Warum gegen Hausaufgaben?
Jeder kennt es: Man kommt nach acht Stunden Schule erschöpft nach Hause und will einfach nur entspannen, Freunde treffen oder die nächste Aktion der örtlichen SDAJ-Gruppe vorbereiten. Aber da sind dann noch die Hausaufgaben und der Lernstoff für die kommende Klausur, der reingeprügelt werden muss. Laut einer Umfrage von UNICEF verwenden 7-12-Jährige im Schnitt 37 Wochenstunden auf Schulunterricht, Lernen und Hausaufgaben, ab 13 Jahren arbeiten Jugendliche fast 44 Wochenstunden in oder für die Schule, in den Klassen 9 bis 13 wird sogar die 45-Stunden-Woche im Schnitt noch übertroffen. Deswegen leidet fast jeder zweite Schüler der mittleren Klassenstufen unter Stress, was nicht selten auch gesundheitliche Beschwerden zu Folge hat. Das alles nur, weil es in diesem Schulsystem nicht darum geht, für sein Leben, die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und seine Interessen zu lernen. Stattdessen geht es darum, uns für den Arbeitsmarkt fit zu machen und durch Noten und mehrgliedriges Schulsystem auszusortieren. Da besteht ständig die Angst vorm Abrutschen oder einem schlechten Abschluss, was heißt, die Chancen auf den gewünschten Ausbildungs-/Studienplatz zu verbauen. Doch es gibt etwas, das wir vor Ort tun können, um den Leistungsterror etwas zu mildern: Der Kampf gegen Hausaufgaben an der eigenen Schule. Ein großflächiger Versuch in der Schweiz in den 90er Jahren stellte heraus, dass Schüler ohne Hausaufgaben genauso gut waren, wie Schüler mit Hausaufgaben und die Schüler ohne Hausaufgaben wesentlich lieber und motivierter zur Schule gingen.
Kenne deine Rechte und informiere andere darüber!
Für den Kampf gegen Hausaufgabe muss man das Rad nicht neu erfinden. In allen Bundesländern gibt es landesweit festgelegt mindestens pädagogische Leitlinien für Hausaufgaben. Das geht von Verboten von Hausaufgaben an aufeinanderfolgenden Tagen mit Nachmittagsunterricht, über Bestimmungen darüber, welchen Anteil die Hausaufgaben an der Note haben dürfen und welchen pädagogischen Sinn sie angeblich haben sollen bis zu einem Verbot von Hausaufgaben an Wochenenden und in den Ferien. Es hilft, sich auf der Seite der Kultusministerien über die geltenden Gesetze im eigenen Bundesland schlau zu machen und auch seine MitschülerInnen darüber zu informieren. Zum Beispiel kann man die Regelungen mit der Schülervertretung auf Plakaten visualisieren und in jedem Klassenraum aufhängen. Denn nur wer seine Rechte kennt, kann auch auf deren Einhaltung bestehen.
Teamwork gegen Hausaufgaben!
Auf seine Rechte zu pochen funktioniert nur, wenn man als Klassenverband geschlossen gegen unverhältnismäßig viele oder unverhältnismäßig bescheuerte Hausaufgaben auftritt. So kann man sich absprechen, wie man gegen die Lehrkraft argumentieren kann, die Eltern ins Boot holen kann oder auch gemeinsam unverhältnismäßige Hausaufgaben boykottieren, denn, wie Ernst Thälmann schon sagte: „Einen Finger kann man brechen, aber fünf Finger sind eine Faust!“. Ein Schüler kassiert eine schlechte Note für nicht gemachte Hausaufgaben, aber wenn die ganze Klasse die Hausaufgaben nicht gemacht hat, dann sieht es schon anders aus.
Solidarische Hausaufgabenhilfe
Ein weiteres Problem bei Hausaufgaben ist neben dem hausaufgabenbedingten Stress, dass durch Hausaufgaben die Lücke zwischen besseren und schlechteren Schülern immer größer wird. Denn, wer in der Schule das Thema schon nicht verstanden hat, der wird es bei den Hausaufgaben alleine erst recht nicht verstehen und nicht-gemachte oder schlecht-gemachte Hausaufgaben wirken sich natürlich negativ auf die Note aus. Wenn deine Eltern dir dann wegen fehlender Zeit oder fehlendem Know-How nicht bei den Hausaufgaben helfen können und aus finanziellen Gründen auch keine Nachhilfe finanzieren können, dann ist man abgehängt. Dem können wir entgegenwirken, indem wir in den Schulen per Schulkonferenzbeschluss Hausaufgabenbetreuung einrichten oder uns wenigstens gegenseitig bei den Hausaufgaben und beim Lernen helfen, indem wir individuell Lerngruppen bilden. Davon auch die besseren Schüler was: Die festigen ihr Wissen durch das Erklären und lernen, wie man anderen Leuten etwas beibringt.
Hausaufgaben abschaffen!
Natürlich können wir mit den oben genannten Schritten die ätzendsten Auswirkungen von Hausaufgaben mildern. Noch besser wäre natürlich, Hausaufgaben weiter einzuschränken oder gleich ganz abzuschaffen. Das ist schulintern mit sogenannten Hausaufgabenregelungen möglich, wenn man die Mehrheit in der Schulkonferenz auf seiner Seite hat. Die kriegt man natürlich nur, wenn man nicht stellvertretend für die Schülerschaft als Schülervertretung handelt, sondern mit der Schülerschaft zusammen aktiv wird. So kann man in Umfragen und Inputs in den Klassen über mit Hausaufgaben zusammenhängende Probleme unseres Schulsystems informieren und die Schülerschaft fragen, welche Hausaufgabenregelungen ihren Alltag erleichtern würden. Wenn man die Schülerschaft inhaltlich im Boot hat, kann man Aktionen folgen lassen, um Druck auf die anderen Schulkonferenzmitglieder auszuüben. Zum Beispiel kann man Beschwerdebriefe von allen Schülern schreiben lassen und dann damit den Schulbriefkasten überfüllen, Unterschriften von Eltern, Lehrern und Schülern für den eigenen Antrag sammeln oder mit einem „Schüler-am-Boden“ Flashmob auf dem Pausenhof auf den zu harten Leistungsdruck in unserem Schulsystem aufmerksam machen.
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