Über diese Arbeiterklasse von der immer alle reden
Proll ist ein Klasse Wort. Auch bekannt unter Zärtlichkeiten wie „Prollo“ oder der Rudelform „Prolls“.
Wikipedia hat dazu zu sagen: „Prolet ist die umgangssprachliche Verkürzung des Begriffs „Proletarier“ und bezeichnete seit dem 19. Jahrhundert auf abwertende Weise Angehörige vor allem der städtischen Unterschicht, besonders Industriearbeiter, seit Aufkommen des Marxismus aber auch positiv Arbeiter im Kontext des Klassenkampfes. Nach 1945 kam es zu einer Bedeutungsverschiebung. Heute wird Prolet – in einer weiteren Verkürzung auch Proll, Prol oder Prolo – umgangssprachlich als abwertende Bezeichnung verwendet für Menschen, deren Umgangsformen und Lebensstil als unkultiviert empfunden werden.“
Das ist mal ein Abstieg. Vom Kern der Gesellschaft als Lokomotive in der Produktion zum dummen, sabbernden Springerpresseidioten. Die Arbeiterklasse ist wie eine Medaille: Auf der einen Seite Zugpferd der materiellen Produktion, auf der anderen Seite Dreck, Rost, soziale Verrohung und abgestorbene Hautpartikel. So weit, so uncharmant.
Der Witz an dieser Sache ist: In den Augen des Kapitals haben Prollos – Verzeihung! – Proletarier nicht nur beide Seiten. Für sie ist es darüber hinaus auch von enormer Wichtigkeit zwar um die entscheidende Bedeutung der Proletarier für ihren eigenen Reichtum zu wissen, aber auf der anderen Seite alles nur erdenkliche zu tun damit die für sie schuftenden Prolls sich ihrer Bedeutung nicht bewusst werden.
Ich als Kapitalist brauche meine Proleten. Das macht mich nicht so super glücklich, weil es kostet mich auch Aufwand, Nerven und Geld. Ist aber leider eine Tatsache. Würden die sich nicht die ganze Zeit für mich den Hintern abschuften, hätte ich nicht das Geld das ich habe. Spätestens seit dem Erstarken der Arbeiterbewegung Anfang des 20. Jahrhunderts weiß man aber auch, dass diese Prolls einem ganz schön gefährlich werden können, wenn sie sich zusammentun.
Also greife ich zu dem althergebrachten, lang erprobten Klassiker von Zuckerbrot und Peitsche. Mein Zuckerbrot: Ich geb ihnen Arbeit und gestalte die Welt so, dass sie gezwungen sind, sie auch anzunehmen. Meine Peitsche: Spaltung, Diffamierung und miese Unterstellungen – und eine latente Abwertung der Arbeiterklasse. Getreu dem Motto: Ihr seid zwar gut und wichtig, aber eben nicht gut und wichtig genug um oben mitspielen zu dürfen. Und auch meistens nicht die hellsten Birnen im Glühlampenregal.
Und – Gott sei’s gedankt – die Methode funktioniert. Seit Jahren und Jahrzehnten lassen wir uns von den obersten Ausbeutern nicht nur ausbeuten, sondern auch noch runterputzen. Unter anderem auch, weil uns die Medienmaschinerie der Herrschenden sehr schnell vergessen lässt, wer in diesem Land tatsächlich an den Hebeln sitzt. Das sind kaum „die da oben“. Sie haben vielleicht mehr Geld und einflussreichere Freunde. Doch wenn wir alle mal den Proll in uns raus lassen ist es mit dem Gewinn ganz schnell vorbei. Wir sollten uns diese ganze Geschichte häufiger vor Augen führen und uns fragen, wem diese Welt gehört und wem sie eigentlich zusteht. Und dann wollen wir doch mal sehen wer hier die hellere Birne im Regal ist!
Lara, Berlin