Post von der SDAJ: Der offene Brief an Annette Schavan

veröffentlicht am: 29 Okt, 2012

Grüß Gott, Annette,

das waren ja mal zwei ganz schöne Pleiten, du alte Antikommunistin. Da hast du dich persönlich eingesetzt, dass dieser fiese Linke mit diesem komischen ausländischen Namen, Michael Csaszkóczy, nicht Lehrer werden darf, sprich Berufsverbot bekommt. Und dann hebt Jahre später so ein depperter Richter das quasi von dir erwirkte Urteil auf, und das Musterländle BaWü musste auch noch 33.000€ Strafe an diesen Typ zahlen. Dabei wolltest du nur das Beste für die Kinder, nicht dass die mit so klassenkämpferischem oder antifaschistischem Quatsch in Berührung kommen. Und dann wird dir jetzt höchstwahrscheinlich auch noch dein Doktortitel aberkannt, weil du hier und da ein Zitat nicht gekennzeichnet hast. Der Uni-Gutachter erkennt bei dir eine „plagiierenden Vorgehensweise“, womit du dann hoffentlich die längste Zeit Ministerin gewesen bist.

Naja, etwas besser läuft`s bei der Stiftung „Bibel und Kultur“, deren Vorsitzende du mittlerweile bist. Da willst du vor allem jungen Menschen Gott näher bringen, sonst kommen die noch auf dumme Gedanken. So bemühst du dich aufopfernd um die Bildung – mit den „richtigen“ Inhalten. Als Belohnung schanzte man dir dann sogar das Ministerium für Bildung und Forschung zu. Da kümmerst du dich ums Kerngeschäft und machst „Bildungspolitik für Leistungsträger“. Die Leistungsträger, das sind für dich die Unternehmen und die, die sie leiten. Denen bist du verpflichtet. Denen ging das z.B. alles zu langsam im Bildungssystem. Kein Problem für dich, du hast einfach die Schulzeit verkürzen lassen. Wer hinten runter fällt und nicht mitkommt, hat halt Pech gehabt. War wohl kein Leistungsträger, sondern eher eine Last – in deinen Augen.

Und dann kam da wegen PISA mal eine Debatte auf, dass das gegliederte Schulsystem doch nicht so gut sei, weil es Arbeiterkinder systematisch aussortiert. Dem hast du dann aber schnell den Riegel vorgeschoben. Da wird nichts gerüttelt, das war vor 100 Jahren schließlich auch schon gut. Zumindest gut für dich und deine Wirtschaftsfreunde, die so ihr Humankapital schön in Arbeiter und Elite vorsortiert bekommen.

Für die Elite hast du dir dann auch gleich noch eine Exzellenzinitiative ausgedacht, damit die noch mehr Geld für noch elitärere Elite bekommen. Zusätzlich hast du ein Elitenförderungsgesetz beschließen lassen. Wer hat, der soll noch mehr bekommen – so deine Devise. Wenn dann die PISA-Studie das zigste Mal beweist, dass das deutsche Bildungssystem sozial ungerecht ist, weil Bildung Geld kostet und nur die, die es haben, sich gute Bildung leisten können, dann fällt dir immer plötzlich der Föderalismus ein. Für Bildung sind ja die Länder zuständig, da sind dir als Bundesministerin völlig die Hände gebunden. Du machst nur Elite, mit Bildung hast du nichts am Hut. „Wir brauchen Elite“, hast du zu deinem Antritt 2005 gesagt. Damit bringst du es auf den Punkt.

Du machst Bildungspolitik mit Klassenstandpunkt, daran wollen wir uns ein Beispiel nehmen, um dir und der Klasse, für die du arbeitest, ordentlich die Suppe zu versalzen. Grüße von der anderen Seite der Barrikade, Guten Appetit und ein baldiges Karriereende wünscht

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