Festival der Jugend 2012: „Nichts anderes ist, als was wir daraus machen“

veröffentlicht am: 29 Apr, 2012

Ellen Schernikau liest auf dem diesjährigen Festival der Jugend aus den Werken ihres früh verstorbenen Sohnes, Ronald M. Schernikau.

Geboren in der DDR, aufgewachsen in der BRD, ist Schernikau der junge Homosexuelle, der nicht an der piefigen Kleinstadt scheitert, sondern sie an ihm. Auch die Leichtigkeit des früheren Westberlins prallt an ihm ab, Ronald wird kurz vor der Wende DDR-Staatsbürger.

Konsequent in seinen Analysen, urteilt er stets mit zärtlicher Schärfe. Mit Passagen, die zum lauten und mehrfachen lesen verführen, schuf Schernikau Literatur in einem wiederzuentdeckenden Sinne – als Spiegel der Verhältnisse.

POSITION führte ein Interview mit seiner Mutter, Ellen Schernikau, die seit Jahren auf Veranstaltungen aus seinen Werken ließt.
Online veröffentlichen wir das Interview ungekürzt, in voller Länge.

POSITION: Ellen, warum glaubst du, dass es sich auch heut noch für junge Leute lohnt, Ronalds Texte zu lesen?

Ellen: Ich denke, dass die Texte, die Ronald geschrieben hat, zeitlos sind. Dass sie sozusagen immer Gültigkeit haben. Es gibt natürlich bestimmte Bezüge, die sich überholen, das ist logisch. Aber die Kernaussage gilt eigentlich immer. Und eine seiner Kernaussagen ist: „nichts anderes ist, als was wir daraus machen“ Das zum Beispiel. Das ist das Ende eines Gedichtes, das heißt „bach“.

Oder zum Beispiel aus „tage in l.“ – wie er sagt, „es gibt eine einfache probe. frage jemanden nach seinem ideal und frage ihn nach der wirklichkeit. wenn er beginnt, sein ideal zu besingen, geht es los. wenn er über die wirklichkeit lamentiert, vergiß ihn.“ Klar weiß er, dass man das Schlechte der Wirklichkeit benennen muss, und man muss einfach auch mal klagen, man muss sich ärgern und aufregen. Aber wenn es dabei bleibt, dann ist es schade um die eigene Zeit und das eigene Leben.

Also ein Mensch ohne Ideal, das fand er und das teile ich vollständig, der ist eigentlich arm. Das sind so ein paar Beispiele, die man fortsetzen kann. Das mache ich auf den Lesungen. Das macht Mut, mit diesen Texten. Diese Reaktion erfährt man auch an sich selbst, wenn man das so liest.

POSITION: Über deine eigene Lebensgeschichte erfährt man viel in dem Buch „Irene Binz. Befragung“, das Ronald geschrieben hat. Wie kam es denn zu der Idee?

Ellen: Ronald kam eines Tages und sagte: Du hast so vieles erlebt, diese Ost-West-Geschichte und ich brauche neuen Stoff und kann ich das nicht aufschreiben. Da hab ich erst mal gesagt: Nee, ich hab mir auch schon mal gedacht, wenn ich selber mal Zeit habe, Rentnerin bin, dann mach ich das selber. Weil ich selbst auch sehr gern schreibe. Beim nächsten Besuch hat er dann wieder so rumgestottert und willst du nicht, kann ich nicht und da hab ich mir gedacht, ach, na klar. Wenn ich das selber schreibe dann wird’s vielleicht auch ein bisschen kitschig und sentimental und das ist eigentlich gut, wenn er das macht. Und dann hab ich ihm meine Geschichte geschenkt.

Und dann kam er an, mit einem Tonbandgerät und dann haben wir ein ganzes Wochenende zusammen gesessen und haben wirklich zwischendurch einfach mal was gegessen, waren auf dem Klo oder haben mal geschlafen aber eigentlich haben wir ein ganzes Wochenende lang mal nur geredet, geredet – ich vor allen Dingen – er hatte seine Fragen, und so ist das entstanden. Und dann sind da 600 Schreibmaschinenseiten draus geworden. Die hat er zusammengeschnitten auf 150 Seiten. Dann wollte er das gerne in der DDR veröffentlichen und die DDR mit ihren sehr ängstliche Lektoren, die haben das abgelehnt. Weil sie das aus mehreren Gründen nicht druckbar in der DDR fanden. Ein Grund war: man kann den Leuten nicht erzählen, dass jemand aus Liebe rübergegangen ist. Geht halt nicht. Man verrät das Land nicht. Da haben sie sicherlich irgendwo recht. Trotzdem fand ich das damals kleinlich, weil das hätte eine Diskussionsgrundlage sein können für gute Diskussionen. Aber da waren sie ein bisschen engstirnig.

