Ist er einfach nur Menschen-gemacht oder hat der Kapitalismus auch was damit zu tun?
Etwa 95 % der WissenschaftlerInnen, die sich mit Klima und Umweltfragen beschäftigen, sind sich darüber einig, dass der aktuelle Klimawandel , in erster Linie weltweiter Anstieg der Durchschnittstemperaturen, Menschen gemacht ist und immer bedrohlichere Formen annimmt. Der Anstieg der Temperaturen wird mit dem Anstieg der Konzentrationen von sogenannten Treibhausgasen in der Atmosphäre in Zusammenhang gebracht. Die Treibhausgase wirken Klimaerwärmend, weil sie Infrarote Strahlung in die Atmosphäre reflektieren.
Was passiert chemisch beim Klimawandel?
An dieser Stelle sollten wir uns die Frage stellen, was sind denn diese Treibhausgase überhaupt und warum führen sie zur Erwärmung der Atmosphäre. Zu den Treibhausgasen gehören Kohlenstoffdioxid , Methan , Lachgas und andere Spurengase. Diese drei wichtigsten Treibhausgase entstehen sowohl durch natürliche – meist durch Mikroorganismen katalysierte – Prozesse, als auch durch Verbrennung von organischer Substanz, z.B. Holz, bei Vulkanausbrüchen oder in Kraftwerken und Autos. Sie sind Teil von sogenannten Stoffkreisläufe, dem Kohlenstoff und dem Stickstoffkreislauf, d.h. werden sie natürlich gebildet und auch wieder abgebaut. Wenn die Kreisläufe im Gleichgewicht sind, sind die Quellen und Senken im Weltmaßstab relativ stabil. Quellen sind Bereiche, in den Treibhausgase produziert werden und Senken, in den Treibhausgase gebunden oder z.B. eingelagert werdenDie Menschheit hat nun aber massiv in den Kohlenstoff-und Stickstoffkreislauf eingegriffen, maßgeblich durch die Verbrennung von fossilen Energieträgern, wie Erdöl, Erdgas und Kohle. Damit kommt es zu einer Anreicherung von Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre. Neben der Verbrennung von fossilen Brennstoffen, wurde durch das sogenannte Haber-Bosch- Verfahren, Stickstoff fixiert und als Kunstdünger in der Stickstoffkreislauf eingebracht. Das macht es zum einem heute möglich deutlich mehr als nur 800 Millionen Menschen zur ernähren, nämlich eigentlich alle 8 Milliarden Menschen auf der Welt, wenn die Verteilung nicht der Profitlogik unterliegen würde. Es führte aber auch zur einer deutlichen Verstärkung der Emissionen von Lachgas, einem sehr starken Treibhausgas.
Was ist überhaupt „Klima“?
Um zu verstehen, was als Klimawandel verstanden wird, müssen wir auch Wetter und Klima unterscheiden, denn mit dem Klimawandel wird es nicht nur einfach wärmer. Klima ist das Wetter in einem Bezugssystem von 30 Jahren. Hier wird vor allem mit Durchschnittswerten der Temperatur, Wind und Luftfeuchtigkeit gearbeitet. Das Wetter ist also das, was wir täglich erleben und das Klima ist das mittlere Wetter von 30 Jahren.
Klimaänderungen gab es in Erdgeschichte, in den letzten 4,5 Milliarden Jahren viele und auch sehr starke. Aber erst im sogenannten Pleistozän, den letzten 2,5 Millionen Jahren, hat sich das Klima so weit stabilisiert, dass sich auch Lebensgrundlagen für Menschen entwickelt konnten. Innerhalb der letzten 2 Millionen Jahre gab es Warm- und Eiszeiten. Aber rasante Klimaänderungen haben sich meist durch Umweltkatastrophen ergeben, wie z.B. Meteoriteneinschläge. In der wärmsten Warmzeit war es nur ca. 5 Grad wärmer, aber die Pole waren komplett eisfrei und der Meeresspiegel deutlich höher als heute.
