Kurz nach dem Faschismus beauftragte Bundeskanzler Konrad Adenauer ehemalige Generäle der Wehrmacht damit, den Wiederaufbau einer kriegsfähigen deutschen Armee zu beginnen. Die junge BRD sollte wieder eine imperiale Großmacht werden. Dagegen regte sich breiter Widerstand. Am 11. Mai 1952 rief die damals schon verbotene FdJ gemeinsam mit Christen, Pazifisten und Gewerkschaften zur „Jugendkarawane“ nach Essen, um gegen die Remilitarisierung Deutschlands zu kämpfen. Wenige Stunden vor Beginn der Demonstration wurde diese von der Landesregierung verboten und der Polizei die Schießerlaubnis erteilt, falls doch Protest stattfinden sollte. Es kamen 30.000 Jugendliche um zu protestieren und Kommissar Knobloch gab den Schießbefehl: Der 21 jährige Kommunist Philipp Müller wurde getötet, andere schwer verletzt. Die Herrschenden versuchten selbstverständlich alles zu verschleiern. Die Demonstranten hätten zuerst geschossen, es wäre in Notwehr gehandelt worden. Wie so häufig eine dreiste Lüge. Für diesen Mord an Philipp, dem Vater eines einjährigen Kindes, dem ersten politischen Toten der BRD, wurde niemand zur Rechenschaft gezogen.
Das alles ist nun 60 Jahre her und noch immer gibt es in Essen nichts, was an diese Tat erinnert. Keine Gedenktafel – nichts! Und doch ist das, wogegen Philipp mit so vielen anderen kämpft heute bittere Realität. Deutschland ist drittgrößer Waffenexporteur und führt Krieg in aller Welt. Der Kampf gegen die Militarismus ist hochaktuell. Und auch heute erfüllt die Polizei ihre Aufgabe gewissenhaft: Jeglichen Protest gegen dieses System, welches zwangsläufig Kriege produziert, zu schützen und den Protest dagegen zu kriminalisieren.
Auch das haben wir dieses Wochenende wieder erleben dürfen, aber von vorne: Anlässlich des 60. Todestages Philipp Müllers organisierten wir gemeinsam mit vielen anderen linken Kräften Aktionen, um gegen das Vergessen zu kämpfen und die Aktualität dieses Themas aufzuzeigen. In Gedenken an das erste Opfer des kalten Krieges und unter dem Gesang der Internationalen versammelten sich am Freitag an der Rüttenscheider Brücke (dem Ort an dem Philipp erschossen wurde) viele Antimilitaristen zur Kranzniederlegung. Danach wurde u.a. mit den Coconut Butts und Mighty Mamout Movement unter dem Motto „Beats against Militarism“ gegen Krieg und Militarismus getanzt. Den Abschluss der Aktionen rund um dem 11. Mai war eine große Gedenkdemo in der Innenstadt. Die komplette Linke Essens versammelte sich. Und hier zeigte sich wieder: Auf die Schützer des kapitalistischen Staates ist Verlass – Die Polizei ließ sich die Chance nicht nehmen Teilnehmer der FdJ aus der friedlichen Demonstration zu ziehen und nach Auflösung der Kundgebung Personalien von vielen DemoteilnehmerInnen aufzunehmen. Neben der Polizei versuchten auch Antideutsche zu provozieren. Doch leider müssen wir enttäuschen – wir lassen uns nicht provozieren oder spalten!
„Philipp Müller, das war Mord – Widerstand an jedem Ort!“ Und wir werden Widerstand leisten!
Unser Kampf geht weiter – Nächstes Ziel: Die Rüttenscheider Brücke in „Philipp-Müller Brücke“ umbenennen.
SDAJ Essen