Bericht von einer Konferenz am Rande des längsten Streiks in der Geschichte von Rheinland-Pfalz
Über vier Monate dauert der Streik der etwa 140 StahlarbeiterInnen der Riva-Werke in Trier und Horath für die Anerkennung des Flächentarifvertrages der IG Metall bereits. Es sind die einzigen deutschen Standorte des italienischen Stahlkonzerns, für die kein Tarifvertrag gilt. Den internationalistischen Charakter dieser scheinbar kleinen Tarifauseinandersetzung belegte eindrucksvoll die während der 13. Streikwoche veranstaltete internationale Konferenz, zu der die IG Metall nach Trier eingeladen hat.
Die Suche nach dem effektivsten Ausbeutungsstandort
Die Streikenden zogen mit großem Transparent und Sprechchören wie: „Wir sind noch frisch, Riva an den Tisch!“ und „Hoch die internationale Solidarität!“ in den Saal. Vorne formierten sie sich als Block, sangen „Keiner schiebt uns weg“ und unterstrichen nochmals ihre Forderungen an Riva.
Neben Vertretern von der IG Metall Trier sprachen auch internationale Gäste wie Jean-Claude Bernardini, Geschäftsführer der Gewerkschaft OGBL/IGR aus Luxemburg, und Mirco Rota, Vorstandsmitglied der italienischen Metallarbeitergewerkschaft FIOM/CGIL. Beide betonten in ihren Reden, wie wichtig der internationale Kampf und die internationale Solidarität sind, um sich gegen global agierende, ausbeuterische Unternehmen zur Wehr setzen zu können. So meinte Mirco Rota, dass in einer globalen Marktwirtschaft ein Unternehmen wie Riva nur mit internationaler Solidarität bekämpft werden kann. Wenn der Streik in Trier und Horath scheitern sollte, hätte dies auch unmittelbare Auswirkungen auf die ArbeiterInnen in Italien. Denn, so Rota, Kapitalisten suchten sich für ihre Warenproduktion immer den Platz auf der Welt aus, an dem es ihnen am effektivsten möglich ist, das Proletariat auszubeuten. Ein Scheitern des Arbeitskampfs in Deutschland könnte langfristig das Wegbrechen der Arbeitsplätze der an Tarife gebundenen ArbeiterInnen in Italien bedeuten.
Aufgeben ist keine Option
Die Stimmung bei den Streikenden blieb gut. Besonders der Zusammenhalt zwischen den Werken in Trier und Horath sei besser und solidarischer als vor dem Streik: „Wir halten zusammen, wir sind schon eine Familie geworden. Dass es noch keine Annäherung für den Tarifvertrag gibt, verstehen wir alle nicht“, so eine Kollegin. „Wir sind unaufhaltsam, wir machen weiter bis zur Unterschrift“, sagt ein anderer Streikteilnehmer. „Man sieht durch den Streik das Internationale. Frankreich, Belgien und die restlichen Länder, die dabei sind, unterstützen uns und wir sie. Solidarisch sind die in jedem Fall. Unser Kampf ist deren Kampf und andersrum. Einer für alle und alle für einen. Und wie gesagt: Aufgeben ist keine Option.“ Da passt es, dass KollegInnen vom Daimler-Werk unangekündigt an der Sitzung teilnahmen und den Streikenden ihre Solidarität aussprachen. Der tosende Applaus, mit dem sie und ihre ermutigenden und kämpferischen Worte in Empfang genommen wurde, zeigte, wie gut Solidarität tut, wenn man sich im längsten Arbeitskampf der Geschichte von Rheinland-Pfalz befindet.
Phil, Trier
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