Die eigene Wohnung-ein wichtiger Schritt ins Erwachsenenleben (POSITION #4/18)
WER HEUTE IN DIE ERSTE EIGENE WOHNUNG ZIEHEN WILL, STEHT VOR ÜBERRASCHEN VIELEN SCHWIERIGKEITEN 😣😣
Die erste eigene Wohnung und der damit verbundene Auszug von den Eltern ist wohl für die meisten Jugendlichen eine große Herausforderung. Für Jugendliche aus einkommensschwachen Familien, Schüler oder Studenten gestaltet sich der Auszug besonders schwer.
Möbel, Waschmaschine, Küchenutensilien oder auch Kleinkram wie Wäscheklammern; das alles sind Gegenstände, die sich die meisten beim Auszug erst mal anschaffen müssen. Doch auch nachdem die Wohnung fertig eingerichtet und die meist sehr hohe Kaution bezahlt ist, hört es nicht auf mit den Ausgaben: Neben Kosten für Essen, Freizeitaktivitäten, Monatskarte oder Auto fallen auch monatlich Fixkosten für die Wohnung, wie Stromabschlag oder GEZ an. Außerdem braucht man doch immer wieder Dinge für den Haushalt, von denen man wohl früher nie gedacht hätte, dass man mal so regelmäßig Geld für sie ausgeben würde, wie Putzmittel, Klopapier oder auch Spülschwämme.
AZUBIS HABEN ES BESONDERS SCHWER
Wie sollen jetzt aber Auszubildende, die oft nur wenige hundert Euro monatlich verdienen, für all das aufkommen? Wie soll ein Schüler oder Student, der ja gar nichts verdient, dafür aufkommen? Es gibt zwar Schüler-Bafög, das bekommt nur nicht unbedingt jeder. Bei manchen Schularten bekommt sogar kategorisch jeder mit eigener Wohnung keins. Studenten häufen sich mit einem Bafög-Bezug immer auch Schulden für‘s spätere Leben an und was ist nun, wenn die Eltern knapp zu viel für einen Bafög-Anspruch verdienen, aber auch nicht genug um einen ausreichend zu unterstützen? Dann hat man eben Pech gehabt. Und selbst wenn man Leistungsanspruch hat: Die Leistungen reichen meist nicht aus, um sich zu finanzieren. Pech haben auch die Jugendlichen aus Familien die Hartz IV empfangen, die dürfen sich nämlich solang sie noch bei ihren Eltern wohnen nicht mal etwas für den Auszug ansparen.
OHNE NEBENJOB GEHT’S NICHT
Diese Jugendlichen müssen dann Nebenjobs annehmen, nur um selbstständig leben zu können. Das findet manch einer vielleicht nicht so schlimm, für andere ist es aber eine enorme Belastung. Je nachdem, wo der eigene Lebensschwerpunkt liegt, bleibt da wenig Zeit für Freunde und Entspannung übrig.
Man braucht sie zwar nicht unbedingt, die erste eigene Wohnung ist aber ein wichtiger Ort für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Hier lernt man Verantwortung zu übernehmen, sich um den Internetvertrag oder die Rechnung der Stadtwerke selber zu kümmern. Man lernt, seine eigenen Bedürfnisse einzuschätzen, sich um sich selber zu sorgen, sich darum zu kümmern, dass man Sonntags nicht vor einem leeren Kühlschrank steht. Vor allem aber hat man mit der ersten Wohnung einen Ort ganz für sich alleine, einen Ort, an dem man selbstbestimmt leben kann. Und so ein Ort steht jedem zu, insofern er denn selbstbestimmt leben möchte.
[Ally, Nürnberg]
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