Akkumulation des Kapitals und Lage der Arbeiterklasse
Jeder einzelne kapitalistische Unternehmer steht im Konkurrenzkampf mit den anderen Kapitalbesitzern. Es ist dieser Konkurrenzkampf, der ihn dazu treibt, nach der Maximierung seines Gewinns zu streben, ob er will oder nicht – und nicht „Gier“ als schlechter Charakterzug.
Diese Konkurrenz treibt ihn aber auch dazu, diesen Gewinn nicht einfach komplett für seine privaten Bedürfnisse wie Kaviar, Champagner, Villa, Luxusyacht etc. zu verprassen, sondern einen mehr oder weniger großen Teil davon wieder in seine Firma zu stecken, zu investieren. Marx nennt diese Verwandlung eines Teils des Profits in neues Kapital die „Akkumulation“ (dt.: Anhäufung) von Kapital. Und er untersucht, wie sich die Akkumulation des Kapitals auf die Lage der arbeitenden Menschen auswirkt.
„Die Gewinne von heute sind die Investitionen von morgen und die Arbeitsplätze von übermorgen“ – nein, das ist nicht von Marx, sondern von Helmut Schmidt, dem ehemaligen SPD-Bundeskanzler, der sich gerne als „Weltökonom“ sah. Auch viele Arbeiter glauben „Wenn es dem Unternehmer gut geht, geht es uns auch gut“.
In der Tat führt Wachstum des Kapitals zunächst zu einer wachsenden Nachfrage nach Arbeitskraft und damit auch zu steigendem Lohn als Preis der Arbeitskraft. Doch muss der Unternehmer, um im Konkurrenzkampf zu bestehen, günstiger produzieren als seine Konkurrenten. Darum ist er bestrebt, die Produktivität „seiner“ Arbeitskräfte so weit wie möglich zu steigern. Die grundlegenden Mittel dazu sind Arbeitsteilung und Verbesserung der Maschinerie. Wenn er dadurch billiger produzieren kann als seine Konkurrenten, hat er einen Konkurrenzvorteil und kann ihnen Marktanteile abjagen und einen Extraprofit für sich herausschlagen.
Das aber zwingt wiederum seine Konkurrenten, es ihm gleichzutun. So werden alle kapitalistischen Unternehmen in einen ständigen Wettstreit um die Erhöhung der Produktivität getrieben, das heißt widerum: die Produktion erfordert immer weniger menschliche Arbeitskraft, und ein immer größerer Teil des eingesetzten Kapitals wird nicht in Erweiterung der Produktion investiert, also in neue Arbeitsplätze, sondern in Rationalisierung, also in die Ersetzung von Arbeitskräften durch Maschinen und Anlagen.
Mit der „Freisetzung“ von Arbeitskräften wachsen aber Arbeitslosigkeit und Konkurrenz der Arbeitenden untereinander. Dies wiederum schwächt die Arbeitenden in ihrem Ringen um einen möglichst hohen Preis der Arbeitskraft. Sie machen Zugeständnisse zur „Beschäftigungssicherung“ und geraten so doch nur tiefer in die Abwärtsspirale.
Ob durch Investitionen Arbeitsplätze geschaffen oder vernichtet werden, hängt also davon ab, ob in die Erweiterung der Produktion oder in Rationalisierung investiert wird. Dies verändert sich im Auf und ab des kapitalistischen Krisenzyklus. Langfristig überwiegt immer wieder die Tendenz zur Rationalisierung, so dass sich mit zunehmender Akkumulation des Kapitals in den Händen weniger Superreicher die Situation der Arbeitenden in der generellen Tendenz nicht verbessert, sondern verschlechtert oder um es mit Schmidt’s Worten zu formulieren: „Die Gewinne von heute sind (in der Tendenz) die Rationalisierungsinvestitionen von morgen und die Arbeitslosen von übermorgen.“
Achim, Osnabrück
Achim ist Mitglied der DKP und weiß aus langjähriger Arbeit in Betrieb und Gewerkschaft wie wichtig es ist, die politische Ökonomie des Kapitalismus zu verstehen, um die Interessen der KollegInnen gut vertreten zu können.