Geschichte des politischen HipHops
Die Ursprünge
Die Ursprünge des Hip-Hop liegen unter anderem im Funk, der nicht nur bekannte Schlagzeugsamples, wie den „Funky Drummer“ als Fundamt des Rapbeats lieferte, sondern auch schon eine Art Sprechgesang auftauchte. Besonders bekannt dafür war der Aktivist, Musiker und Dichter Gill-Scott-Heron, der in den 70ern seine Texte in einer Art Proto-Rap vortrug. Am bekanntesten davon wurde „The Revolution will not be televised“, über die Ablenkung der Massen durch Werbung, Konsum und Hollywood. Viele der ersten Hiphop-Gruppen stellten sich in diese Tradition. Die erste Generation der Rapper kam dabei noch fast ausschließlich den unteren Schichten. Oft hatten sie auch Verbindungen zu Bürgerrechtsgruppen, den Black Panthers oder anderen politischen Organisationen. Und neben dem „race“-Thema, Medienkritik und den Möglichkeiten schwarzer Selbstbehauptung, stand so auch die Unterdrückung der arbeitenden Menschen und die Korruptheit des kapitalistischen Systems im Mittelpunkt der frühen Tracks von Superstars wie Grandmaster Flash, Public Enemy, The Clou Tupac und NWO. Die Verbindung zu meist progressiver, klassenbewusster Haltung schien dem Hip-Hop also fast in die Wiege gelegt. Warum ist von offenem Aktivismus und politischer Haltung heute so wenig geblieben?
Die Szene
Ein Grund: Das Rapfeld wurde nicht nur kommerzialisiert, sondern auch in viele kleine Szenen aufgespalten. Der zum Markenkern gehörende politische Aktivismus verschwand nicht, wurde aber zu einer Unterkategorie unter vielen. Das gilt auch für Deutschland, wo vor allem von Erfahrungen von Menschen mit Migrationshintergrund den politischen Rap dominierten (Advanced Chemistry – Fremd im eigenen Land/ Brothers Keepers Adriano). Das Angebot an linkem Hiphop ist heute so vielfältig wie die linken Splitergruppen und Subkulturen. Dementsprechend geht es auch seltener um kulturellen Ausdruck einer breiten Bewegung oder Klasse, sondern eher ums Predigen zu den Gläubigen und die Bestätigung der eigenen Identität.
Politische Ansprache im Mainstream
Neben den kleinen Untergrundlabels und Szenen gibt es natürlich auch die RapperInnen, die sich in den Charts tummeln, bzw. auf das allgemeine Rap-Publikum zielen. Gerade hier nutzen manche ihren Einfluss, auch politische Inhalte zu vermitteln und (junge) Menschen jenseits der Szenen aufzuklären oder zu Engagement zu ermutigen. Nicht nur K.I.Z. haben auf ihrem neuen Album so einige Tracks zu Kapitalismuskritik und den Vorstellungen einer anderen Welt, die viele Inhalte unserer Kämpfe in Form von Texten weit verbreitet haben. Auch Newcomer wie Disastar und Audio88 und Yassin oder Hip-Hop Legenden wie Morrlock Dilemma verbinden Humor und Skill mit klassenbewussten und kritischen Inhalten, teils sogar Utopien. Sicher lassen die meisten bekannten RapperInnen viel zu wünschen übrig in Sachen inhaltliche Klarheit und der offenen Unterstützung von ArbeiterInnenpolitik. Doch wer seine Bekanntheit nutzt um solidarische Alternativen zu diesem System zu verbreiten und das Bewusstsein junger Menschen für ihre Lage zu stärken geht schon mal in die richtige Richtung.
Alan, Siegen