…bzw. Restaurantfachmensch. Oder Fleischer. Oder Bäcker. Oder Gerüstbauer. Oderoderoder. Laut dem Berufsbildungsbericht des Bundesministeriums für Bildung(-sabbau) und Forschung (am liebsten fürs Militär) sind das nämlich Berufe, für die noch massig Ausbildungsplätze frei sind. Na dann, ab ins Schlachthaus mit uns! Oder in die Mehltüte! Oder auf die Baustelle! Nicht?
Das muss dann diese ausbildungsunfähige und -unwillige Jugend sein, von der alle reden. Ein Schelm, wer behauptet, die freien Stellen hätten etwas mit der Kohle zu tun, die man fürs Malochen bekommt. Oder mit den Arbeitsbedingungen. Es muss auch reiner Zufall sein, dass einige dieser Berufe die sind, die beim Ausbildungsreport 2015 am schlechtesten bei den Azubis abschneiden. Aber Lehrjahre sind schließlich keine Herrenjahre. Fast keiner der obigen Berufe fällt unter einen Branchentarifvertrag.
Tarifverträge sind eh sowas von out! Wir kennen ja alle das Mantra des Neoliberalismus: Prekär ist das neue Normal! Das Angebot an Ausbildungsplätzen ist von 2015 auf 2016 zwar in einigen Bereichen gestiegen, aber auch hier sind es vor allem die Bereiche, in denen man (fast) nichts bekommt. Sie sind nicht an Tarifverträge gebunden, dominiert von Betrieben, die zu klein sind, um Interessenvertretungen gründen zu können und auf die Übernahmegarantie ist – gelinde gesagt – ähnlich viel Verlass wie auf das Horoskop der BILD im Pausenraum.
Aber: Hören wir mal auf, alles nur schlecht darzustellen. Immerhin gibt es ja auch zufriedene Azubis. Zerspanungsmechaniker zum Beispiel. Oder Elektroniker für Betriebstechnik. Na, wem fällt es zuerst auf? Nein, es hat nichts mit den schicken Blaumännern zu tun, die man da tragen darf. Die Berufe, in denen die Azubis am zufriedensten sind, sind die in Großbetrieben. Mit hart er- und umkämpften Tarifverträgen, da, wo sich viele Menschen organisieren und gemeinsam Druck aufbauen können. Aber psssst! Nicht weitersagen! Diese Ausbildungsplätze werden einfach massiv abgebaut. Konstant. Die letzten fünf Jahre. Verrückt, was es immer für Zufälle gibt!
Nun zu den positiven Entwicklungen: Laut Ausbildungsreport mussten 2015 nur noch 12,6% der befragten Azubis unter 18 Jahren mehr als 40 Stunden/Woche arbeiten und 10,2% ausbildungsfremde Tätigkeiten ausüben. Das heißt, dass sich 0,6% bzw. 0,5% mehr der Arbeitgeber an das Jugendarbeitsschutzgesetz halten, im Vergleich zum Vorjahr! Nicht mal die von uns erkämpften Rechte werden also eingehalten, wenn wir den Geschäftsführungen nicht auf die Finger schauen und hauen!
Und die Moral von der Geschicht? Kämpfen lohnt sich! Rückschläge sind aber garantiert, wenn wir das Erkämpfte nicht verteidigen! Also ab in die JAV, in den Betriebsrat und die Gewerkschaft und zeigt den Kapitalisten und Sozialpartnern, wo der Hammer hängt! Früher gings um den 12-Stunden-Tag und das Verbot der Kinderarbeit, heute um die 30-Stunden-Woche und die Übernahme nach der Ausbildung!
Lara, Berlin