Morgens um neune geht die Arbeit wieder los. Die Arbeit am zweiten Wandbild läuft auf Hochtouren, aber ob wir wirklich ganz fertig werden, da gehen die Einschätzungen auseinander. Gleichzeitig werden Seminarräume im Informatikgebäude von uns bestuhlt und die Eingangshalle des Zentrums zur Bildung revolutionärer Werte bekommt einen neuen Anstrich. Das Grundgerüst für die neue deutschsprachige Website steht und es werden Texte übersetzt bis unsere Köpfe rauchen.
Also in der Mittagspause nen doppelten Espresso auf dem Markt gezischt, denn heut Nachmittag steht ein weiteres Highlight an, das Treffen mit der kommunistischen Jugend Kubas und Tatsächlich haben sie uns Genossin Thais Martinez Santana geschickt. Sie ist verantwortlich in der internationalen Kommission für Europa und Asien und berichtet von der Organisationsstruktur, von Lebensrealitäten und von der Rolle der kommunistischen Jugend in einem sozialistischen Land.
Der Jugendverband organisiert etwa 360.000 16- bis 32-jährige in 30.000 Basisgruppen. Das macht etwa 10 Prozent der Bevölkerung der entsprechenden Altersgruppe auf Kuba aus. Die Hauptaufgaben des Jugendverbandes werden in Artikel 6 der kubanischen Verfassung definiert. Nämlich die Sicherstellung aller Kinder- und Jugendrechte. Dafür müssen sie eng verzahnt sein mit den Massenorganisationen der Jugend; dem SchülerInnenverband, den Matí-Pionieren etc.; Vorschläge erarbeiten und Diskussionen zusammenführen.
Unsere Fragen kommen kreuz und quer daher, da wird nach dem Verhältnis zu den Pionieren gefragt, zu Mitgliedschaftskriterien des Verbandes, zur finanziellen Situation des Verbandes oder zum Klassengegner auf Kuba und das ganze auch noch mit Übersetzung, da geht schon mal was durcheinander.
Sehr klar ist, dass die UJC darum kämpft die Passivität vieler Jugendlicher im Revolutionsprozess zu überwinden. Ihre aktuellen Hauptarbeitsthemen sind die Vorbereitungen der Weltfestspiele diesen Dezember in Ecuador, der Kampf gegen die Blockade durch den US-Imperialismus, der Kampf für die Befreiung der „Los Cinco“ und die Gestaltung und Umsetzung der Richtlinien zur Aktualisierung des Wirtschaftssystems.
Besonders erstaunt sind wir alle über die Antwort, welche Klassikertexte denn in ihrer Bildungsarbeit eine zentrale Rolle spielen, es seien gar keine, ihre lokalen und zentralen Bildungskommissionen machen lieber Vorschläge welche Klassikertexte an die Schulen und Hochschulen kommen müssen. Da bekommt man doch schon eher einen Begriff vom kommunistischen Jugendverband an der Macht.
Am Abend trifft sich der Chor und hat beim Einsingen schon Spaß in den Backen. Doch als wir dann der kubanischen Chorhälfte den Text der „Arbeiter von Wien“ beibringen, entwickelt sich das Singen zur zentralen Abendgestaltung und mündet in einem kollektivem „Buenas Felizidad!“ um Mitternacht. Denn da beginnt der Geburtstag der Genossin Vanessa, aber den wird jemand anderes beschreiben.
Eric, Havana (Cuba)