Theorie: Warum wir nur in einer Gesellschaft ohne Privateigentum an Produktionsmitteln einen Lebensweg nach unseren Bedürfnissen gestalten können
Konkurrenzdenken und der Leistungsgedanke sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Man müsse sich nur genug anstrengen, dann klappt das schon mit den guten Noten in der Schule. Und den begehrten Ausbildungsplatz bekommen eben nur die, die auch die beste Leistung bringen, hört man immer wieder. Als Beweis werden Geschichten wie die des Tellerwäschers, der zum Millionär wird, erzählt. Das Leistungsprinzip im Sinne der freien Konkurrenz bedeutet also, sich von den anderen abzusetzen und hochzuarbeiten. Doch so einfach gestaltet sich die Frage nicht.
Im imperialistischen Stadium des Kapitalismus, in dem wir uns aktuell befinden, entscheiden sich Zugangsberechtigungen und Chancen nicht in erster Linie aufgrund der individuellen Leistung, sondern hängen stark mit der Klassenzugehörigkeit und der sozialen Herkunft zusammen. Das ist kein Zufall sondern liegt im System begründet. Der Kapitalismus beruht darauf, dass eine kleine Anzahl an Menschen Produktionsmittel besitzen, sie bilden die Kapitalistenklasse. Die Arbeiterklasse, die keine Produktionsmittel besitzt, ist gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen, um die eigenen Bedürfnisse befriedigen zu können. Die ArbeiterInnen schaffen so Mehrwert, aus dem die Kapitalisten Profite ziehen. Um diese Profite zu vermehren, sortiert die Kapitalistenklasse von oben, welche Arbeitskraft für sie nützlich ist und welche nicht und der bürgerliche Staat sichert ihre Herrschaft ab.
Doch dieses Klassenverhältnis, wie wir es im Kapitalismus vorfinden, ist nicht naturgegeben. Sind die Produktionsmittel in gesellschaftlicher Hand, wie dies im Sozialismus der Fall ist, gibt es keine Kapitalistenklasse mehr, die die Arbeiterklasse ausbeuten kann. Das Leistungsprinzip wird dann anders verstanden und zwar im Sinne von „jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“. Durch die Vergesellschaftung der Produktionsmittel fließt der erwirtschaftete Reichtum nicht in die Taschen einzelner, sondern zurück in die Gesellschaft, wo er dazu genutzt wird, die Bedürfnisse aller Menschen zu befriedigen. So muss man nicht mit seinen MitschülerInnen oder KollegInnen darum konkurrieren, wer der oder die beste ist. Denn es ist normal, dass jeder Mensch andere Fähigkeiten hat, die er einbringen kann.
Daraus leitet sich jedoch nicht ab, wer mehr Möglichkeiten hat, seine Bedürfnisse zu befriedigen und einen Lebensweg nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Chancen und Zugangsberechtigungen werden also nicht danach verteilt, wie sie der Kapitalistenklasse helfen, ihre Profite zu vermehren, sondern es geht um die realen Bedürfnisse der Menschen und darum, die Gesellschaft als Ganzes mit all ihren Mitgliedern weiter zu entwickeln.
Roxy, Tübingen