Pokemon GO erschien am 6. Juli für Android und iOS und wurde sofort die erfolgreichste App überhaupt. Das Spiel verbindet alle wichtigen Spielmechaniken, die die Pokémon-Serie ausgemacht haben: die Spieler sammeln die Monster, trainieren sie, und können sie dann in einer Arena gegen andere Spieler kämpfen lassen.
Das Spiel ist kostenlos, finanziert sich aber durch In-Game-Käufe. Das bedeutet, dass man mit echtem Geld im Spiel bestimmte Gegenstände kaufen kann, die einem das Spiel erleichtern. Damit verknüpft Pokémon GO klassische Elemente von Multiplayer-Spielen.
Das Innovative an diesem sogenannten Augmented-Reality-Spiel – also einem Spiel das die Realität einbezieht – ist jedoch, dass man zum Laufen gezwungen wird. Die Karte der Spielwelt ist die eigene Umgebung. Man muss die Pokémon erst suchen und dann fangen. Um in den Arenen zu kämpfen, muss man zu diesen hinlaufen und wenn man zwei, fünf oder zehn Kilometer gelaufen ist, schlüpfen aus gesammelten Eiern Pokémon. Ab einem bestimmten Level ist es dem Spieler sogar möglich, den drei verschiedenen Teams (Blau, Rot oder Gelb) beizutreten und in deren Namen die verschiedenen Arenen zu erobern. Ziel ist es, der Allerbeste zu werden!
Aber auch hinter diesem Spiel verbergen sich natürlich die Interessen von Kapital und Spielindustrie. Bisher konnte man Pokémon-Spiele nur auf einer Konsole (Nintendo DS, Gameboy, etc.) spielen, mit der Erweiterung auf das Smartphone hat man jetzt einen riesigen Markt zur Verfügung. Umso mehr lohnt es sich, das Spiel kostenlos anzubieten.
Die Umsätze, die das Spiel einbringt, sind enorm: in den ersten 30 Minuten waren es bereits 310.000 Dollar! Die Gewinnaufteilung des Spiels sieht folgendermaßen aus: Niantic (Entwickler) erhalten 30%, die Pokémon-Company (Besitzer der Lizenzrechte für Pokémon-Produkte) sowie Apple erhalten ebenso jeweils 30%. Nintendo selbst erhält nur 10% des Gewinns. Wenn man sich fragt, welche Rolle das für einen selbst spielt, lohnt es sich, sich vor Augen zu führen, wie es bei „Ingress“ (ebenso ein Spiel von Niantic, basiert auf dem gleichen Spielprinzip) lief: Vodafone hat mit Niantic mehrere Verträge abgeschlossen, damit in ihren Filialen wichtige Knotenpunkte errichtet werden konnten. Ebenso konnten sich Vodafone-Kunden einen Spielvorteil erkaufen, wenn sie einen Ingress-Vodafone-Vertrag abgeschlossen haben.
Nebenbei lassen sich mit Pokémon GO unglaubliche Datenmengen sammeln und verkaufen. So ist es möglich, Bewegungsprofile der Nutzer zu erstellen, nachzuvollziehen, wann sie mit wem zusammen sind und durch die Nutzungsrechte der Kamera auch die gesamte Umgebung zu scannen!
Solche Sachen findet man generell in der Vermarktung von Spielen, bei der das Spiel, sein Inhalt und seine Mechaniken selbst unter die Logik des Profitstrebens fallen, um dem jeweiligen Unternehmen ein Vorteil gegenüber seiner Konkurrenz zu erbringen. Mal schauen, wie es bei Pokémon GO weiter geht.
Nichtsdestotrotz: Vorwärts Team ROT und viel Spaß beim Spielen!
Omar, Tübingen