Die SDAJ-Bildungszeitung zu Cuba ist nun erschienen. Den Download-Link findet ihr unten.
Es war einmal eine SDAJlerin zu Besuch in Kuba, die darauf brannte zu erfahren, was wohl die Kubanerinnen und Kubaner von ihrem Sozialismus halten. Also fragte sie das nächstbeste, etwa gleich alte Mädchen, während sie gemeinsam auf den Bus warteten, was denn so toll am Sozialismus sei und ob sie nicht lieber in einem kapitalistischen Staat wie in Deutschland leben würde. Das kubanische Mädchen sah die SDAJlerin beinahe etwas mitleidig an, legte den Kopf leicht schief, lachte und meinte dann, ob sie denn nicht wüsste, dass ein Kapitalismus auf Cuba nicht so wäre wie der in Deutschland, sondern wie der in Haiti. Näher ausgeführt bedeutet das: hohe Kindersterblichkeit, mangelhafte medizinische Versorgung, Analphabetismus uswā¦.
Und wofür diese Geschichte nun beispielhaft ist?
Das Bewusstsein der Kubanerinnen und Kubaner darüber, welche Errungenschaften und Fortschritte sie dem Sieg der Revolution verdanken, ist auch über 50 Jahre nach diesem Sieg tief verwurzelt. Nicht nur, dass es dem kubanischen Volk gelungen ist, sich erst von kolonialer (durch die Spanier) und dann von der quasi-kolonialen Herrschaft des US-Imperialismus zu befreien. Kuba gilt heute trotz jahrzehntelanger Angriffe, Terrorakte, Sabotagen, Wirtschaftsblockaden und Attentaten gegen sein Volk und seine Regierung als Vorbild für ganz Lateinamerika, ja sogar der progressiven Linken weltweit. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die in harten Zahlen und Fakten belegbare Leistung dieser sozialistischen Insel, seinen Einwohner ein Höchstmaß an medizinischer Versorgung und Bildung angedeihen zulassen: Die Kindersterblichkeitsquote liegt auf Cuba mit 6,2 pro tausend Lebendgeburten bei einem Wert, den nur zehn Staaten weltweit übertreffen, wobei die USA und Kanada nicht dazu zählen. Die kubanische Lebenserwartung liegt dem gegenüber bei 76 Jahren, wobei das hochindustrialisierte Deutschland auf einen Durchschnittswert von etwa 80 Jahren kommt und Staaten wie Mali (52 Jahre) und Afghanistan (42 Jahre), die, der Bundeswehr sei Dank, mit demokratischen Errungenschaften gesegnet wurden, am unteren Ende der Skala rangieren. Erreicht wird Kubas Fortschritt durch eine entsprechende Gewichtung der Gesundheit im Staatshaushalt (13% der Ausgaben) und der qualifizierten Arbeit von 65.000 Ärztinnen und Ärzten, deren Verteilungsdichte pro Einwohner doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Die Analphabetenquote ist dagegen in Deutschland höher und geht auf Kuba gegen null (2 %). Doch nicht nur das beeindruckt. Der jahrzehntelange, erfolgreiche Kampf David gegen Goliath, Šuba gegen die USA, ringt einem ebenso Respekt ab. Das sozialistische Kuba ist heute der Grund dafür, dass es über Länder und Kontinente, über Gebirge und Ozeane hinweg bis in die imperialistische BRD hinein stetig schallt: Es geht auch noch anders, der Kapitalismus muss nicht das Ende der Geschichte sein!
Die zu Beginn geschilderte Anekdote zeigt noch etwas: auch unter Kubas Jugendlichen gibt es falsche, verzerrte Vorstellungen über das Leben in der reichen BRD. Soviel deutsche Kommunistinnen und Kommunisten auch von Kuba in Diskussionsrunden, bei Bildungsabenden und im persönlichen Gespräch lernen können: Den Beitrag, was es heißt, in einem imperialistischen Kernland wie der BRD kommunistische Politik zu entwickeln, Klassenkämpfe zu führen, gegen Faschisten auf die Straße zu gehen und antimilitaristisch zu wirken, können und mssen wir selbst zu diesem Erfahrungsaustausch beisteuern. Deshalb wird auch genau das ein Schwerpunkt im Rahmen unserer im Sommer geplanten Soli-Brigaden nach Kuba sein. Mit den drei Texten in dieser Bildungszeitung wollen wir uns inhaltlich mit Kubas derzeitigen wirtschaftlichen Situation (Text 1) sowie mit der Geschichte der kubanischen Revolution und Demokratie (Text 2) beschäftigen. Mit dem Text 3 wollen wir zu guter Letzt unsere Ansatzpunkte liefern für eine Diskussion über unsere Aufgaben zur Unterstützung der kubanischen Revolution.
Bildungszeitung Cuba (April 2013) (514,4 KiB, 3.992 hits)