Der zweite Tag auf Cuba. Nach dem wir den Jetlag langsam hinter uns haben schafft es unsere gesamte Brigade schon deutlich besser mit der tropischen Hitze umzugehen. Die ersten Eindrücke von der sozialistischen Gesellschaft auf der karibischen Insel sind vielfältig. Uns fehlt oft die Zeit diese wirklich zu verarbeiten. Die Eindrücke sind aber auch teils amüsant: Ganze Schwadronen von Oldtimern, ein Frosch der uns a
m ersten Tag auf dem Klo begrüßt bis hin zur Vogelspinne unterm Palmenmeer.
Die CubanerInnen selbst sind sehr offen und herzlich. Auf unseren Veranstaltungen über das Leben im imperialistischen Deutschland zeigen sich sehr interessiert. Man hat selten eine SDAJ-Informationsveranstaltung besucht, auf der so viele und so gute Fragen gestellt wurden, wie hier im Café Tamara Bunke. In ihren Beiträgen und ihrer Sozietät spiegelt sich die hohe Aufmerksamkeit wieder, die die cubanische Revolution ihrem Bildungssystem widmet.
Bei den Besichtigungen der Universität und einer Grundschule wuchs die Faszination darüber, wie die Cubaner es schaffen unter ihren bescheidenen Voraussetzungen Erziehung, Bildung und Forschung auf höchstem Niveau zu betreiben.
Über die Widersprüche und Probleme die sich im cubanischen Sozialismus stellen und über die Wege die die cubanische Revolution eingeschlagen hat, um diese zu lösen, referierte heute Dr. José Antonio Acevedo Suaret. Er ist Vizedirektor der CUJAE und Mitglied der Parteitagskommission zur Aktualisierung des Wirtschaftssystems bei der Kommunistischen Partei.
Die Vorsicht, die bei den Aktualisierungen geboten ist, hat Noel Carillo vom Zentralkomitee der kommunistischen Partei hervorgehoben. Denn schließlich befindet sich Cuba seit 50 Jahren in einem ökonomischen Krieg: „Der Feind schläft nicht und wird alles versuchen jeden Fehler den wir vielleicht machen werden gegen uns zu verwenden. Die damit verbundene Gefahr des Zusammenbruchs des cubanischen Sozialismus haben wir dabei immer im Hinterkopf.“
Carillo betonte ausdrücklich, dass es sich bei dem Lösungsweg der cubanischen Problematik nicht um Reformen, sondern um Aktualisierungen handelt, d.h. vergangene Entscheidungen werden nicht negiert. Vielmehr wurde das Wirtschaftssystem in einem breiten demokratischen Prozess analysiert und jetzt aktualisiert. „Auf Cuba ist kein Platz für einen neuen Gorbatschow,“ so der Europaverantwortliche des ZK.
Wir grüßen Euch aus dem sonnigen Cuba!
P.S.: Wir haben noch keinen regelmäßigen Internetzugang. In Kombination mit der Zeitverschiebung heißt das, dass wir dieses Tagebuch unregelmäßiger füllen können, als uns lieb ist. Wir bitten um Verständnis
Matze, Havanna (Cuba).