Bericht des SDAJ-Landesverbands Ruhr-Westfalen zum Warnstreik der ver.di am 21.03.2012 in Dortmund.
Rund 71.000 Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienst gingen heute in NRW auf die Straße. Die Gewerkschaft ver.di hatte im Rahmen der Tarifverhandlungen zu einem zweiten Warnstreik aufgerufen und mobilisierte zu den zentralen Demonstrationen und Kundgebungen nach Köln, Duisburg, Dortmund und Bielefeld. Allein in Dortmund fanden sich über 30.000 Beschäftigte zu einer kraftvollen Demonstration ein. Die SDAJ Ruhr-Westfalen nahm teil und übermittelte ihre Solidarität an die Kolleginnen und Kollegen.
Wer am heutigen Tag dem Aufruf der Gewerkschaft ver.di nach Dortmund folgte und am zweiten Warnstreik im Rahmen der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst teilnahm, den erwartete nicht nur strahlender Sonnenschein. Während am 07.03. noch ca. 55.000 Menschen gestreikt hatten und so ihren Forderungen Nachdruck verliehen, waren es heute gleich einige tausend mehr.
Die Stimmung war entsprechend gut, vor allem unter den Auszubildenden. Sie bekamen dieses Mal sogar einen eigenen Demozug zum Kundgebungsplatz zugestanden. Treffpunkt war der Wilhelmsplatz in Dortmund Dorstfeld – der Stadtteil, der landesweit als Nazihochburg bekannt ist. Unbeeindruckt dessen sammelten sich hier mehrere hundert Auszubildende und erteilten gleich zu Beginn den Faschisten eine klare Absage. Denn das ist spätestens seit dem 1. Mai 2009 allen klar: Wer die 1. Mai Demonstration des DGB überfällt, der handelt nicht im Interesse der Arbeiterinnen und Arbeiter. Solche Leute versuchen, zu spalten und die Gewerkschaften zu zerschlagen, ganz nach historischem Vorbild.
Nach einigen warm-up Übungen setzte sich pünktlich und mit klarer Ansage Richtung Rechts der Demozug der Azubis in Bewegung. Ein dank reichlich vorhandener Megafone und Trillerpfeifen lautstarker und schriller Haufen, dessen wichtigste Forderung heute alle hören sollten: Übernahme! Übernahme! Hey, hey…! Für alle und unbefristet natürlich. Auf dem Weg in die Innenstadt wurde diese Parole immer wieder skandiert, was zeigt, worauf es den Azubis am meisten ankommt: Auf eine sichere Zukunftsperspektive!
Begleitet wurden die Auszubildenden von ihrem „Maskottchen“ Chuck Norris, der so ziemlich auf jedem Plakat zu finden war. Chuck Norris, so war später noch zu hören, sei wohl der einzige, der sich selbst und unbefristet übernehmen können. Alle anderen aber müssten darum kämpfen und zwar zusammen. Deshalb sei es so wichtig, jetzt auf die Straße zu gehen.
Langeweile kam auf dem Weg zur Kundgebung jedenfalls nicht auf und der gelungene Auftritt der Auszubildenden brachte viele Sympathiebekundungen aus der Bevölkerung. Den quittierte auch die restlichen Beschäftigten mit reichlich Applaus, als der Jugendblock sich mit einem der beiden anderen Demozüge vereinigte. Hier hieß es ganz klar: thumbs up für die Jugend!
Die durfte dann auch bei der Kundgebung in der ersten Reihe stehen – ein deutliches Zeichen dafür, dass die jugendspezifischen Forderungen im Zuge der Tarifverhandlungen nicht in den Hintergrund treten dürfen. Neben der unbefristeten Übernahme im erlernten Beruf zählen dazu auch die Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 100 Euro und die Übernahme der Fahrtkosten zur Berufsschule durch die Arbeitgeber.
Klare Worte fanden die Rednerinnen und Redner. Das Angebot der Arbeitgeberseite, das tatsächlich Reallohnverluste bedeuten würde, sei im besten Falle als Mogelpackung zu bezeichnen. Anderes ausgedrückt: Verarschung! Und das wurde dann auch gut begründet. Denn wo sich seit Jahren die Vermögen der Superreichen und Konzern exorbitant erhöhen – trotz oder sogar wegen der Krise – da müsse auch Geld da sein, damit die Menschen von ihrem Einkommen leben können. Da sei es nicht verständlich, warum die einen immer weniger haben sollen, wenn die anderen nicht mehr wissen, wohin mit dem Geld. Auch das vorgebrachte Argument der Arbeitgeberseite, die öffentlichen Kassen seien leer und Lohnerhöhung führe nur zu noch mehr Schulden, wurde widerlegt. Nicht die hohen Löhne, sondern die Steuergeschenke für die Unternehmen und Vermögenden ganz zu schweigen von den Rettungsschirmen für die Banken hätten die öffentlichen Haushalte in die Verschuldung getrieben. Jetzt sollten die Beschäftigten wieder einmal die Zeche zahlen.
Der Geduldsfaden scheint überspannt. Die Kolleginnen und Kollegen scheinen bereit, im Notfall auch für ihre Forderungen in den Erzwingungsstreik zu gehen und zu kämpfen. Das wird kein einfaches Unterfangen, denn ein Streik im öffentlichen Dienst ist oft problematischer als in anderen Bereichen. Vor allem, weil er auch ein ständiger Kampf um die Sympathien in der Bevölkerung ist. Die bürgerlichen Medien fangen bereits jetzt an Eltern gegen Kindegärtnerinnen, Berufspendler gegen Busfahrer auszuspielen. Auch nagt der Streik nicht so sehr am Profit, wie z.B. in der Metallbranche. Er nagt an den Nerven der Bevölkerung, der längst nicht immer klar ist, warum es wichtig ist, den Beschäftigten in diesem Kampf den Rücken zu stärken. Viele verstehen die Zusammenhänge nicht, die auch auf ihr Leben, insbesondere ihre Beschäftigungsverhältnisse rückwirken. Sie erkennen noch nicht, auf welcher Seite sie objektiv stehen.
Wir, die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) Ruhr-Westfalen, haben im Vorfeld und am heutigen Tag unsere Solidarität mit den Beschäftigten im öffentlichen Dienst bekräftigt. Wir unterstützen die aufgestellten Forderungen – ganz besonders natürlich die der Auszubildenden – im öffentlichen Dienst wie auch in den parallel laufenden Tarifverhandlungen der Metall- und Elektrobranche sowie bei der Telekom.
Immer wieder ist die SDAJ in den Kämpfen der Auszubildenden für das Recht auf einen Ausbildungsplatz, für die unbefristete Übernahme im erlernten Beruf und ein Einkommen, das ein selbstständiges Leben unabhängig vom Geldbeutel der Eltern ermöglicht, eingetreten. Daher werden wir auch weiterhin fest an der Seite unserer Kolleginnen und Kollegen stehen und fordern auf, sich solidarisch zu zeigen und nach Kräften an den Streiks zu beteiligen!