POSITION: Wie bei so vielen Werken Ronalds, dieses Problem hat sich ja zeitlebens durch Ronalds Leben gezogen. Sowohl in der BRD als auch in der DDR hatte er Schwierigkeiten. Was waren denn da die Argumente? Womit hatte er zu tun und zu kämpfen?

Ellen: „Man schreibt sowas nicht, sowas gehört nicht in die Öffentlichkeit.“ Und im Westen haben die Verlage dann gesagt er ist zu weit links. Und dann auch noch homosexuell. Das hat ihnen dann auch wieder nicht gepasst. Beide Seiten fanden ihn zu radikal. Und trotzdem hatte er den Wunsch, in der DDR zu leben, obwohl er wusste, dass er da nicht gedruckt wird. Aber er war in der Hoffnung, dass eines Tages die Leute vernünftiger werden. Oder offener. Und er hat immer gesagt, wenn ich das Land, was ich liebe, also die DDR, kritisiere, dann verstehe ich überhaupt nicht, dass sie die Kritik nicht annehmen, denn ich kritisiere doch nur dann, wenn ich will, dass sich was verbessert. Eine konstruktive Kritik macht man ja nicht, um jemanden nieder zu machen sondern um ihn aufmerksam zu machen und das wollte er. Er wollte einfach ins Gespräch kommen. Und dazu waren die DDR-Leute nicht bereit. Dazu waren sie nicht selbstkritisch genug.

POSITION: Obwohl deine Eltern mit Hitler sympathisiert haben, bist du überzeugte Kommunistin. Wie kam denn das? Warum hat der Sozialismus dir so eingeleuchtet?

Ellen: Ich denke, ich hatte gute Lehrer. Immer wenn ich mit diesen Fragen zu „Früher“ nach Hause kam, da wurde nicht drauf reagiert. Oder das wurde einfach negiert. Und ich hab so viel in der Schule gelernt. Über das, was das sogenannte dritte Reich wollte, die Ziele, die Verfolgung, so dass ich glaubte, dass sowas einfach nicht mehr vorkommen darf, man dem den Boden entziehen muss. Und da wurde sozusagen bei mir „gesät“ und die Saat ist auf fruchtbaren Boden gefallen. Das hat mir eingeleuchtet.

Und dadurch, dass ich immer schon ein kommunikativer Mensch war und gesellschaftlich gerne tätig, hatte ich darüber gleich auch immer Funktionen und hab auch gut argumentieren können. Dann bin ich darüber in die FDJ gekommen, über den Pionierrat. Und in die Partei. Und so bin ich meinen Weg gegangen. Und hab mich nicht beirren lassen von den Fehlern, die wir gemacht haben. Die zwar schmerzvoll waren – ich hab Jahre gebraucht, um nicht zu weinen, wenn bestimmte Themen angesprochenen wurden, weil ich manchmal nicht wahrhaben wollte, was wir für Schwächen hatten, und bin trotzdem dabei geblieben, weil ich weiß, dass der Marx recht hat. Dass dieses System keine Zukunft hat. Und ich freue mich, dass ich bei dem Experiment dabei war. Es ist zwar schiefgegangen – leider – aber es war halt zu schwach. Deshalb konnten die anderen es auch gut killen. Etwas kann ja auch eher gekillt werden, wenn etwas schwach ist. Und diese Schwächen haben wir selber nicht so gesehen. Wir haben uns überschätzt, wir haben gedacht wir wären stärker.
Nächstes Mal wird’s besser.

POSITION: Na, wir arbeiten dran!

Ellen: Genau, und dafür brauchen wir euch! Die Jugend! Also wenn ich mir vorstelle, 50 Jahre war ich aktiv, aber irgendwie wird man auch müde und verleugnet sich zwar nicht, auf keinen Fall, aber ich habe nicht mehr die Kraft. Und da müsst ihr jetzt ran. Ihr seid jung und habt auch wieder andere Ideen und das ist auch gut so.

