Die Freie Deutsche Jugend (FDJ), gegründet als breite demokratische Organisation gegen Faschismus und Krieg, verkündete 1946 die Grundrechte der jungen Generation: Beteiligung am politischen Leben, die Herabsetzung des Wahlalters auf 18 Jahre, das Recht auf Arbeit, Erholung und Bildung. In der BRD arbeitete die SDAJ später mit einem ähnlichen Forderungskatalog – und tut es bis heute. Während in der DDR diese Rechte in hohem Maße verwirklicht wurden, mussten und müssen Jugendliche in der Bundesrepublik seit jeher um diese kämpfen.
Die sozialen und demokratischen Rechte waren in der DDR verfassungsmäßig garantiert. Doch sie existierten nicht nur auf dem Papier, sondern wurden im Rahmen des sozialistischen Aufbauprozesses auf- und ausgebaut. Arbeitslosigkeit gab es nicht, keiner konnte einfach entlassen werden. Schulbildung war kostenlos, außerschulische Bildung über Bücher und Kulturangebote erschwinglich. Das Schulsystem werten auch diejenigen, die keine Freunde der DDR sind, bis heute indirekt als Vorbild – nämlich dann, wenn sie die Bildungssysteme der nordischen Staaten loben, die diesem nachempfunden sind. Urlaubsmöglichkeiten gab es in den Ferienheimen des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes oder des eigenen Betriebs. Das war zwar keine Fernreise, aber Erholung war so erstmal gesichert. Während der Westen über die „eingeschränkte Reisefreiheit“ in der DDR höhnte, gab es solche Möglichkeiten für Geringverdienende dort nicht, geschweige denn, dass sich die Mehrheit dort eine Karibikreise leisten konnte. Von Anfang an stärkte die DDR die Stellung von Frauen in der Gesellschaft: Während in der BRD Frauen bis 1977 mit Zustimmung des Mannes lediglich etwas dazuverdienen durften, war es in der DDR normal, dass Frauen den gleichen Lohn erhielten und trotz Familie arbeiteten – auch weil eine gute öffentliche Kinderbetreuung dies ermöglichte.
Das Lied von der „SED-Diktatur“
30 Jahre nach dem Mauerfall spielen die Medien das Lied von der „SED-Diktatur“ rauf und runter. Entgegen dieser Darstellung erklärten 1997 einer Umfrage zufolge 45 Prozent der ehemaligen DDR-Bürger, man hätte „in hohem Maße“ oder „in mittlerem Maße“ mitbestimmen können. Über Massenorganisationen gab es Möglichkeiten, sich in gesellschaftliche Fragen einzumischen. Der Zugang zu Bildung, Freizeitangeboten und Kultur sowie ein geringerer Arbeitsdruck erlaubten den Austausch untereinander und schufen die Voraussetzungen, um sich eine Meinung über aktuelle Entwicklungen bilden zu können. Während in der BRD das Grundgesetz bis heute nicht durch ein Plebiszit bestätigt ist, stimmten 1968 in der DDR 94,5 Prozent der Bürger für eine neue Verfassung, die die sozialen Rechte weiter stärkte.
Solange die DDR existierte, war es in der BRD einfacher, erfolgreich um Verbesserungen zu kämpfen. Im Systemvergleich wollten die Herrschenden in Westdeutschland nicht schlechter als nötig abschneiden und waren deshalb zu Zugeständnissen bereit. Bei Tarifverhandlungen wurde die DDR deshalb als „dritter Verhandlungspartner“ angesehen. Dennoch mussten westdeutsche Jugendliche harte Auseinandersetzungen um ihre Rechte führen und gewannen sie nur manchmal. Den Jugendlichen in der DDR dagegen ging mit dem Mauerfall eine Reihe von gesicherten Errungenschaften verloren.
Lena, Berlin
Lena Kreymann (30) wohnt und studiert in Berlin. Sie ist Bundesvorsitzende der SDAJ.
Internationale Solidarität
Die DDR baute nicht nur im eigenen Land soziale und demokratische Rechte aus, sondern unterstützte weltweit diejenigen, die gegen Unterdrückung und Ausbeutung kämpften. Im Fall der in den USA wegen angeblicher „Unterstützung des Terrorismus“ angeklagten Kommunistin Angela Davis trug die DDR dazu bei, die Todesstrafe zu verhindern, indem sie internationalen Druck aufbaute. Tausende Kinder sandten Postkarten unter dem Motto „Eine Million Rosen für Angela“. Den Verfolgten der chilenischen Militärdiktatur ab 1973 half die DDR bei der Flucht und bot ihn einen sicheren Zufluchtsort. Weltweit hielt der sozialistische Staat guten Kontakt zu den antiimperialistischen Ländern und Bewegungen und unterstützte etwa Vietnam, Angola oder Nicaragua mit Berufsausbildungen. An diesem Internationalismus hatte auch die Jugend der DDR Anteil – internationale Solidarität war Bestandteil ihrer Erziehung. Die FDJ schickte zwischen 1964 und 1989 22 Freundschaftsbrigaden in 16 Staaten, die dort konkrete Unterstützung leisteten und den Kontakt mit den Jugendlichen vor Ort stärkten.
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