Die SDAJ Wiesbaden schreibt auf ihrer Website über den aktuellen „Chancenspiegel“-Bericht:
Es war einmal…. – so oder so ähnlich würde es lauten, wolle man von Chancengleichheit in Deutschland reden. Oft wird gepredigt, dass Bildung keine Frage mehr des Geldbeutels sei. Das jeder, unabhängig seiner sozialen Schicht, seiner Klasse, die gleichen Möglichkeiten habe.
Nachdem nun desöfteren PISA & Iglu das Gegenteil bewiesen, gibt es nun neuen Grund dazu, das Thema wieder aufzugreifen: der Chancenspiegel. Was ist der Chancenspiegel und was macht er? Der Chancenspiegel ist ein Gemeinschaftsprojekt der Bertelsman Stiftung und des Instituts für Schulentwicklungsforschung (IFS) der TU Dortmund. Dessen Konzept wird wie folgt beschrieben:
Während andere Berichtsformate (z. B. der Nationale Bildungsbericht) umfassend über sämtliche Themen des Bildungssystems Auskunft geben, fokussiert der Chancenspiegel auf ein einzelnes zentrales Thema: die Chancengerechtigkeit der Schulsysteme Deutschlands. Dafür nutzt der Chancenspiegel Informationen aus anderen Bildungsberichten, aus den amtlichen Bundes- und Länderstatistiken und aus Schulleistungsstudien wie z. B. IGLU oder PISA. Im Unterschied zu anderen Berichtssystemen spiegelt der Chancenspiegel diese Ergebnisse anhand wichtiger wissenschaftlich- theoretischer Überlegungen zur Gerechtigkeit von Schule.
Der erste Chancenspiegel ist eine Bestandsaufnahme und basiert auf Zahlen, die bis Ende September 2011 in den amtlichen Statistiken verfügbar waren. Welche Entwicklungen es in den letzten Jahren gegeben hat, wird Gegenstand des nächsten Chancenspiegels sein.
Dieses Projekt veröffentlichte heute (12.03.2012) dessen Ergebnis, welches – für uns – nicht sonderlich überraschend war. So gilt es weiterhin, dass Arbeiterkinder, wie auch Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, es erheblich schwerer haben schulisch Aufzusteigen, geschweige denn ein Gymnasium zu besuchen. Bei den Schulabbrüchen ist Hessen eines der Länder, welche am negativsten bewertet wurden.
Allgemein stellt der Chancenspiegel fest, dass die “Durchlässigkeit” tendenziell eine Richtung aufweist: Nach unten.
Seit je her, war die Frage des Abschlusses eine Frage des Geldbeutels. Akademikerkinder besuchen prozentual häufiger Hochschulen und machen dort auch ihren Abschluss. Arbeiterkinder werden hauptsächlich , dem Leistungsdruck nicht gewachsen, selektiert und landen dann in der Hauptschule oder auf der Realschule. Dort können sie sich dann auf ihre perspektivlose Zukunft einstellen. Es entsteht Neid, Druck & Konkurrenz. Statt sich zu organisieren und für ein besseres, ein gerechteres Schulsystem einzutreten, entsteht elitäres Verhalten und Konkurrenz unter Realschülern, unter Hauptschülern. Selbst in Gymnasien nehmen Kinder aus Arbeiterfamilien eine gesonderte Stellung ein, bleiben ihnen doch Vorzüge verwehrt, da es der einfache Lohn der Eltern nicht hergibt.
Sind diese Kinder etwa weniger intelligent oder fauler? Keineswegs. Kinder aus Akademikerfamilien, bürgerlichen Familien haben Zugang zu individuellen Lernhilfen. Beispielsweise: Nachhilfe, Privatunterricht, gesondertes Lernmaterial (welches weit über das staatlich zur vefügung gestellte Lernmaterial hinaus geht). Ärmere Familien können sich diese Zusatzleistungen für ihr Kind nur begrenzt leisten oder garnicht. Es ist also keineswegs so, dass Arbeiterkinder potenziell dümmer oder auch fauler seien als Kinder aus bürgerlichen Verhältnissen. Vielmehr haben sie nicht die Möglichkeiten, ihre individuellen (Lern-)Schwächen zu kompensieren, Lernhilfen zu erhalten. Durch solche Mißstände, wird die gepriesene Chancengleichheit nur eines – ein Märchen.
Wir als SDAJ fordern jeden Schüler auf – ob Haupt-,Realschüler oder Gymnasiasten- sich für ein gerechteres Schulsystem einzusetzen! In der SV, beim Bildungsstreik, an eurer Schule! Bildung soll keine Frage mehr des Geldes sein, sondern des Willens! Eine Schule für alle!