Change the System, Not the Climate! (POSITION #5/18)…

veröffentlicht am: 16 Dez., 2018

Change the System, Not the Climate! (POSITION #5/18)
INTERVIEW: IN BELGIEN GAB ES RIESIGE PROTESTE GEGEN DEN KLIMAGIPFEL IN POLEN. WIR HABEN UNS MIT DER BELGISCHEN STUDIERENDENORGANISATION COMAC UNTERHALTEN

POSITION: WARUM ORGANISIERT IHR IN BELGIEN SO VIEL WIDERSTAND GEGEN DEN KLIMAGIPFEL IN POLEN? WER IST DARAN BETEILIGT UND WARUM IST DAS THEMA FÜR EUCH ALS COMAC SO WICHTIG?
Olivier Goessens: Wir machen uns einfach Sorgen darüber, was mit unserem Planeten passiert, und sind wütend darüber, dass die politischen Eliten keine Maßnahmen gegen den Klimawandel ergriffen haben, der seit mindestens 1988 bekannt ist. Vom Gipfel fordern wir einen schnellen und radikalen Übergang zu einer CO2-neutralen Politik. Der jüngste UN-Bericht ist sehr klar: Die nächsten zehn Jahre sind entscheidend, um den Klimawandel unter Kontrolle zu halten. Wenn wir länger warten, werden die Folgen katastrophal und unumkehrbar sein.

EINER EURER SLOGANS LAUTET „CHANGE THE SYSTEM, NOT THE CLIMATE“ (DEUTSCH: ÄNDERT DAS SYSTEM STATT DAS KLIMA). WAS IST DIE IDEE DAHINTER?
Olivier: Das ökonomische Modell des Kapitalismus, das System, in dem wir leben, erfordert eine ständige Verwertung von Kapital. Wenn sich Kapital verwerten muss, muss die Produktion dementsprechend organisiert werden. Der Marktwettbewerb hindert wirtschaftliche Investitionen jedoch daran auf vernünftige oder nachhaltige Weise vorzugehen. Das Kapital wird in die Produktion von etwas investiert (egal wie unnütz oder wie wenig nachhaltig es ist), um Gewinne zu erzielen und mehr Kapital anzusammeln. Nur die Rentabilität, nicht der Nutzens, zählt für die wirtschaftlich Mächtigen.
Die Natur hat offensichtlich einen enormen Nutzwert für den Menschen, aber sie besitzt keinen Tauschwert, da sie für das Nehmen zur Verfügung steht. Es ist also kein Wunder, dass alle Bemühungen, das Klima im Rahmen des Kapitalismus zu retten, gescheitert sind. Die Idee, der Natur einen willkürlichen Preis zu geben, sodass sie einen künstlichen Tauschwert erhält, führt nur zu neuen Systemen, um Gewinne zu erzielen.
Um den Planeten zu retten, müssen wir uns vom kapitalistischen System verabschieden und ein Wirtschaftssystem einführen, in dem der Gebrauchswert zählt, das ist der Sozialismus. Nur durch eine demokratische Planwirtschaft kann sichergestellt werden, dass die nächste Generation einen lebenswerten Planeten erbt.

IN DEUTSCHLAND ARBEITEN UMWELTBEWEGUNG UND GEWERKSCHAFTEN (INSBESONDERE DIE DER INDUSTRIE) HÄUFIG NICHT ZUSAMMEN, SONDERN GEGENEINANDER. WIE IST DIE SITUATION IN BELGIEN?
Olivier: Die Klimakrise trifft die Menschheit in einer Zeit, in der sich die internationale Arbeiterbewegung seit Jahrzehnten in der Defensive befindet. Dies ist ein wichtiger Nachteil, denn um das System zu ändern, sind wir auf die Organisation und Mobilisierung der Arbeiterklasse angewiesen. Das Establishment versucht immer, die soziale Bewegung zu spalten, auch indem sie behauptet, dass die Klimabewegung den Interessen der Gewerkschaften widerspricht. Als Marxisten ist es unsere Aufgabe, den Gewerkschaften zu zeigen, dass es auf einem unbewohnbaren Planeten keine Arbeitsplätze geben wird und vor allem dass der Kampf für den Sozialismus in ihrem Interesse liegt. In Belgien haben bereits alle Gewerkschaften den Klimawandel als eine ihrer Prioritäten aufgegriffen. Viele wichtige Gewerkschaftsführer mobilisieren aktiv für die Demonstration zum Klimagipfel. Dies ist das Ergebnis des besonderen Augenmerks, das die wichtigste belgische Klimabewegung, „Climate Express“ genannt, seit jeher für soziale Gerechtigkeit und Gewerkschaften hatte.

[Das Interview führte Jann, Essen]
Olivier Goessens ist stellvertretender Vorsitzender von COMAC, der Studierendenbewegung der Partei der Arbeit Belgiens.

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Bildquelle: COMAC

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POSITION #5/2018
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