Zur Lösung der „Frauenfrage“ auf kapitalistischer Grundlage.
„Frauen in Führung“ wird immer mehr zum Thema in den hiesigen Vorstandsetagen. Beginnend mit dem Vorstoß der Telekom, eine 30%-Quote für das Management einzuführen, verging lange Zeit kein Monat in dem nicht ein Großkonzern mindestens eine, manchmal sogar gleich zwei Frauen in den Vorstand berief. „Daimler & Co gehen auf Frauenjagd“ titelte die FAZ: „Wer jetzt noch keine Frau in Vorstand oder Aufsichtsrat vorzuweisen hat, der muss sich sputen, die Führung wird weiblicher, überall. Und wer will schon als der letzte Macho-Laden dastehen?“ Sogar die Gewerkschaften sind auf das Thema eingestiegen und entblöden sich oftmals nicht mit einer Studie der Unternehmensberater aus dem Hause McKinsey zu argumentieren, die beweise, dass ein größerer Anteil von Frauen in Führungspositionen schließlich die Unternehmensgewinne steigere. Na, dann!
Stehen also die Chancen gut, die „Frauenfrage“ doch noch auf kapitalistischer Grundlage zu lösen? Wohl kaum. Bei genauerem Hinsehen wird ziemlich schnell deutlich, welchen Preis Frauen für ihre Karriere zahlen müssen. Im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen (wo eine treu sorgende Haus- und Ehefrau das „Hinterland“ sortiert) hat das weibliche Führungspersonal meist keine Kinder. Gleiche Chancen? Von wegen!
Dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie nicht nur ein Problem karriereambitionierter Frauen ist, wird daran deutlich, dass die berühmte „Glasdecke“, über die Frauen in den Unternehmen nicht hinauskommen, nicht erst an der Schwelle zur ersten Führungsetage beginnt. Es sind nämlich bereits die oberen Tariflohngruppen, in denen Frauen hoffnungslos unterrepräsentiert sind. Wegen der Unmöglichkeit, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen, arbeiten die meisten Frauen in Teilzeit. In einer kapitalistischen Arbeitswelt, in der Leistungsdruck und steigende Arbeitszeiten bis zum „burnout“ den Ton angeben, begeben sie sich damit oft auf in das berufliche „Off“.
Es zeigt sich also – Quote hin oder her – solange sich die Arbeitsbedingungen nicht verbessern, ist es für die Mehrheit der Frauen nicht möglich, sich in ihrem Beruf zu entwickeln. Die fehlende Möglichkeit, berufliche und familiäre Anforderungen unter einen Hut zu bringen, erstickt jede Chance auf eine wirkliche Gleichberechtigung. Solange die hiesigen Kinderbetreuungsangebote so mies bleiben, wie bisher müssen sich Eltern entscheiden, wer zuhause bleibt. Vor dem Hintergrund der besseren Verdienstmöglichkeiten für Männer, gibt es da nicht viel abzuwägen. Doch statt die Kita-Plätze auszubauen, will die Bundesregierung bekanntlich das sogenannte Betreuungsgeld einführen. – „Herdprämie“ oder „burnout“, das ist also die Lösung der „Frauenfrage“ im Kapitalismus. Die „Frauenjagd“ der deutschen Konzerne entpuppt sich somit weniger als Chance, denn als eine Drohung!
Thomas, München