Jedes Jahr stellt die Deutsche Bahn tausende neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Doch dieses Jahr sucht die DB AG rekordverdächtige 8000 neue Fachkräfte und Auszubildende. Als Grund für den aktuellen Personalmangel denken sich die Arbeitgeber eine Vielzahl von Ausreden aus.
Schuld sei der neue Tarifvertrag, die mangelnde Bereitschaft Überstunden zu leisten, oder die Freistellung von Betriebsräten. Durch solche falschen Argumente spaltet der Bahn-Konzern gezielt die Belegschaft und versucht somit Betriebsräte und Gewerkschaften bei dem nicht organisierten Teil der Belegschaft zu diffamieren. Daneben versucht die Führung der DB immer noch das Image der Bahn als große Familie aufrechtzuerhalten, um so die Belegschaft zur Selbstausbeutung zu bewegen und die Spaltung zwischen ArbeiterInnen und Betriebsräten zu fördern. Zusätzlich wird hierfür der Bahnkunde als Begründung und Totschlagargument missbraucht.
Beginn der Personalmisere waren die Sparmaßnahmen des ehemaligen Bahn-Chefs Hartmut Mehdorn Anfang der Nuller-Jahre. Die Deutsche Bahn sollte profitabel gemacht werden, um diese in private Hände zu geben. Genau in diejenigen Hände die uns als ArbeiterInnen Tag täglich Ausbeuten und gigantische Profite auf dem Rücken der Beschäftigten machen.
Auch mithilfe des Widerstandes der Belegschaft wurde der Bahn-Konzern nicht an die Börse gebracht und bleibt bis heute zu 100 Prozent in staatlicher Hand. Anstatt jedoch in das Sozialsystem, Bildung oder in den öffentlichen Personenverkehr zu investieren, sichert der Deutsche Staat mit Milliarden Euros die Macht der Großkapitalisten. Es ist also nicht der neue Tarifvertrag, durch den nun plötzlich, und völlig unerwartet tausende neuer Stellen besetzt werden müssen, sondern es ist die Deutsche Bahn selber, die auf Profite orientiert, anstatt die Bahn als öffentliche Daseinsvorsorge anzusehen. Durch dieses profitorientierte Handeln des Bahnvorstandes wird es immer einen Personalmangel geben. Letztendlich ist es nämlich günstiger für den Arbeitgeber seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Überstunden leisten zu lassen, anstatt mehr Personal einzustellen. Darüber hinaus setzt sich der Trend durch, eigens ausgebildete Fachkräfte durch die betriebseigene Leiharbeitsfirma einzustellen. Die aktuelle Arbeitszeitverkürzung des neuen Tarifvertrages der EVG von 6 Tagen mehr Urlaub zeigt deutlich auf, welchen Personalbedarf die Deutsche Bahn eigentlich schon immer hatte. Denn Urlaub kann nicht durch Überstunden ausgeglichen werden. Und an dieser Stelle kommt die Führung der Bahn an ihre Grenzen und muss sich mit wahllosen Behauptungen aus der Affäre ziehen.
Als Bahner in der SDAJ fordern wir Arbeitszeitverkürzung statt Überstunden, reguläres Personal statt Leiharbeit und den öffentlichen Personenverkehr als Daseinsvorsorge unabhängig von Profiten.