Ein TV-Drama stellt sich die Frage, wie wir wohl mit den Strapazen einer Flucht umgingen
Die öffentliche Debatte um die „Flüchtlingskrise“ ist unterirdisch. Es wird sogar in Frage gestellt, ob es richtig wäre, Menschen zu helfen, die hilflos im Mittelmeer verrecken. Solche Fragen kommen nicht vor im Fernsehfilm „Für meine Tochter“. Doch er behandelt zentrale Aspekte von Fluchtgeschichten: Wie muss es sein für Eltern, deren Kinder weg sind? Von denen sie auf einmal nichts mehr hören? Wie wichtig ist Nähe und Sicherheit? Wie grausam sind Terror und Krieg?
Entgegen missglückten TV-Versuchen, in denen Deutsche auf die Flucht geschickt wurden (und dabei das reale Leid oft bagatelisiert wurde), schafft es die ZDF-Produktion die gestellten Fragen auf seine deutschen Protagonisten zu übertragen ohne ins Geschmacklose zu verfallen. Dietmar Bär in der Hauptrolle spielt einen frisch-verwittwenden und trauernden Apotheker, den ein Anruf der Polizei aus der Lethargie reisst. Der Pass seiner Tochter, welche in Berlin studiert, sei bei einer anderen Frau gefunden worden. Diese hätte sich an der syrisch-türkischen Grenzen der Identität seiner Tochter bedient. Bär erreicht seine Tochter nicht, reist nach Berlin und findet heraus, dass sie sich in der syrisch-türkischen Grenzregion befinden muss, wo sie Menschen auf der Flucht helfen will. Aber er kann keinen Kontakt herstellen, weiß nicht ob es ihr gut geht, ob sie in Sicherheit ist oder in Terror und Krieg. Für Bär beginnt eine Odyssee für seine Tochter.
Das TV-Drama ist kein explizit politischer Film, hat jedoch eine politische Aussage: Die Hauptrolle, die im wahren Leben während seiner Schulzeit zur SDAJ kam, ist im Interview der Ansicht, die Geschichte des deutschen Faschismus „sollte es für uns selbstverständlich machen, dass wir den Flüchtlingen helfen“. Bär dominiert in seiner Rolle als besorgter Vater gut zwei Drittel der Zeit den Bildschirm – für Fans des Kölner Tatort-Komissars sicherlich eine Freude. Die weiteren Hauptrollen, v.a. Hermann und Rose brechen die Fokussierung auf den Vater auf und sind überzeugend und authentisch gespielt.
[Mark, München]
„Für meine Tochter“, 89 min. (D 2018). Regie: Stephan Lacant. Besetzung: Dietmar Bär, Anna Herrmann, Merlin Rose, Adam Bay u.a. ZDF-Produktion, Ausstrahlung: Mittwoch, 8. August 2018, 20:15 Uhr.