POSITION: Obwohl du ja so sehr hinter der DDR stehst, bist du umgesiedelt in die BRD. Warum war das denn der Fall?

Ellen: Das war nicht aus politischen Gründen, sondern weil der Vater von Ronald drüben gelebt hat. Und ich hatte immer das Gefühl, ich muss dem Kind einen Vater geben und ich hab den Mann auch geliebt. Wollte mehr Kinder mit ihm. Und ich muss auch sagen, als der 13. August ’61 kam, also die Mauer gebaut wurde, hatte ich das Gefühl, jetzt haben mir andere das Problem abgenommen, weil ich nie richtig wusste, wie mach ich’s richtig. Geht mein Privatleben vor, also meine Wünsche, meine Gefühle, oder muss ich nicht in meinem Land bleiben und am Aufbau mithelfen? Das hat mich viel Kraft gekostet. Sodass der 13. August erstmals eine Art Ruhe reingebracht hat.

Ich hab gedacht: gut, jetzt sehe ich ihn vielleicht nicht wieder. Aber ich hab gespürt, dass es für mich eigentlich ganz gut war, ich war beruhigt. Dann bin ich aber doch rüber gegangen, weil er über so eine Fluchthelfergesellschaft die Gelegenheit hatte, für ’nen Haufen Geld, uns zu holen. Dann hab ich’s mir auch nicht leicht gemacht. Dennoch habe ich mich für meine privaten Gefühle entschieden. Was man nicht unbedingt nachvollziehen muss, aber es war halt so.

POSITION: Und was hat dich dabei am meisten geschmerzt?

Ellen: Das ich nicht mehr teilhaben konnte. Am weiteren Verbessern der Situation. Dass ich das, was selbstverständlich war, aufgeben musste. Ich kannte ja die Verhältnisse, die im Westen herrschten, zwar nur aus Berichten oder aus dem Unterricht, aber ich wusste das da vieles – gerade was Soziales, Bildungsmäßiges und Gesundheitliches anbelangte – bei uns gut war. Und dass ich das jetzt verlassen muss und diese Ungewissheit, in welche Verhältnisse mein Kind kommt, wie es im Westen aufwachsen würde, das war für mich fast bedrohlich. Und trotzdem hab ich’s gemacht.

Mit dem Wissen von heute würde ich’s nicht mehr machen. Doch damals konnte ich nicht anders und dazu stehe ich. Es gab damals viele aus meinen Reihen, die das nicht verstanden haben und auch heute gibt es noch welche. Aber das ist nun keine frage mehr. Ich hab’s getan und das bin ich.

POSITION: Und Ronald? Warum ist er wieder zurückgegangen? Waren dass die Gründe weshalb er generell rüber gegangen ist? Was war da sein Interesse?

Ellen: Er kannte die DDR ja nur als kleines Kind, bis 6. Da kriegst du ja nicht viel mit. Und dann hat er studiert in Leipzig und hat den Alltag kennen gelernt. Und dann hat er während der 3 Studienjahre gesehen, dass das Anliegen der sozialistischen Idee so gut ist, dass er dabei sein wollte, sie immer weiter zu verwirklichen. Obwohl er wusste, dass er ihnen zu radikal ist. Aber das ging ihm nicht unbedingt um dieses Persönliche. Er wollte einfach dabei sein. Das war die eine Seite. Die andere Seite war, dass er in einer gesicherten Position dort arbeiten konnte. Obwohl er nicht veröffentlicht werden würde, wusste er, dass er dort produzieren kann und dass er ein Recht auf Arbeit hat ein Recht auf eine Arbeitsstelle. Was es ja einfach im Westen nicht gab und auch nicht gibt.

POSITION: Wie kam es denn überhaupt, dass der Ronald den Kommunismus für vernünftig befunden hat?

Ellen: Also der Anfang bin sicherlich ich. Ich war ja seine Bezugsperson und er hat mitbekommen wenn ich von der DDR gesprochen habe. Da sind Lügen über die DDR erstmal abgeprallt. Und ich habe ihm Bücher aus der DDR kommen lassen.

