4 verschiedene Autobiografien – 1 gemeinsame Herkunft
Hier stellen wir euch vier verschiedene Rapper vor. Sie eint ihre Zugehörigkeit zur Arbeiterklasse, womit die Rapper sich auch auseinandersetzen. Außerdem stehen sie stellvertretend für verschiedene Generationen. Torch und Cora E. für die Pioniere des Deutschraps, Tupac für den Englischen Rap der 90er und Hollywood Hank für eine neue Deutschrap-Untergrundszene die ab 2005 entstand.
Lukas, München
Torch
Torch kam 1980 zum Hip-Hop, zu einer Zeit, in der Rap in Deutschland noch nicht bekannt war und sich gerade erste Crews formierten. Dabei war der gebürtige Heidelberger einer der Ersten, die auf Deutsch rappten. 1987 gründete er mit anderen Hip-Hoppern die Gruppe Advanced Chemistry, die 1992 mit „Fremd im eigenen Land“ erstmals bekannt wurden. Dabei zeichneten sie sich durch einen sozialen und gesellschaftskritischen Stil aus, der sie von anderen Rappern unterschied.
Das Lied„ Fremd im eignen Land“ kritisiert ein rassistisches System, das die Mitglieder von Adwanced Chemistry, die Migrationshintergrund haben, benachteiligt. So hat Torch haitianische Wurzeln, Toni-L italienische und1 Linguist ghanaische. 2000 veröffentlichte er sein bisher einziges Album „Blauer Samt“, auf der er sowohl humorvolle Lieder machte, als auch Gesellschaftskritik übt.
„Ich wurde gebor’n in Frankfurt am Main
In der Deutschen Zentralbank als Hundert Mark-Schein
Der Vater heißt Krieg, ein Betrüger ein Lügner, ein Dieb
Die Mutter ist die Gier, die täglich über uns siegt“
– Torch: Blauer Schein
Dazu engagiert er sich auch außerhalb der Musik. So war er, wie Cora E auch, Teil der Zulu Nation, einem länderübergreifenden Hip-Hop Netzwerk und an dem Brothers Keepers Projekt, das sich gegen aufkommenden Rassismus in der Jugend richtet.
Cora E.
Die Kieler Rapperin Cora E. begann um 1985 zu rappen. In ihrem autobiographischen Lied „Schlüsselkind“ erzählt sie über diverse Probleme ihrer Kindheit.
„Ich wollte auf’s Gymnasium, denn ich bin nicht dumm‘ doch Fakt war
Dass das nicht ging, weil die Familie nicht intakt war
Und damals war das schlimm
Doch was Du lernst aus diesen Dingen, kann Dir keine Schule beibringen“
– Cora E.: Schlüsselkind
Dabei spricht sie Probleme wie Bildung, Alkohol und Schwierigkeiten mit der Familie an sowie mit ihrem Wohnort.
„Der Block, in dem wir wohnten war rot, die Rote Siedlung
Und das war für viele Eltern meiner Freunde Grund
Ihre Kinder von uns fernzuhalten
Da die Leute, die dort wohnten, halt als Assos galten“
– Cora E.: Schlüsselkind
Am Ende jedoch war der Hip-Hop für sie die „Welle“, die sie vor dem „Ertrinken“ rettete.
Zwischen 1990 und 2000 veröffentlichte sie mehrere Alben und war, wie Torch, in der Zulu Nation aktiv. 2001 zog sie sich aus dem Rapgeschehen zurück und leitet Hip-Hop-Workshops für Jugendliche.
Tupac
Tupac begann mit dem Rappen, nachdem er 1986 nach Baltimore gezogen war und dort die School of Arts besucht hatte. Da seine Mutter geschieden lebte, zog sie auf Arbeitsuche in den Westen der USA und nahm ihren Sohn mit. Dieser musste zwangsläufig seine Schullaufbahn an der School of Arts abbrechen und orientierte sich nun an Dealern in seinem Viertel und versuchte sich selbst im Verkauf von Drogen.
Dort knüpfte er Verbindungen zur Musikbranche, die es im ermöglichten, das Musik-Business auf sich aufmerksam zu machen. Sein erstes Album war „2pacalypse Now“. Darin beschrieb er unter anderem Rassismus, Polizeigewalt und Armut und andere Bereiche des Lebens im Amerikanischen Ghetto. Auch sein Lied „Trapped“ handelt davon. In seinen folgenden Alben blieb Tupac politisch, z. B. im Lied „Panther Power“.
„As real as it seems the American Dream
Ain’t nothing but another calculated schemes
To get us locked up shot up back in chains
To deny us of the future rob our names“
– Tupac, Panther Power
Auf deutsch übersetzt heißt das so viel wie: So wirklich sich der Amerikanische Traum gibt / Ist er doch nichts als ein abgekartetes Spiel / Um uns einzusperren, zuzudröhnen und in Ketten zu legen / So nimmt man uns die Zukunft und unsere Namen.
Hollywood Hank
Hollywood Hank (bürgerlich Sven Pingel) ist ein Rapper aus Ostdeutschland. In seiner Jugend litt er an Depressionen, die durch familiäre Probleme und Konflikte mit Neonazis, die ihn quälten, hervorgerufen wurden. Mit 13 Jahren begann er, inspiriert durch Rapper wie Sammy Deluxe, Torch und die Absoluten Beginner, sowie als Ventil für seine Probleme selbst Rap aufzunehmen.
Außerdem beleidigte er zur Belustigung rappend einzelne Mitschüler. Ein paar Jahre später nahm er mit einem Kollegen, den Pingel beim Zivildienst kennengelernt hatte, ein erstes Album auf, das jedoch erst 3 Jahre später offiziell veröffentlicht wurde. Dazu begann er in der Reimliga Battle Arena zu rappen, was ihm erste Bekanntheit brachte. 2006 wurde er schließlich von Rapz-Records gesignt und veröffentlichte sein Debütalbum Soziopath. Die größtenteils sehr brutalen Battle-Texte des Albums werden von einigen wenigen unterbrochen die, wie das Lied Ostdeutschland, die sozialen Probleme dort aufzeigt:
„Hier siehst du mittellos beschäftigte Billiglohnkräfte
Mit 10-Stunden-Jobs, nur um zu trinken und zu essen
Doch ein Großteil nimmt am Abend statt zu essen
Jede Art von Drogen, um danach den Tag zu vergessen
Hier denken Arbeitslose, Rentner, Nazis bis zu Zecken
Selbst Normalverdiener dasselbe, der Staat ist das Letzte“
– Hollywood Hank Ostdeutschland
Auch die vier Skids setzen sich mit sozialen Problemen auseinander. Darauf folgten zwei weitere Alben, eins mit JAW und eins mit Favorit, bevor er sich 2009 aufgrund Zeitmangels aus der Musik zurückzog. 2014 wurde er unter dem Namen Bak Ta Ehli wieder aktiv, änderte seinen Stil jedoch von Punchelines und Aggressivität zu einem progressiven Stil, in dem er unter anderem gegen Faschismus und Sexismus aufruft.