Was passiert durch den Anstieg der Durchschnittstemperaturen?
Es steigt nicht nur die Temperatur, sondern auch die Energie in der Atmosphäre, Folgen sind z.B, der Anstieg des mittleren Meeresspiegels und die Zunahme von Extremereignisse wie Starkregen, Dürre oder Hurrikans. Durch die Erwärmung kommt es auch zum Abtauen des Eisschildes in der Antarktis, und Grönland, des Meereseis in der Arktis oder auch der Gletscher z.B in den Anden, dem Himalaya oder den Alpen. Die Folgen sind Überschwemmungen, es wird (gibt es schon) mehr Hurrikans, z.B in den USA (Atlantik) oder im Pazifik geben. Dürren in den Wüsten, Ausbreitung z.B. der Subsahara Region, aber auch in der Anden Region oder in den Wüsten zwischen USA und Mexico ist dieses Phänomen zu beobachten.
Die Erderwärmung kann aber auch in einigen Bereichen Kettenreaktionen auslösen, die den Klimawandel weiter einheizen, wie das Tauen der Permafrostböden, die große Kohlenstoffspeicher sind und dann stärker Kohlendioxid,, Methan und Lachgas emittieren könnten. Ca. 25 % der Landmasse der nördlich des Äquators gründet sich auf Permafrostböden. Da liegt mehr Kohlenstoff eingefroren als in allen Pflanzen der Erde gebunden ist.
Vor allem die Dürren und Extremregenereignisse werden zu neuen Konflikten führen, die Kriege und Flüchtlingsströmen, auch nach Europa, auslösen können und vermutlich werden.
Der Klimawandel und der Kapitalismus
Wenn wir uns angucken, wann der Anstieg der KohlendioxidEmissionen begann, fällt das zusammen mit dem Aufstieg des Kapitalismus. Er ist sicher menschengemacht im Gegensatz zu natürlichen Schwankungen, aber er ist vor allem auch Kapitalismus gemacht. Die Folgen baden vor allem die Staaten im Trikont aus, Asien, Afrika und Lateinamerika. Europa, Nordamerika oder auch Australien werden sich noch relativ lange mit Baumaßnahmen gegen die Folgen schützen können. Aber die kommenden Flüchtlingsströme werden vor allem von Europa, USA und den anderen Industrienationen ausgelöst.
Was soll gegen den Klimawandel unternommen werden?
Was ist die Antwort der WissenschaftlerInnen im aktuellen gesellschaftlichen Rahmen? Benennen diese die wahren Verursacher? Eher nicht. Mojib Latif vom Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Mitglied des Weltklimarats ist davon überzeugt, dass der Klimawandel verhindert werden kann, wenn alle Menschen ihre individuellen Verhaltensweisen verändern. Wenn alle weniger Auto führen, weniger in den Urlaub flögen, weniger Fleisch äßen. Allein dadurch ließe sich die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen.
Wenn das so einfach wäre, könnte man den Klimawandel durch Vernunft aufhalten und einfach individuell besser und umweltbewusster leben. Es wird aber so sein, dass nur durch die Durchbrechung der Profitlogik, die immense Verschwendung von Rohstoffen und Steigerung der Treibhausgaskonzentrationen aufgegeben werden kann.
Trotzdem denke ich nicht, dass mit der Abschaffung des Kapitalismus, einfach mal so das Klima gerettet wird. Es bedarf in vielen Bereichen unserer aktuellen Konsumlogik tiefe Einschnitte, um die Natur nicht völlig zu verwüsten. Das ist aber möglich, wenn wir so produzieren, dass die Bedürfnisse der Menschen befriedigt werden und nicht für den Profit der Konzerne.
[Tina Sanders]
Tina ist Doktorin der Biologie und Mitglied im Parteivorstand der DKP.
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