Frauen beim Bund
Seit 2001 ist der Job in der Bundeswehr nicht mehr nur Männern vorbehalten. Auch Frauen sollen den Interessen des vaterländischen Kapitals dienen dürfen. Mittlerweile sind etwa 19.000 Frauen in der Bundeswehr, das entspricht 10 % aller SoldatInnen. Immer noch zu wenig, findet die Verteidigungsministerin – 19.000 zu viel, finde ich. Ein Kommentar.
Errungener Fortschritt?
Startschuss für die Reform war die Entscheidung des europäischen Gerichtshofs, dass Frauen der Dienst an der Waffe nicht verwehrt werden dürfe. Doch diese gesetzliche Vorgabe war nur der Beginn eines Werbefeldzugs der Bundeswehr mit dem Schwerpunkt Frau. Spätestens mit dem Rekrutenmangel wegen des Aussetzens der Wehrpflicht kam der Bundeswehr diese Reform gerade recht. Aus bürgerlich-feministischen oder vermeintlich emanzipatorischen Kreisen hörte man viel Zustimmung. So schrieb die Emma beispielsweise: „[…] der Wandel, der sich […] dank der Annäherung von Männern und Frauen in der kämpfenden Truppe […] vollzogen hat [ist] durchaus als Erfolg zu werten. In jeder Hinsicht: für die Emanzipation […] und für die Armee insgesamt.“
Dabei wird völlig ausgeklammert, dass es sich bei der Bundeswehr generell um eine rückschrittliche Organisation handelt. Das zeigt z. B. das Frauenbild der deutschen Armee: Eine Kampagne zur Anwerbung von Soldatinnen musste aufgrund ihrer Überladenheit an weiblichen Klischees eingestellt werden.
Guter Job?
„Alle Laufbahnen der Bundeswehr sind für Frauen offen“ behauptet die Bundeswehr. Das beschreibt allerdings noch lange nicht die tatsächliche Lebensrealität der Frauen in der Bundeswehr. Viele junge Frauen berichten, dass es für sie nicht leicht sei, von den männlichen Soldaten akzeptiert zu werden. Was bei sexistischen Sticheleien anfängt, endet nicht selten in sexuellen Übergriffen. Auch in der Bundeswehr sind Frauen in höheren Rängen oder speziell ausgebildeten Einheiten immer noch eine Seltenheit, die meisten arbeiten weiterhin in der Sanitätsversorgung. Die Bundeswehr spielt trotz medialer Aufmerksamkeit die schlechte Lage der Frauen herunter. Eine bundeswehr-eigene Studie belegt aber, dass sich 55 % der Frauen bei der Bundeswehr bereits über sexuelle Übergriffe beklagt haben. Die Bundeswehr kommentiert diese Zahlen so, dass es diese Übergriffe überall in der Gesellschaft gebe, beim „Arbeitgeber“ Bundeswehr sei das nicht anders.
Die Zulassung von Frauen in der Bundeswehr verändert leider nicht den Charakter dieser Armee. Sie bleibt eine imperialistische Angriffsarmee und deshalb kann ihre Öffnung für Frauen auch nicht als gesellschaftlicher Fortschritt betrachtet werden. Scheiße bleibt eben Scheiße, auch wenn sie von Frauen kommt, das mit den duftenden Blumen ist ein Mythos – ich weiß wovon ich rede.
Geändert hat sich nur eines: Der Rekrutierungspool für die Kriege der BRD hat sich verdoppelt. Wer Bomben auf Afghanistan, Syrien oder Libyen, die dort zehntausenden Frauen das Leben kosten, für eine fortschrittliche Sache hält, sollte sich weiterhin für Frauen beim Bund einsetzen. Ich dagegen bleibe dabei: Keine Frau, keinen Mann & kein Cent der Bundeswehr!