In NRW wehren sich SchülerInnen dagegen, dass für Schule und Bildung kein Geld da ist. Wir haben darüber mit Laura von der LandesschülerInnenvertretung gesprochen.
POSITION: Ihr macht dieses Jahr eine Kampagne zum Thema „Unterfinanzierung“, warum macht ihr diese Kampagne gerade jetzt?
Laura: Die Kampagne richtet sich gegen Unterfinanzierung. Wir diskutierten auf der 117. Landesdelegiertenkonferenz, was wir machen wollten und die Zustände an den Schulen in NRW waren uns einfach zu viel. Nächstes Jahr im Mai sind Landtagswahlen, da bietet es sich an, im Vorfeld Druck auf die Parteien aufzubauen.
Was ist geplant im Laufe der Kampagne?
Laura: Viele Aktionen, zum Beispiel wollen wir eine große Demonstration im April oder Mai in Düsseldorf zur Landtagswahl machen. In verschiedenen Städten machen SchülerInnen mit Straßentheater und Infoständen auf die Situation in Schulen aufmerksam. Wir, der Landesvorstand, gehen an die Schulen um mit SchülerInnen Mängelkataloge zusammenzustellen und machen mit den Schülervertretungen auf Bezirksdelegiertenkonferenzen Workshops zu dem Thema.
Auf der anderen Seite versuchen wir, so viel Medienaufmerksamkeit wie möglich zu erlangen. Dies hat im Ennepe-Ruhr Kreis schon sehr gut funktioniert. Wir haben einen offenen Brief an einen Landrat geschickt und wir sind mit einem Journalisten an eine Schule im Kreis gegangen. Dort haben wir uns eine Baustelle angeschaut und ihm die aktuelle Situation geschildert. Zusätzlich haben wir mehrere Zeitungs- und Radiointerviews gegeben und wir waren mit der Kampagne im Programm von RTL.
Die Landesschülerinnenvertretung hat im Zuge der Kampagne auch eine Petition gestartet mit dem Ziel 46.000 Unterschriften bis zum 24. Februar gegen Unterfinanzierung zu sammeln. Wenn wir das schaffen, muss sich der Landtag damit beschäftigen. Da wir noch etliche brauchen, versuchen wir immer und überall weitere zu bekommen. Wir freuen uns natürlich über Unterstützung!
Wir wollen so viele Aktionen mit Schülerinnen und Schülern machen wie möglich. Eine Idee ist zum Beispiel, im Sommer mit Schülerinnen und Schülern auf einem Schulhof zu campen, um auf die mangelnden Aufenthaltsräume aufmerksam zu machen. Und jetzt im Winter werden wir Wunschzettel an Weihnachtsmärkten auslegen, wo SchülerInnen aufschreiben können, was sie sich für ihre Schule wünschen. Und noch Vieles mehr.
Was ist besonders wichtig in der Kampagne?
Laura: Uns ist besonders wichtig, dass wir viele andere Schülerinnen und Schüler mit einbeziehen. Sie sind direkt davon betroffen, da sie jeden Tag viel Zeit in der Schule verbringen. Wir wollen den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass sie selbst aktiv werden können und woran es liegt, dass so vieles falsch läuft. Wir als Schülerschaft sollten mitentscheiden dürfen, wenn es um Bildungspolitik geht, schließlich baden wir das aus.
Mit wem zusammen wollt ihr gegen die Unterfinanzierung kämpfen?
Laura: Neben den Schülern wollen wir mit anderen Personengruppen, die auch von Unterfinanzierung im Bildungswesen betroffen sind zusammenarbeiten: mit den Gewerkschaften (GEW, Junge GEW, DGB, ver.di-Jugend, DGB-Jugend), die die Lehrer und Lehrerinnen organisieren, welche genauso wie wir unter dem allseitigen Mangel in der Schule leiden. Das Bündnistreffen dazu wird noch stattfinden. Wir wollen außerdem die Allgemeinen Studierenden Ausschüsse, also die Studi-Vertretungen, der verschiedenen Hochschulen in NRW einbeziehen. An den Universitäten herrschen ja ähnliche Probleme wie an den Schulen. Daneben werden wir auch mit verschiedenen Jugendorganisationen zusammenarbeiten, die auch gegen die Unterfinanzierung der Bildung aktiv sind.
Was würdest Du sagen, wenn dich ein Schüler oder eine Schülerin fragt, was sie gegen Unterfinanzierung tun kann?
Laura: Der beste erste Schritt ist zu seiner SchülerInnenvertretung (SV) zu gehen und dort über Missstände zu reden. Im Internet kann man sich informieren, ob es Aktionen gegen Unterfinanzierung in nächster Zeit gibt oder wann sich die SV in der Region, zum Beispiel die Stadt- oder BezirksschülerInnenvertretung trifft. Das wichtigste dabei ist: Kommunikation. Wenn man z.B. nicht weiß, ob man auf einer BSV-Sitzung vorbeikommen darf, einfach fragen.
Und in der Schule gilt: immer alles Hinterfragen. Wenn etwas schlecht ist, fragen wieso das so ist und wie es geändert werden kann. Und allgemein gilt immer: engagieren und fragen, dafür stehen die BSVen und alle Personen aus dem Vorstand der LSV immer gerne zur Verfügung.
Das Interview führte Timo, Dortmund
Mängelsystem Schule
Im Schulsystem läuft einiges schief. SchülerInnen können ein Lied davon singen – dreckige Toiletten, kaputte Turnhallen, schimmlige Klassenräume. Viele Schulen werden trotz offensichtlichen Mängeln jahrelang nicht saniert. Nicht nur gebäudetechnisch mangelt es gewaltig. Die Klassen sind zu groß und es gibt zu wenig Lehrkräfte. Aufenthaltsräume zum Erholen sind rar, noch seltener ist eine Mensa für Mittagessen. Die Schulen sind ungeeignet für einen langen Unterrichtstag. Die Technik ist meist veraltet, Computer mit gestriger Software ausgestattet, Overhead-Projektoren haben schon unsere Elterngeneration geblendet. Wo die Medien modern sind, mangelt es an anderer Stelle. Zum Beispiel, wenn es zu wenig SchulsozialarbeiterInnen und SchulpsychologInnen gibt, um ganz alltäglichen Problemen und Konflikten von Jugendlichen zu begegnen. In den wenigsten Regionen ist es SchülerInnen möglich, kostengünstig den Nahverkehr zu nutzen, ganz zu Schweigen von Kostenfreiheit. Auch Inklusion kann nur dann gelingen, wenn der Schulalltag entsprechend gestaltet ist, wenn es genug ausgebildetes Personal gibt, wenn sich der Unterricht grundsätzlich verändert. Natürlich krankt das Schulsystem auch noch an vielen anderen Stellen. Aber zumindest hinter diesen Dingen steht ein generelles Problem: Die schlechte Finanzierung.
Lia, Dortmund