Völkermord

veröffentlicht am: 28 Mrz, 2017

Forderungen der Opfer deutscher Kolonialherrschaft werden ignoriert

Vor rund 98 Jahren musste das Deutsche Reich nach dem Vertrag von Versailles seine Kolonialgebiete an die Siegermächte des durch den deutschen Imperialismus entfesselten 1. Weltkriegs abgeben. Nach rund 31 Jahren Herrschaft über „Deutsch-Südwest“, dem heutigen Namibia endete damit vorläufig der deutsche Traum vom „Platz an der Sonne“.

„Am deutschen Wesen …
Das afrikanische Namibia wurde ab 1884 von deutschen Siedlern kolonialisiert, die indigenen Völker Namibias wurden (bis heute) ihres Landes beraubt. Sie wurden entrechtet und ihre Arbeitskraft auf brutale Weise ausgebeutet. Im sogenannten „Herero-Aufstand“ 1904 leisteten Stammeskrieger der „deutschen Schutztruppe“ erbitterten Widerstand, wobei sie letztlich unterlegen waren. Zur „Befriedung“ der Kolonie verübten die deutschen Soldaten gezielt Verbrechen an den Nama und Herero. Sie verschleppten unzählige Personen in Internierungslager, machten vor Frauen und Kindern nicht Halt und trieben gezielt eine große Gemeinschaft von Nama und Herero in die Trockenwüste „Omaheke“, deren Ausgänge sie mit Waffengewalt versperrten.

… soll die Welt genesen“
Dieses Vorgehen war Teil einer Vernichtungsstrategie, welche der zuständige Generalleutnant von Trotha in Worte fasste: „Die Herero sind nicht mehr Deutsche Untertanen. […] Innerhalb der Deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen“. Der Generalleutnant wurde dabei von Kaiser Wilhelm II. und dem Generalstabschef von Schlieffen unterstützt. Bis zu 100.000 Menschen fanden in diesem ersten Genozid des 20. Jahrhunderts den Tod: über die Hälfte der Nama und 80 Prozent der Herero.

Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION #1/17. Du kannst sie ab 10€ jährlich abonieren. Schreib uns einfach an position@sdaj.org

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Drei Knochen und einige Gebeine
Erstmals 2015 (!) benannten deutsche Politiker diese Verbrechen als Genozid. Aktuell streben die Vertreter der Nama und Herero in New York mit einer Sammelklage einen Prozess gegen die BRD an, in welchem sie Reparationen für „nicht zu beziffernde Schäden“ fordern. Führende Juristen bezeichnen diese Bemühungen jedoch als aussichtslos. Die Aussagen dazu aus dem deutschen Bundestag sind skandalös, denn es wird behauptet, man hätte bereits ausreichend Reparationen geleistet. Hierbei handelte es sich lediglich um die sterblichen Überreste weniger gefallener Krieger, welche als Kolonialtrophäen in deutsche Museen und Archive gewandert waren und nun zurückgegeben wurden.
Außerdem verhandelt der deutsche Staat mit der namibischen Regierung über eine entwicklungspolitische Zusammenarbeit als „Entschädigung“ für den Massenmord. Dabei handelt es sich um getarnte Investitionsprogramme für Unternehmen, welche mit deutschen Konzernen kooperieren oder diesen bereits gehören. Es wird also deutlich, dass es nur um die kapitalistischen Profitinteressen der deutschen sowie nationalen Bourgeoisie geht. Perfide dabei ist jedoch, dass die eigentlichen Opfer – die Nama & Herero – in der namibischen Regierung nicht repräsentiert werden und somit faktisch nicht mit am Verhandlungstisch sitzen. Bis heute hat der deutsche Staat keinen Cent an die Opfer der Kolonialherrschaft gezahlt!

Luca, Frankfurt

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