Und ich habe ausschließlich gute Literatur gelesen und er auch. Ich war immer bemüht, ihn keinen Kitsch lesen zu lassen oder keine oberflächlichen Dinge. Und er kannte meine Einstellung und hat die sicherlich als Kind erstmal für wahr befunden. Die Umwelt formt ja den Menschen. Aber jetzt kam ja die Schule dazu. Und es hätte durchaus sein können, dass er eher den Lehrern geglaubt hätte, so wie es mir mit meinen Eltern gegangen ist. Und dass er mich nicht mehr ernst genommen hätte. Das ist aber nicht passiert.

POSITION: Was war denn das für Literatur, die er gelesen hat?

Ellen: Ich weiß zum Beispiel, dass er mit 14 schon den Faust gelesen hat. Ob er das alles verstanden hat weiß ich nicht. Aber mit Interesse hat er das gelesen. Er hat die ganzen Klassiker gelesen. Goethe, Schiller, und ich weiß noch, dass er mal aus dem Kinderbuchverlag der DDR mit acht ein Buch ab 12 gelesen hat. Meine Mutter hat ihm das aus der DDR mitgebracht hat. Als Geschenk. Und zwar waren das die Shakespeare-Stücke als Märchen für Kinder. Sodass er recht früh schon mit den Figuren von Shakespeare und mit der Stilart, mit Sonetten bekannt wurde. Und sich da literarisch, belletristisch, auch selber weiter gebildet hat. Er hat alles gelesen was ich hatte. Und ich hatte halt nie Schund. Immer gute Schriftsteller, ob das nun Hermann Kant war oder Brecht, ganz viel, oder Heym. So hat er sich auch geistig gebildet. Und hat sich nie davon abbringen lassen, hat nie irgendwelche schlechten Sachen gelesen. Natürlich mit Einschränkung – er hat auch mal die Bravo gelesen. Die geht ja an keinem vorbei. Und auch den Superman. Aber er ist eben nicht dabei geblieben.

POSITION: Und wie ist er schließlich zu SDAJ gekommen?

Ellen: Er hat da irgendwann Infomaterial gesehen und wusste gar nicht was das ist, brachte das mit und wir haben das zuhause gelesen. Und wir wussten gar nicht, dass es die DKP gab. Wir haben von den sogenannten 68er Jahren zum Beispiel gar nichts mitbekommen. Erstens mal waren wir in der Kleinstadt, da ist sowieso politisch null, und zweitens mal waren wir ja grade erst zwei Jahre drüben, da hatten wir andere Sorgen. Diese Enttäuschung, den Vater doch nicht zu bekommen und doch keine Familie zu bekommen, die war gegenwärtig. So das wir uns versucht haben, den Alltag so schön wie möglich zu machen. Da hat uns die Umwelt gar nicht gekümmert.

POSITION: Und wie war sein Verhältnis zur SDAJ?

Ellen: Er ist ja recht früh in die SDAJ eingetreten, mit 16, und brachte immer Material mit nach Hause, ist auch ein halbes Jahr später in die DKP eingetreten.

Auf der einen Seite war er froh, Leute kennen zu lernen, die so denken wie er. Jugendliche die so sind wie er. Die Kritik war, dass man mit seinem Schwulsein nicht zurecht gekommen ist. Das war ein Konflikt für ihn, dass ein Jugendverband oder ein Partei, die ja doch sehr offen ist, aber an manchen stellen so blöd. Das hat ihn enttäuscht. Einen hat er kennengelernt, der auch beides war, Kommunist und schwul. Die haben sich dann viel unterhalten. Aber sonst war das ein Tabu-Thema. Das war dann ’76. Da redete man nicht offen darüber.

Und was auch seine Kritik war: Er hat früh gemerkt, dass er gern schreibt. Einmal hatte er sich für ein Poeten-Seminar in der Karl-Liebknecht-Schule angemeldet. Und das fanden die Genossen aus der Gruppe da nicht so wichtig. Und erst viel später haben sie mir mal gesagt, nach Ronalds Tod, sie haben den Ronald damals nicht verstanden. Warum wissen sie selber nicht. Für die kamen nur politische Themen infrage und das war auch sehr befremdlich für Ronald und mich. Denn wenn es solche Themen doch schon angeboten gibt, dann muss man doch damit rechnen, dass sich jemand dafür meldet?! Das waren so ein paar Widersprüche. Aber wie das so ist, die Grundlinie stimmte. Und er ist auch immer dann dabei geblieben. Und er hatte immer Kritik, war immer einer von denen, die gerade raus ihre Meinung gesagt haben. In dem Bestreben, dass es besser wird. Dass man mehr zu sich steht und fähiger wird.

