Anfang Mai 1945 klopfte es am Fenster eines antifaschistischen Arbeiterjugendlichen: „Was?“ flüsterte dieser, die Antwort: „Antifa!“. Beide stießen zu den Vertretern der Arbeiterparteien und der katholischen Arbeiterbewegung und bildeten mit diesen einen Antifa-Ausschuss. Angesichts der Tatsache, dass die Versuche, Massenkämpfe gegen den deutschen Faschismus auszulösen, gescheitert waren, wie die Sektion Frankreich des Nationalkomitees Freies Deutschland feststellte, waren es nun vor allem diejenigen, die aus dem Exil, KZ und Gefängnis zurückkehrten sowie die junge Generation, auf die sich der Plan, durch eine umfassende Demokratisierung dem Faschismus den Boden zu entziehen, stützen musste.
Dieser Plan, festgehalten auf den Treffen der Alliierten in Potsdam sowie in den Programmen der neugebildeten Parteien, erhielt seine konsequenteste Ausformulierung ebenso wie seine sozialistische Perspektive in der Programmatik der Kommunistischen Partei Deutschlands. Die KPD erkannte, dass in den Kämpfen um die Entnazifizierung des Staatsapparates von den demokratischen Kräften, vor allem den Interessenvertretungen der nichtmonopolistischen Volksschichten, wesentlicher Einfluss zu erkämpfen sei. Die in der sowjetisch besetzten Zone zugelassenen antifaschistisch-demokratischen Parteien konnten vieles umsetzen, z.B. eine Bodenreform, die Enteignung der Kriegsverbrecher und wichtigsten Nazis, die Entnazifizierung und Heranbildung einer neuen Intelligenz aus den werktätigen Schichten. Das öffnete durch eine antifaschistisch-demokratische Umwälzung den Weg zum Sozialismus.
Die Festigung der Spaltung
Aus Angst vor Demokratisierung organisierte die westdeutsche Bourgeoisie „Freedom and Democracy“, das schloss die Weiterverwendung der alten Nazis mit ein. Landarbeiterbewegungen und die Bewegung gegen die Remilitarisierung wurden niedergeschlagen, antifaschistische Organisationen verboten: 1951 die Freie Deutsche Jugend und der Demokratische Frauenbund, 1956 die KPD. 1947 wurden die westlichen Besatzungszonen erst zur Bi- dann zur Trizone auf dem Gebiet der späteren BRD zusammengelegt. Die demokratischen Kräfte organisierten einen Volkskongress, um die Einheit Deutschlands auf antifaschistisch-demokratischer Grundlage zu verteidigen. 1948 wurde eben dieser Volkskongress, aber auch der Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, ein Zusammenschluss antifaschistischer KünstlerInnen, verboten. Die Währungsreform spaltete Deutschland dann ökonomisch. Die zuerst vom Westen erfolgte politische Spaltung war dabei nur der Schlussstrich unter diese Entwicklung. Eine 1952 von der UdSSR eingebrachte Note zur friedlichen Wiedervereinigung ohne Bindung an die Blöcke wurde offiziell nicht beantwortet.
Die Spaltung Deutschlands ging vom westdeutschen Kapital und den dieses deckenden Westalliierten aus. Westdeutschland sollte zum antikommunistischen Frontstaat gegen Demokratisierung und Sozialismus werden. Und man sehe sich den Umgang mit der Bevölkerung der DDR seit 1989 an: Er ist es geblieben.
Von Kurt Baumann, Kassel
Kurt Baumann ist Historiker, Mitglied der Bildungskommission der Deutschen Kommunistischen Partei und der Leitung der Karl-Liebknecht-Schule in Leverkusen
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