Daniel (33) aus Berlin hat eine körperliche Beeinträchtigung. Wir haben ihn gefragt, wie sich das auf sein Sexualleben auswirkt
POSITION: Hast du Sex? Bist du dabei eingeschränkt?
Daniel: Ich hatte schon Sex aber für meine 33 Jahre eher weniger. Ich kann die Male noch an meinen zehn Fingern abzählen.
Mir persönlich fällt nichts ein, was mir Spaß machen würde, was ich aber körperlich nicht könnte. Was alle beeinträchtigten Personen aber eint ist, dass uns Sexualität erst einmal abgesprochen wird. Doch nicht die Beeinträchtigungen sind das, was es für uns schwieriger macht Sexualität zu leben, sondern eine Gesellschaft die alles zur Ware degradiert und beeinträchtigte Körper abwertet.
Hast du auch mit nicht-behinderten Menschen Sex?
Im Gegensatz zur gesellschaftlichen Erwartung hatte ich bisher meistens Sex mit nicht-behinderten Menschen. Die Gesellschaft erwartet ja immer, dass Menschen mit Beeinträchtigungen nur Sex mit beeinträchtigten Personen haben. Mich machte das so wütend, dass es eine Zeit gab, wo ich mich emotional dazu gezwungen habe, mich nicht in eingeschränkte Menschen zu verlieben – was irgendwie eine Selbstabwertung war aber vor allem andere Personen mit Beeinträchtigung abwertete. Die nicht-behinderten Personen, mit denen ich Sex hatte, waren nicht automatisch „toleranter“. Ich habe sogar gegenteilige Erfahrung gemacht.
Nimmt dein Umfeld dich ernst oder sprechen Sie dir deine Sexualität ab?
Mein familiäres Umfeld hat mich in meiner Sexualität nie behindert. Mein restliches Umfeld nimmt mich ernst, aber nur solange es nicht Teil meines Begehrens ist. Ich denke, dass mir meine Sexualität nicht ganz abgesprochen wird, liegt an der eher leichten Form meiner Beeinträchtigung und daran, dass ich ein Mann bin. Der Sexismus hebt sich bei behinderten Menschen ja nicht auf.
Die Fragen stellte Domi, Neumarkt
Dieser Artikel ist aus der aktuellen POSITION, dem Magazin der SDAJ. Du kannst es für 10€ jährlich abonnieren unter position@sdaj.org