Heute besuchten wir zwei deutsche Solidaritätsprojekte in Kuba und das Museum „Batalla de ideas“ (Kampf der Ideen). Nach einigen Problemen mit dem Bus kamen wir verspätet aber zufrieden in Mantanzas an, wo wir die Klinik „Ernesto Buschmann“ besuchten, die von der DKP errichtet wurde. Danach begaben wir uns zu einer Krankenstation auf dem Campus der Universität von Mantanzas, die das Soliprojekt der SDAJ 1997 auf Kuba darstellt. Wir kamen gerade im richtigen Moment. Eine Brigadistin hatte einen Asthmaanfall, der direkt behandelt werden konnte. So konnten wir uns ganz direkt von der Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystem auf Cuba überzeugen.
Gesund und wohlauf besuchten wir nach dem Mittagessen das Museum „Batalla de ideas“ , dessen Namen auch unsere Brigade trägt. Eine Ausstellung beschäftigt sich mit dem Fall von Elián, der als kleines Kind von seiner Mutter und seinem Stiefvater mit dem Boot aus Cuba entführt wurde.. Durch ein Unwetter erreichte das Boot das Ziel, die Vereinigten Staaten, nicht. Eliáns Mutter kam ums Leben. Fischer fanden Elián und seinen Stiefvater auf dem Meer und brachten sie in die USA. Hintergrund ist, dass die USA zwar jedem Cubaner, der US-Territorium betritt, eine Staatsbürgerschaft versprechen, auf der anderen Seite aber den Personenverkehr zwischen Cuba und den USA verboten haben. Der Besuch Cubas steht für US-Amerikaner unter Strafe. Als Elián älter wurde und auf cubanischer Seite politischer Druck entwickelt wurde, konnte Elián auf eigenen Wunsch nach Cuba zurückkehren, um bei seiner Familie zu leben. Heute stolzes Mitglied der UJC, tritt er selbst für die Unabhängigkeit Kubas ein. Uns viel in diesem Zusammenhang die besondere Art und Weise ins Auge, wie Kuba seine Politik gestaltet. Erst konnten wir es uns nicht ganz erklären, was die Kinderkleidung von Julian in einem Museum zu suchen hat, dass sich auf die Fahne schrieb den Kampf der Ideen zu führen. Doch am Ende des Tages wurde uns klar, dass Kuba seine eigenen Wege geht, um Bewusstsein in der Bevölkerung für die Errungenschaften der Revolution und für die Verteidigung seiner Souveränitätsrechte gegen den Imperialismus zu schaffen. Auch die Bibliothek und der Computerraum, sowie die Kunstausstellungen des Museums stehen in diesem Kontext. In seinen Erläuterungen machte uns der erst 29jährige Museumsdirektor auf den Grund aufmerksam, warum Gemälde und andere Kunstobjekte in das Museum Eingang gefunden haben, die auch Aufschluss über die Weiterbildungsmöglichkeiten durch Computerkurse und Bibliothek gibt. Dazu zitierte er Jose Marti, der die Losung formulierte, dass nur ein gebildetes Volk, ein freies Volk sei.
Die Kunstobjekte, deren Auftauchen uns zwischen den anderen Exponaten des Museums eher schräg vorkam, da sie sich doch offenbar nicht in den historischen Kontext der Darstellung des Falls des kleinen Elián einfügten, folgten schließlich dieser Losung und auch in den Kontext des Museums, das zeigen soll, wie vielfältig der Kampf der Ideen ist und was für eine enorme Bedeutung die Kunst und Kultur der cubanischen Nation im konkreten politischen Kampf um die Souveränität Kubas einnimmt.
Unter dem gleichen Motto stand auch unsere zufällige Begegnung mit Cerilda Oliver Labra. Die 91 Jährige Dichterin, die wir mit eingegipsten Arm in der Klinik Ernesto Buschmann trafen und die mit Fidel Castro Jura studierte, sich der Guerilla anschloss und im Untergrund wie auch in den Bergen der Sierra Maestra gegen die Truppen von Batista kämpfte. Bekannt wurde die Dichterin durch ein Gedicht, dass sie für die Guerilleros in den Bergen schrieb. Dieses wurde in den Stiefeln eines Soldaten zu den Kämpfern der Befreiungsbewegung geschmuggelt und sollte ihnen Mut zusprechen. Wie wir erfuhren werden ihre Gedichte weltweit übersetzt. Häufiger in Lateinamerika, aber auch in Deutschland wurde ein Gedichtband von ihr im Hamburg-Verlag verlegt. Wie der Kampf der Ideen auch geführt wird, illustrierte uns ein Wandgemälde auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Museums. Mit diesem Wandbild identifizierten sich die bekanntermaßen weniger lyrischen Kommunisten der SDAJ wohl mehr. Auf dem Wandgemälde ist eine Hand zu sehen, die einen gigantischen Mittelfinger zeigt. Den Hintergrund bildet die kubanische Flagge. Die Bildunterschrift ist „Cuba antwortet“ und macht noch einmal ganz deutlich was Cuba von den amerikanischen Imperialisten hält.
Daniel, Havanna