Selbst Verweise sind nicht in Stein gemeißelt
An einer Schule im oberfränkischen Bamberg erhielt ein Schüler einen verschärften Verweis, weil er sich im Rahmen einer schulinternen Veranstaltung kritisch gegenüber dem anwesenden Jugendoffizier äußerte. Doch weil er diese Ungerechtigkeit nicht einfach so hinnahm und mit viel Unterstützung vor Ort öffentlich dagegen ankämpfte, wurde der Verweis schließlich zurück genommen. Damit liefert er ein Beispiel dafür, dass selbst der Kampf um die Rücknahme von Verweisen erfolgreich sein kann.
Alle Jahre wieder kommt die Bundeswehr zum Berufswahlseminar der Graf-Stauffenberg-Schule. Doch so wie es sich gehört, wenn die Bundeswehr an einer Schule für den Tod werben will, formierte sich ein Bündnis gegen sie und meldete eine Kundgebung vor der Schule an. Der betroffenen Schüler ging derweil zu der Pflichtveranstaltung, um die Darstellung der Bundeswehr kritisch zu hinterfragen. Er stellte nach dem Vortrag Fragen zum Sterben unschuldiger Zivilisten, die allesamt abgeschmettert wurden. „Da musst du noch nachbessern, das stimmt so nicht“, war noch die intelligenteste Antwort, die der Jugendoffizier fand. Nach der Veranstaltung verließ der Schüler kurz das Schulgebäude, um sich mit Freunden auf der Kundgebung zu unterhalten, doch als er wieder ins Haus wollte, stellte sich ihm die selbst ernannte Staatsmacht in Form von drei Hausmeistern und einer Mülltonne entgegen. Sie forderten ihn auf Materialien der Kundgebung in den Müll zu werfen, die er gar nicht bei sich hatte und wollten ihn durchsuchen. Als er sich weigerte, riefen die Hausmeister die Polizei. Diese kam, konnte keinerlei Straftaten feststellen und rückte wieder ab. Ins Gebäude seiner eigenen Schule durfte er trotzdem nicht mehr. Was folgte war der Höhepunkt der Unverschämtheiten schulischer Repression. Der Schüler erhielt einen verschärften Verweis aufgrund seiner „politischen, zweifelhaft linksorientierten Gesinnung“. Die Schule schreckte dabei auch vor Lügen nicht zurück: Der Schüler habe „durch Provokationen, seine Meinung derart beharrlich vertreten, dass ein Polizeieinsatz notwendig geworden ist.“ Der Schüler, der sich daraufhin friedlich mit der Schulleitung einigen wollte, erlebte bald den nächsten Schreck: „Als ich morgens die Zeitung aufschlug, musste ich dort sehr Befremdliches lesen. In diesem Artikel wird aus der Schule ein Opfer und ich zum Täter gemacht. Als ich dies las wurde mir übel. Wie konnte meine Schule nur so unverschämt lügen?“ Er setzte sich daraufhin zur Wehr und ging, mit Unterstützung seiner Freunde und der örtlichen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten (VVN-BdA), an die Öffentlichkeit. Der Direktor sah sich nun mit einem Sturm der Entrüstung und einer Prüfung des Verweises durch die Stadt Bamberg konfrontiert. Schlussendlich wurde der Verweis zurück genommen. Ein Sieg der Solidarität über die Repression. „Mir geht es um Demokratie und Frieden, dafür stand ich auch an diesem Tag in der Schule ein.“ Und das ist gut so. Man kann sich ein Beispiel an diesem Schüler nehmen, der konsequent für seine Rechte und seine Meinung kämpft.
Jens, Nürnberg