Mit Berlusconi wird sich die italienische Politik massiv nach rechts entwickeln
Er ist wieder da. Nach seinem gezwungenen Abgang kehrt Silvio Berlusconi zurück. Machte er noch bis vor kurzer Zeit die EU und Merkel dafür verantwortlich, seinen Fall verursacht zu haben, wird er heute von der deutschen Kanzlerin ermutigt und präsentiert sich als Pro-EU Kandidat und als gemäßigter Konservativer. Er soll – dies die Berechnung – das Mitte-Rechts Feld um sich herum wieder vereinigen.
Rechte Front
Einfach ist es nicht, denn rechts hat sich einiges getan. Nachdem Berlusconi das konservative Lager für über 20 Jahre mit seiner Person besetzt und ideologisch sowie politisch entleert hatte, blieb nur die rechtsextreme Ecke übrig. Die „Lega Nord“ witterte unter Matteo Salvini die Chance, den freigelassenen Raum zu erobern und in Richtung Rechts zu radikalisieren. Geschickt geschah die Verwandlung der Lega von einer separatistischen Pro-Nord Partei zu einer dem europäischen Trend konformen „rechtspopulistischen“ Partei. Rassismus und Xenophobie, Migrationspanikmacherei, Islamophobie, Verteidigung des kleinen Mannes vor vermeintlichen Feinden bei gleichzeitiger Auslieferung der konsequentesten Ausbeutung durch das Kapital und Lob der Selbstjustiz beherrschte man ja schon.
Es kamen wenige Korrekturen hinzu: Die Gegner sind nun nicht mehr „Rom“ und die vermeintlich faulen SüditalienerInnen („Terroni“), sondern Brüssel und die MigrantInnen – durch die angeblich ein „Bevölkerungsaustausch“ durchgeführt werde – und dazu das ganze bekannte Programm im Stil von Front National und AfD. Dabei wird auch den Neofaschisten (Forza Nuova, Casa Pound) zugezwinkert, etwa mit dem Versprechen, die Gesetze, die Apologie des Faschismus und rassistische Hetze unter Strafe stellen, abzuschaffen. Auch sind gemeinsame Auftritte keine seltene Sache.
Trübe Aussichten
Und doch ist eine Zusammenarbeit der Beiden, Berlusconi und Salvini, nicht ausgeschlossen. Zwar werden beide Parteien getrennt ihren Wahlkampf angehen und sich die Zielgruppen aufteilen. Jedoch ist ein Regierungsbündnis bei entsprechendem Wahlergebnis wahrscheinlich – offen bleibt nur, wer tongebend sein soll. Was sind die Alternativen? Der „Partito Democratico“ (ehemalige Eurokommunisten) hat unter Renzi seine definitive Verwandlung in eine autoritär-neoliberale Partei mit smartem Auftreten vollzogen, sich in eine offene Politik gegen die Arbeiterklasse begeben, versucht, das Parlament zu schwächen und mit dem Innenminister Minniti auf stärkere Repression gesetzt (u. A. mit Räumungen von Sozialzentren oder eines von MigrantInnen besetzten Hauses). In den Umfragen führen aktuell die Verschwörungstheoretiker der „Fünf-Sterne-Bewegung“. Alle diese Parteien haben aber eines gemeinsam: Die integrative Funktion durch Verschleierung der wirklichen Widersprüche und die Spaltung der ArbeiterInnen.
Francesco, Münster