Als ich die Augen öffnete, vernahm ich die Spuren welche die Feier des gestrigen Abends hinterlassen hatte. Im Zimmer rumliegende Klamotten, unausgepackte Rucksäcke und verblasste Erinnerungen des gestrigen Abends.
Hätten wir vorher gewusst dass uns die Höhe (Quito, über 2800 Meter NN) so zu schaffen macht, wären wir wohl nicht mehr zur Feier der kommunistischen Jugend Ecuadors (JCE) gestoßen. Unsere letzten Erinnerungen halten uns das gegenüber der Dachterrasse liegende Wandgemälde der JCE für die Weltfestspiele vor Augen.
Mit diesen Erinnerungen fahren wir so zügig es die Umstände erlauben zurück zum Parque Biscentinario, so der offizielle Name des alten Flughafens in Quito auf dem das „Festival Mundial“ sich erstreckt.
Dort angekommen nehmen wir die volle Größe des Flughafens war und nutzen die von der Stadt Quito bereitgestellten Sportgeräte für einen morgendlichen Frühsport um uns geistig und körperlich auf die interessanten Diskussionen zum Beispiel über die Bildungspolitik nach kapitalistischen Maßstäben vorzubereiten.
Als Schwerpunkt des politischen Angebots am „Africa Day“ nahmen wir jedoch den Workshop zur Westsahara war. Unter dem Titel „Western Sahara: the last Colony diskutierten führende Persönlichkeiten der dortigen Befreiungsbewegung Ausgangspunkt und Perspektiven derselben.
In eindrucksvollem Videomaterial zeigte sich der repressive Charakter der marokkanischen Sicherheitsorgane gegen die saharawitische Befreiungsbewegung. Gestützt wurde das Bildmaterial durch Berichte von Betroffenen. Ein 23-jähriger Student erzählte seinen Zuhörern von Folterungen die er aufgrund seiner politischen Aktivitäten durch die marokkanischen Sicherheitsbehörden erlitten hatte.
Abseits des „Africa Day“ besuchten die Gewerkschafter unserer Delegation den Infostand der Amerikanischen Delegation. Dabei erfuhren sie vom „kuriosen Verhältnis“ der Gewerkschaften in Amerika. Diese kämpfen zumeist nicht für eine breite Masse oder eine Branche sondern handeln Verträge nur für einzelne Firmen aus. Einer der Amerikaner sprach sich dafür aus die Gewerkschaften von Grund auf politisch auf zu bauen. Unserer Einschätzung nach wäre es sinnvoll die Gewerkschaften dazu zu bringen Verträge für Branchen und nicht für einzelne Firmen abzuschliessen.
Angesichts des politischen Programms war es trotz der gestrigen Feier ein gelungener Tag.
Marvin, Quito