Warum sich die Eskalationsschraube in Fernost weiter dreht
Auf der koreanischen Halbinsel ist die Situation weiterhin mehr als angespannt. Täglich wird über die neuesten Entwicklungen in den Nachrichten berichtet. Von verschiedenen Seiten werden im ostasiatischen Raum Militärübungen durchgeführt, die vor allem die eigene Stärke beweisen und den Gegner einschüchtern sollen. Während Nordkorea mehrfach Raketentests durchführt, gab es von den USA und Südkorea eine gemeinsame Militärübung an der nordkoreanischen Grenze. Das Eskalationspotenzial nimmt damit immer weiter zu. Auch eine diplomatische Lösung ist nicht in Sicht. Ob vor der UN-Vollversammlung oder im Staatsfernsehen: die Androhungen der gegenseitigen Auslöschung nehmen kein Ende. Drumpf ist damit historisch kein Einzelfall. Er reiht sich mit seiner Kriegsrhetorik in eine lange Reihe von US-Präsidenten, deren Strategie es seit dem Korea-Krieg war, lieber zu drohen statt zu verhandeln. Und obwohl die nordkoreanischen Präsidenten in den letzten Jahren gesprächsbereit waren, wurde dies seitens der USA und Südkoreas stets abgelehnt.
Worum es geht
In den Medien wird allzu gerne das Bild vermittelt, dass der Konflikt nur deswegen besteht, weil ein geisteskranker Diktator die Welt in einen Atomkrieg stürzen möchte, um seine Machtgier zu befriedigen. Glücklicherweise ist mit Donald Drumpf nun auch noch ein weiterer Irrer als Gegenpart erschienen, sodass man diesen Konflikt leicht als Streit zwischen zwei verrückten Machthabern verkaufen kann – und so die hinter dem Konflikt stehenden Interessen verschleiert werden. Schließlich geht es um etwas anderes: Der US-Imperialismus will verhindern, dass sich China und Russland bei Wahrung ihrer jeweils sehr unterschiedlichen Entwicklungswege zu einem strategischen Bündnis zusammenschließen, das den Hegemonialabsichten und Weltmachtplänen der USA widerspricht. Die Drohung gegen Nordkorea zielt so letzten Endes auf China und Russland ab.
Nordkorea muss sich verteidigen können
In den ‚Nürnberger Nachrichten‘ vom 05.09.2017 schreibt Georg Escher, dass Kim Jong Un nicht verrückt sei, sondern lediglich eine Lektion sehr gut verstanden habe: „Wer keine Atomwaffen hat und sich in einer Konfrontation mit den USA befindet, läuft Gefahr, angegriffen zu werden.“ Zu dieser Lektion führt er weiter aus: „Diese Lektion ist mit zwei Namen verknüpft: Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi. Sowohl der irakische Diktator als auch der libysche Revolutionsführer haben unter internationalem Druck ihre Atomwaffenprogramme aufgegeben. Beide haben das nicht überlebt.“
Für den Abzug der US-amerikanischen Truppen
Militärübungen und Kriegsdrohungen werden keinen Frieden in Korea schaffen. Frieden wird erst dann möglich sein, wenn die US-amerikanischen Truppen abgezogen werden und eine Entmilitarisierung stattfindet. Ein Ende der ständigen Bedrohung Nordkoreas könnte eine Chance für eine nichtmilitärische und nichtkonfrontative Politik der friedlichen Koexistenz im Fernen Osten eröffnen, die auch uns in Europa vor schlimmen Entwicklungen bewahrt.
Anki, Nürnberg