Der heutige Tag begann mit einem kleinen Zwischenfall. Einer unserer Brigadisten erlitt eine Platzwunde am Kopf, nachdem er auf der Treppe ausrutschte. Innerhalb weniger Minuten waren mehrere CubanerInen zu Hilfe geeilt, um zu helfen. Schnell wurde er per Anhalter abtransportiert und in das nächste Krankenhaus gebracht.
Im Grunde war das die perfekte Einführung in das heutige Thema. Denn heute haben wir uns mit dem kubanischen Gesundheitssystem beschäftigt. An sich garantiert der kubanische Staat grundlegende medizinische Versorgung ohne Unterschiede. Krankenhausaufenthalte sind kostenlos und Medikamente werden zu subventionierten Preisen verkauft, wenn sie nicht sowieso kostenlos sind. Das cubanische Gesundheitssystem lässt sich in 3 Niveaus einteilen. Das erste Niveau basiert auf dem Familienarzt in jedem Viertel, der die Bevölkerung mit grundlegenden Medikamenten und Behandlungen versorgt. Insgesamt gibt es auf Kuba 14074 solcher Praxen, die über die gesamte Insel verteilt sind und die Versorgung von 99,4% der Bevölkerung abdecken. Das 2. Niveau basiert auf Polikliniken, welche eine speziellere fachärztliche Behandlung bieten. Von diesen gibt es 444 auf Cuba. Das 3. Niveau besteht aus Krankenhäusern und Forschungszentren. Hier werden PatientInnen eingeliefert, die eine stationäre Behandlung benötigen oder länger und umfassender versorgt werden müssen. Im Jahr 2004 gab es 267 dieser Einrichtungen. Zusätzlich zu den 3 Niveaus gibt es noch diverse Medizin- und Krankenstationen an Schulen, Fabriken oder anderen Plätzen, an denen Menschen aus verschiedenen Bereichen zusammentreffen. Doch auch international ist Kuba bekannt für seine Ärzte! Denn an den 21 Medizinfakultäten auf Cuba werden nicht nur CubanerInnen ausgebildet, sondern auch Aerzte aus dem Ausland, insbesondere aus Lateinamerika und Afrika. Erst letztes Jahr machten 10 000 ausländische Aertzte auf Cuba ihren Abschluss. Und auch kubanische MedizinerInnen befinden sich oft auf Missionen im Ausland, insbesondere in ärmeren Ländern. Cuba schickt also keine Soldaten in andere Staaten, wie wir es von USA, Deutschland und Co. kennen, sondern Ärzte.
Im Jahr der Revolution 1959 gab es auf Cuba nur 3000 Ärzte auf 6 Millionen Einwohner. Heute sind es über 76 000 MedizinerInnen auf 11 Millionen Einwohner, also 1 Arzt auf 161 Einwohner. Von allen lateinamerikanischen Ländern besitzt Kuba den höchsten medizinischen Standard und einen der besten durchschnittlichen Lebensstandards und kann sich in solchen Fragen auch mit großen Industrienationen messen. Auch unser Brigadist durfte dies erfahren. Nach der kurzen Behandlung ging es ihm gleich besser und er war bereits wieder fit genug um mit uns zu arbeiten. Seine Behandlung und die Medikamente waren nicht nur kostenlos, sondern er musste auch nicht wie in Deutschland stundenlang warten. Nach dem heutigen Tag sind wir uns jedenfalls sicher, dass das kubanische Gesundheitssystem deutlich besser ist als das in Deutschland, denn im Sozialismus zählt der Mensch und nicht der Profit!
Leo, Havanna