PCE. Die großbürgerliche Regierung reagierte mit blanker Gewalt. Der spätere Diktator Francisco Franco verdiente sich Sporen und hinterließ eine Blutspur: 3000 Tote und 7000 Verwundete waren das vorläufige Ergebnis der Auseinandersetzung zwischen der Reaktion und den progressiven Kräften in Spanien. Vor allem das Dekret der Aufständischen über die Verteilung des Großgrundbesitzes auf die landlosen Bauern war mit der bürgerlichen Regierung nicht zu machen, bildeten doch die feudalen Großgrundbesitzer die wichtigste Klasse innerhalb der vorwiegend agrarisch geprägten spanischen Gesellschaft. Das Proletariat spielte nur in den Industriezentren Katalonien, Asturien, Andalusien, dem Baskenland und Madrid eine tragende Rolle.
Erfolg der Volksfront
Vor dem Hintergrund dieser zugespitzten Situation im Klassenkampf entschloss sich die Kommunistische Partei Spaniens – ganz im Sinne des VII. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale – in eine Volksfrontregierung mit der Sozialistischen Partei, bürgerlichen Republikanern, sowie weiteren kleinen Linksparteien einzutreten. Der Wahlsieg des gemeinsamen Bündnisses, der „Frente Popular“, Anfang 1936, machte das möglich. Die Agrarreform, besonders die Landverteilung dieser Regierung war zwar moderat – enteignet wurden lediglich die feudalen Überreste sowie die Kirche; das Eigentum der modernen kapitalistischen Großgrundbesitzer blieb unangetastet. Dennoch waren die Reformen so grundlegend im Widerspruch zu den Interessen der Großgrundbesitzer, dass sich das alte Spanien wiederum zu einer gewaltsamen Reaktion provoziert sah.
Putsch von rechts
Am 17. Juli meldete der Rundfunksender Ceuta: „Über ganz Spanien wolkenloser Himmel“. Damit war das Signal der Herren Generäle zum faschistischen Putsch gegeben. Der geplante Handstreich gelang jedoch nicht, da bewaffnete Gewerkschaften, meuternde Matrosen und loyale Militäreinheiten verhinderten, dass ganz Spanien unter Kontrolle gebracht werden konnte. Von nun an war das Land durch einen Bürgerkrieg in republikanische und faschistische Gebiete gespalten. In der Frühphase spielten sich oft absonderliche Szenen ab, da die Gewerkschaftsmilizen den Kampf wie ein Tagwerk betrieben. Die Arbeiter gingen morgens an die Frontum zu kämpfen, Mittags nach Hause um zu essen, anschließend wieder zur Front und abends ins heimische Bett. Doch so beschaulich blieb es nicht. Bald bekamen die Putschisten Unterstützung von den faschistischen Mächten Deutschland, Italien und Portugal.
Wehrmacht im Dienste des Kapitals
Die Intervention der ausländischen Faschisten war dabei nicht die Folge eines faschistischen Internationalismus, sondern der Interessen der je nationalen Großkonzerne. Den deutschen Monopolisten der IG Farben ging es z.B. vorwiegend um die Rohstoffe Schwefelkies, Eisenerz, Wolfram etc., um derentwillen sie bereit waren, einen „Weltkrieg im Kleinen“ zu führen. Die deutschen Militärs erhielten somit bereits Gelegenheit die Strategie des „Blitzkrieges“ zu erproben – mit allem, was dazugehört: Panzern, Artillerie, Marine- und Luftstreitkräften.
Symbol für die angerichtete Verwüstung durch die deutsche Wehrmacht in Spanien wurde die Bombardierung der Stadt Guernica durch die berüchtigte Legion Condor, wo erstmals die IG Farben-Bombe B1E ihre unheilvolle Wirkung entfalten konnte. Mit diesem überhaupt ersten Bombeneinsatzes und dem angerichteten Massaker bekam der spanische Bürgerkrieg eine neue, grauenvolle Qualität.
