Mit über 1000 MitarbeiterInnen und ca. 80 Auszubildenden in 3 Ausbildungsberufen gehören die kieler Stadtwerke zu den größten Ausbildungsbetrieben der Region. Das Unternehmen stellt sich als verantwortungsbewusst und nachhaltig dar:
„Unser Engagement für die Region soll ganzheitlich sein und nachhaltig wirken. Wir unterstützen in unserem Geschäftsgebiet zahlreiche sportliche, soziale und ökologische Projekte. Denn wer in und von einer Region lebt, muss sich auch für sie einsetzen.“ (Zitat von der Homepage der Kieler Stadtwerke)
Dass Anspruch und Realität nicht ganz zusammenpassen, zeigt unter Anderem die Entwicklung der Ausbildungssituation in den letzten Jahren. Im Vergleich zu 2010 ist die Zahl der neuen Ausbildungsplätze um ca. 20% gesunken. Gleichzeitig verschlechterten sich die Bedingungen für Azubis. So werden sie nach Abschluss ihrer Ausbildung nicht, wie noch vor wenigen Jahren, in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen, wenn sie einen guten Abschluss schafften. Nun erhalten Azubis in den meisten Fällen lediglich einen Vertrag für 18 Monate und danach sieht es mit einer Entfristung schlecht aus. Ein Grund für die Entwicklung bei den Stadtwerken ist der Bau eines neuen Gaskraftwerkes, dessen Finanzierung unter anderem auf dem Rücken der Beschäftigten und auf Kosten der Ausbildungsqualität gestemmt werden soll, während die Unternehmer sich die Taschen füllen.
In Gesprächen mit der JAV und in Interviews mit Azubis, die im Vorfeld der Aktion geführt wurden, zeigte sich, dass die Übernahmesituation für viele ein Problem ist.
Um die Belegschaft für diese Themen zu sensibilisieren, aber auch, um unsere Solidarität zu zeigen, gingen wir am 29ten April zu den Stadtwerken Kiel. Ab 06:20 Uhr haben wir einen Infotisch samt Transparent und Musik vor den Werkstoren aufgebaut. An die ankommenden Azubis verteilten wir den „Denkzettel“, eine Kleinzeitung, in der auf die zuvor recherchierten Probleme in der Ausbildung bei den Stadtwerken aufmerksam gemacht wird. Am Infotisch lagen weitere Materialien, wie z.B. Flyer zum 1.Mai aus. Wir wollten mit möglichst vielen Azubis ins Gespräch kommen und mit ihnen über die schlechter werdenden Arbeitsbedingungen sprechen und darüber, dass man sich dagegen wehren kann. Einige Azubis zeigten Interesse, ließen sich auf Interviews ein und tauschten teilweise auch Kontaktdaten mit uns aus. Die meisten zeigten sich erfreut darüber, dass jemand sich für ihre Situation interessiert.
Bei den Stadtwerken gibt es eine aktive JAV und jede Menge Potential für Widerstand. Dieses muss genutzt werden um weiteren Verschlechterungen entgegen zu treten, für Verbesserungen zu kämpfen und so Erfahrungen zu sammeln. Hier ist auch die Gewerkschaft in der Pflicht, sich darum zu kümmern auch die junge Belegschaft anzusprechen und aktiv einzubinden!