Fantastisch inszenierter Klassenkampf: Game of Thrones
Die fulminante Fernsehserie Game of Thrones, in Anlehnung an die Fantasy-Saga „Das Lied von Eis und Feuer“ von George R. R. Martin, geht dieses Jahr in die sechste Staffel. Im Fokus der hochkarätig besetzten und aufwendig gedrehten Geschichte steht der Kampf zwischen ans europäische Mittelalter angelehnte Adelsfamilien um den eisernen Thron.
Game of Thrones erfreut sich zu Recht so großer Beliebtheit, weil es eine komplexe, vielschichtige und sich wandelnde Welt beleuchtet. Dafür wird wohldurchdacht zwischen Orten, Zeiten und Perspektiven gewechselt und keine Kosten und Mühen gescheut um auch Nebenschauplätze imposant in Szene zu setzen. Militärische, politische und ökonomische Ressourcen werden klug gegeneinander ausgespielt und bestimmen die Machtkämpfe. Gepaart ist das mit Fantasyeinflüssen wie bspw. durch die Untoten Weißen Wanderer. Kein Fan kann sich sicher sein, dass sein Lieblingscharakter in der nächsten Episode noch der gleiche ist. Entweder weil sich eine neue Seite an ihm offenbart oder weil er getötet wird. Mord und Totschlag, auch von Hauptcharakteren, gehören zu der Serie.
Durch die marxistische Brille betrachtet ist das was in der Welt von George R. R. Martin skizziert wird nichts anderes als Klassenkampf. Die Gesellschaft ist überwiegend feudal strukturiert. Der wachsende Drang der Adelshäuser nach Macht und Vereinigung ist auch ökonomischen Notwendigkeiten geschuldet und beruht nicht einfach auf Rache und persönlichen Befindlichkeiten. Valyrisches Stahl – aus dem die besten Schwerter gemacht werden – entspringt einer überlegenen Produktionsweise und die zunehmende Bedeutung von Finanzgeschäften deutet auf einen Wandel der wirtschaftlichen Strukturen hin.
Die Masse der unterdrückten Schichten spielen in dem Spektakel im Regelfall eine untergeordnete Rolle. Sie werden überwiegend als Kanonenfutter und Manövriermasse dargestellt. Die Geschichte der Klassenkämpfe in Game of Thrones ist eben die Geschichte von Thronfolgen.
In wenigen Fällen kommen auch im Kreise der ProtagonistInnen progressive Anschauungen zum Ausdruck. Ansatzweise ist das bei Danerys Tageryan zu erkennen, die – wenn auch unreif und utopistisch – das Ideal einer Gesellschaft vor Augen hat in der zumindest rechtlich alle frei und gleich sein sollen. Menschen die nicht nur aus Angst oder Taktik die Eroberungs- und Machtkriege hinterfragen sind rar gesät. Die aktuelle Staffel steht für eine weitere Zuspitzung von Gewalt, Leid und Elend. Zur Freude vieler Fans kehren aber auch bereits aufgegebene Helden zurück.
Paul, Tübingen
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