POSITION: Was hat er denn immer so gemacht, hatte er bestimmte Funktionen?

Ellen: Der war immer aktiv. Im Redaktionskollegium etwa. Da war er schon in der sechsten Klasse. Die anderen waren alle so elfte, zwölfte. Da war er schon dabei die Schülerzeitung mitzugestalten. Und da hab ich auch heute noch einige Artikel.

Und später war er in der DKP auch im Gruppenvorstand, da hat er auch die Zeitung für Hannover gemacht. Es war immer sein Bestreben, sich zu äußern. Nicht einfach nur als Parteimitglied rumzusitzen und zuzuhören, was da vorne jemand verkündet, sondern er wollte immer mitmachen. Aktiv sein. Und da ihm das Schreiben lag, liegt es ja nahe, dass einer sich da betätigt. Er konnte gut formulieren. So war er eben auch im Gruppenvorstand, der hat immer aktiv mitgewirkt und kritisiert. Und das ist so geblieben. Bis zu seinem Tod.

Und „die tage in l.“ steckt voller Kritik. An der DDR. Obwohl er die geliebt hat. Aber er hatte eben diese Kritik. Sodass nicht mal das in der DDR veröffentlicht werden konnte. So blöd war man damals. Also sein Mentor, der Leiter des Literaturinstituts in Leipzig war, der hat immer gesagt: „die tage in l.“ müsste in die Schulen der DDR. Das hat niemand gemacht. Und so ist es auch wieder im Westen verlegt worden.

POSITION: Wie war das mit den anderen Werken?

Ellen: „legende“ hat er vier Wochen vor seinem Tod noch fertig gestellt. Und da haben Thomas Keck, sein Lebenspartner und ich auch acht Jahre gebraucht, denn wer verlegt schon 600 Seiten über was, wo es auch wieder um Ost und West geht. Auch noch verpackt in so ’ne Engelsgeschichte. Das war nicht einfach. Dann hat der Thomas Keck viele Artikel, die schon veröffentlicht waren oder die auch im Nachlass herausgesucht wurden als „Königin im Dreck“ herausgegeben.

POSITION: Also war Ronald auch anders publizistisch tätig?

Ellen: Ja, der hat sich Geld verdient als Journalist. Einmal um sich zu äußern und natürlich auch um Geld zu verdienen. Muss man ja. Und da ist in den linken Zeitungen immer wieder was von ihm gewesen. Ich weiß nicht wie viel insgesamt.

Und dann ist die „Irene Binz“ jetzt erst rausgekommen, zum 50. Geburtstag. Die ist er damals auch nicht losgeworden. Da hat er damals auch eine Kunstform raus entwickelt, in Blankversen. Das findet man in der „legende“. Das ist darin ein bisschen untergegangen. Die liest sich auch so schon nicht leicht.

POSITION: Zu welchem Werk würdest du jetzt im Moment als erstes greifen?

Ellen: „legende“. Weil das so vielschichtig ist. Obwohl ich das ja mindestens drei Mal lesen musste. Ich hab’s ja mit korrigiert. 2 Mal. Da hab ich manches nicht verstanden. Heute ist das so ein Buch für den Nachttisch. Das kann man aufschlagen wo man will, man kann zu jedem Thema was finden. Ob das eine Erzählung ist oder ein Märchen oder Interviews, oder einfach subjektive Aussagen. Das ist wirklich wie eine Bibel, so hat der Ronald das auch geschrieben. Der hat sie auch zweispaltig geschrieben. Du schlägst es auf und liest dich fest. Und wenn dich was nicht so interessiert, dann blätterst du weiter und du stößt hundertpro auf eine Stelle die dich interessiert. Über die du nachdenken kannst. Und das ist das schöne daran. Sein Opus Magnum, sein großes Werk.

POSITION: Zum Festival der Jugend: Wir sind sehr froh, dass du unsere Einladung angenommen hast!

Ellen: Also, ich bin hochbeglückt! Also muss ich dir wirklich sagen, ich hab mich riesig gefreut als du angerufen hast. Darüber, dass ihr, die ihr meine Enkel sein könntet, dass ihr Interesse habt an mir und an meiner Generation und an dem was wir so erlebt haben. Freu ich mich.

Das Interview führte:
Lea, Essen

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