Das Monopol als Produktionsverhältnis

veröffentlicht am: 15 Jul, 2016
"Unsere Theorie ist kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln" – Lenin

„Unsere Theorie ist kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln“ – Lenin

Wenn die Bundesrepublik zusammen mit der EU und den USA Interessen durchsetzt (z.B. in der NATO) nennen sie sich „der Westen“. Sie versprechen „Freiheit und Demokratie“ von Kiew bis Kabul. Doch gemeint sind freier Markt und Macht im Staat nach Kapitalstärke – nicht nach Stimmenzahl.
Freier Markt und Konkurrenz, das heißt konkret im Betrieb: Hier wird rationalisiert und der Druck erhöht, weil die Firma sonst dicht machen muss. Gute Ausbildung wird zu teuer, denn das können sich nur Großbetriebe leisten. Azubis sollen sich für die Kapitalisten sofort lohnen, sonst kann ihr Betrieb mit den Preisen der Konkurrenz nicht mithalten.
Die Schwachen werden in der Konkurrenz schwächer, die Starken werden stärker. Den Ton geben die ganz Großen an. Wenn ein Kleiner mal eine Marktlücke findet und aufsteigt, kann ihn der Große notfalls kaufen. Der Welt-Automarkt, einst hunderte große Unternehmen, wird heute von zwei Handvoll Firmen beherrscht, davon drei deutsche. Sie beherrschen tausende Zulieferer, die sie kunstvoll auspressen.
In der Konkurrenz schlägt man sich gegenseitig, auf Gebieten gemeinsamen Interesses verträgt man sich und kooperiert. Zuletzt beim Milliardenkauf der Softwarefirma Here: Daimler, VW und BMW wollen mit Here lieber gemeinsam einen Maps-Dienst für das autonome Fahren entwickeln, als sich vom US-Datengiganten Google abhängig machen. Für diesen Preis stehen dann alle wieder zusammen.

Bestimmendes Ausbeutungs- und Herrschaftsverhältnis
Wir nennen das Monopolkapitalismus. Aber Daimler, VW und BMW konkurrieren doch, wirft die bürgerliche Volkswirtschaftslehre (VWL) ein, also ist es kein Mono- sondern ein Oligo-pol (griechisch: olígos „wenig“). Damit kratzt die VWL nur an der Oberfläche. Realistischer ist da selbst die staatliche Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Sie spricht von Monopolen als Unternehmen mit einer besonderen Marktmacht. Das bpb will uns aber weismachen, dass diese Marktmacht von Kartellamt und Monopolkommission staatlich kontrolliert wird.
Was aber, wenn der Kapitalismus selbst, d.h. Privateigentum und Konkurrenz, systematisch die starken Kapitalisten stärkt und die schwachen schwächt? Wenn die Großbanken natürlich die Profitstarken bevorzugen und zusammen mit der Großindustrie Monopole erzeugen? Wenn dann die Monopole auch am meisten Macht im Staat bekommen, da Volkswirtschaft und Steuereinnahmen von ihnen abhängen? Mit dem Monopolkapitalismus wird die Konkurrenz nicht schwächer, sondern brutaler.

Machtkämpfe
Das Monopol negiert die Konkurrenz, hebt sie aber nicht auf. In Übernahmeschlachten, im Staatsapparat und im imperialistischen Krieg verschärft sie sich auf einer höheren Stufe. Kanonenfutter im Kampf der Giganten sind die Schwachen mit wenig oder keinem Kapital – also wir.
Eine friedliche Entwicklung der Welt und sinnvolle demokratische Planung kann in diesem System nicht verwirklicht werden. Denn es ist der Kapitalismus selbst, der Konkurrenz, Krisen und Monopole erzeugt. Man sollte nicht der Illusion verfallen, man könnte den Monopolkapitalismus sozialdemokratisch zähmen, ohne das Privateigentum an den Produktionsmitteln anzutasten. Die Alternative heißt Sozialismus.

 

Beate, Essen und Stephan, München
Beate Landefeld ist gelernte Hotelfachfrau, hat Literaturwissenschaft und Soziologie studiert und ist Mitautorin des Buchs „Staatsmonopolistischer Kapitalismus“ (Köln 2014).
Stephan Müller hat VWL studiert und schreibt u.a. in der „Kommunistischen Arbeiterzeitung“ (KAZ), in der Wochenzeitung „Unsere Zeit“ (UZ) und der Tageszeitung „jungeWelt“ (jW).

 

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Dieser Artikel erschien in
POSITION #3/2016
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