Solidarität und Spaltung
Den Hilferuf der republikanischen Kräfte in Spanien erhörten hingegen nur Mexiko und die Sowjetunion. Sie lieferten wichtiges Militärmaterial im Kampf gegen die faschistischen Mächte. Das herausragendste Beispiel für den Proletarischen Internationalismus ist allerdings die Bildung der Internationalen Brigaden:
In Reaktion auf die Einmischung der internationalen faschistischen Mächte meldeten sich Tausende Freiwillige aus 50 Ländern, die bereit waren, ihr Leben für die Sache der Volksfront aufs Spiel zu setzen. Diese Aufbruchsstimmung machte selbst vor den Konzentrationslagern im faschistischen Deutschland nicht halt. So berichtet z.B. der Kommunist Emil Carlebach in seinem Buch „Tote auf Urlaub“ über seine Zeit in Dachau:
„Für fast jeden von uns stand fest: Wenn ich frei komme, dann nach Spanien! Endlich mit der Waffe in der Hand diesen Verbrechern gegenübertreten können. Aber es blieben Träume.“
In den harten Kämpfen um Madrid, am Ebro oder in Teruel ließen schließlich 20 000 Brigadisten ihr Leben. Sie waren angetreten, nicht die bürgerlich-demokratische Herrschaft zu zementieren, sondern um den drohenden Faschismus abzuwehren und somit die besseren Kampfbedingungen für die fortschrittlichen Kräfte aufrechtzuerhalten. Doch dieses moderate Programm der PCE war für die Trotzkisten und spanischen Anarchisten „Verrat“. Sie vertraten die Auffassung, die Revolution stünde auf der historischen Tagesordnung. Ohne Rücksicht auf die bürgerlich-demokratischen Bündnispartner, trieben sie mitten im Bürgerkrieg eine Politik der Kollektivierung voran – und spalteten somit den gemeinsamen antifaschistischen Kampf. Hieraus ergab sich ein zunächst schwelender Konflikt, der im Frühjahr 1937 offen ausbrach: Anarchisten besetzten die Telefonzentrale in Barcelona und eröffneten damit den „Bürgerkrieg im Bürgerkrieg“. Zwar siegte die republikanische Regierung, doch die wahren Profiteure waren die Faschisten.
Rolle der „sauberen“ Demokratien
Denn letztendlich konnte die Spanische Republik dem geballten Ansturm der in- und ausländischen Faschisten nicht standhalten. Die mangelnde Versorgung mit Militärgerät aus dem Ausland brach der Volksfront schließlich das Genick: Die westlichen Demokratien versagten ihr die Hilfe. Sie praktizierten eine „Politik der Nicht-Einmischung“, die faktisch eine Unterstützung der Faschisten bedeutete. Wichtige Versorgungsgüter hielten die französischen Behörden an der spanischen Grenze zurück. Die nach dem Krieg fliehenden Spanienkämpfer landeten in französischen Internierungslagern. Während der McCarthy-Ära wurden sie in den USA sogar verfolgt, weil sie „verfrühte Antifaschisten“ waren. Nach 1945 erhielten sie nur in den sozialistischen Ländern hohe Ehrungen.
Antifaschistisches Fanal
Der Widerstand des spanischen Volkes gegen den faschistischen Putsch kann in seiner internationalen Bedeutung gar nicht überschätzt werden. Er war ein Fanal für den antifaschistischen Kampf weltweit. Für die deutschen Kommunisten, die seit der Machtübernahme der Nazis im Exil zur Untätigkeit verdammt waren, bedeutete es die Möglichkeit wieder aktiv zu werden und sich dem Vormarsch des Faschismus in Europa entgegen zu werfen. Viele entschlossen sich dazu, nach Spanien zu reisen. Doch auch für die deutschen Antifaschisten im illegalen Widerstand sorgte der Aufbruch für neuen Mut und Motivation für den Kampf im eigenen Land.
Arne, Trier