Der nächste Morgen: Die durchnässten Klamotten hängen immer noch an der Leine, die wir durch das Zimmer gezogen haben, die aufgeweichten Schuhe haben eine Pfütze über den Boden gebildet und der gestern noch vorsorglich eingeschenkte Tee hat sich mangels Zuwendung in ein kaltes Gebräu verwandelt. Die Sintflut beim Eröffnungstag hat seine Spuren hinterlassen, sowohl bei der Kleidung als auch bei unseren Genossen. Um 7:30 treffen wir uns bei einigen Tassen Tee zum Morgenplenum und besprechen den Tag. Es steht einiges an, der internationale Bereich wird eröffnet, – ein Vertreter des Innenministeriums steht plötzlich völlig hilflos in unserer Mitte – die ersten Konferenzen und Workshops stehen an und der ganze Tag will geplant sein.
Während sich der Großteil der Delegation mit den spanischen Nachbarn mit dem Bus in Richtung Festivalgelände bewegt beschließen wir die Spuren des gestrigen Tages noch zu beheben. Wir ziehen auf den aufgeweichten Schuhen mit abgerissenen Sohlen und sonstigem nicht verwendbarem Schuhmaterial durch die Stadt. In der schönen Altstadt von Quito finden wir nach einer kleinen Frühstückspause in engen Seitengassen die notwendigen Ersatzteile um das Festival auch weiterhin überstehen zu können. Für wenige Dollar lassen sich neue Schuhe erstehen, die zumindest das Festival überstehen dürften. Mit dem Taxi fahren wir dann schließlich zum Flughafengelände, wobei der Taxifahrer freundlicherweise uns mit einer Aussichtsfahrt die fast drei Millionen Einwohnerstadt zu zeigen versuchte.
Am alten Flughafen angekommen, auf dem das „Festival Mundial“ stattfindet, laufen wir über die Landebahn, auf der gestern die Eröffnungsparade stattgefunden hat und testen in den dazwischenliegenden Wiesen die Wassertauglichkeit unserer neuer Schuhe.
Zwischen Tower und Rollfeld finden wir in einem Hangar die Friendship Fair, den internationalen Bereich, auf dem alle Delegationen mit Ständen und Infomaterial vertreten sind. Während sich rechts der Infotisch der türkischen Delegierten erstreckt, an dem es T-Shirts mit dem Aufdruck „Bogun Egme“, „beug‘ dich nicht!“ und Buttons gibt schallt von links Musik vom westsaharawitischen Stand, die gemeinsam mit einigen Argentiniern ausgelassen feiern, während sich dutzende Menschen durch die enge Gasse drängen.
Als wir uns am Abend von den verschiedensten Konferenzen, Workshops und Seminaren wieder am Infotisch einfinden und das Abendprogramm planen stimmen wir spontan mit den Delegationen aus Frankreich, Russland, Schweiz und anderen Ländern mehrsprachig in die Internationale ein und beenden damit den erfolgreichen ersten Tag.
Tom, Quito